Die Vorboten der Cloud

Elektronische Post

Damals wie heute ist die E-Mail ein probates Mittel für den Informationsaustausch. Eine eigene Mailbox war allerdings 1988 noch selten. Die «E-Mail für alle ETH-Studenten» war eher vergleichbar mit einer Webseite. Computerworld berichtet am 25. April 1988, dass der Verein der Informatikstudenten an der ETH
Zürich einen Informationsdienst lanciert hat. Er sei entweder aus dem internen Kometh-Netz oder via Modem von extern erreichbar und enthalte einen Stellenmarkt, Studieninformationen sowie ein Vereinsforum.
Der elektronischen Post wurde 1988 attestiert, dass sie «die Bürolandschaft in den nächsten Jahren revolutionieren wird». Eine zentrale Komponente war das X.400-Interface, das just in diesem Jahr von der ISO normiert wurde. Den Experten am Computerworld-Symposium vom 24. Mai 1988 fehlte noch eine kurzfristige Vision für die Kommunikation via X.400. Allerdings waren sie überzeugt, dass «im nächsten Jahrzehnt mit 30 Millionen E-Mail-Benutzern gerechnet werden kann». Diese Prognose sollte sich als richtig erweisen, denn schon 1991 wurde die Schwelle von 30 Millionen Mailboxen überschritten. Ende 1999 gab es weltweit bereits ca. 560 Millionen E-Mail-Benutzer. Sie konnten bereits mit Microsoft Exchange (Verkaufsstart: März 1995) arbeiten. Der Vorgänger «Microsoft Mail» war im November 1988 lanciert worden. Die Software diente zunächst dem Datei-Austausch zwischen PC und Mac – einer damals grossen Herausforderung. Das Messaging war anfangs eher eine Nebensache.

Globale Vernetzung

Einen zählbaren Einfluss der Vernetzung auf das Geschäft hat die US-amerikanische PC-Handelskette Businessland realisiert. In einem Bericht von Computerworld vom 4. Juli 1988 ist von einer Verdopplung der Umsätze pro Angestelltem zu lesen. Auch sei die Produktivität innert Jahresfrist um 40 Prozent gestiegen. Das Unternehmen hatte 1985 damit begonnen, seine 93 Niederlassungen in Übersee und im Vereinigten Königreich zu vernetzen. Die drei Minirechner System/38 von IBM am Hauptsitz im kalifornischen San José wurden mit 130 Netzwerken verbunden, sodass alle rund 2400 Angestellten die Computerressourcen nutzen konnten. Über das Netzwerk konnte mit «B-Mail» (Businessland-Mail) kommuniziert, Software verteilt und Preis- sowie Produktinformationen übermittelt werden. Die Infrastruktur bestand hauptsächlich aus Ethernet-Hardware von 3Com, da sie auch die Verbindung zu Mac-Clients erlaubte, erklärte Businessland-Marketingdirektor Peter Hayes der Computerworld. Der Höhenflug der Handelskette sollte jedoch schon drei Jahre später jäh enden, als das milliardenschwere Unternehmen vom Industriekonzern JWC für mickrige 54 Millionen US-Dollar geschluckt wurde. Sinkende Preise für Computerkomponenten, grosse Überbestände in den Lagern und neuer Wettbewerb durch Versandhändler hatten Businessland in den Ruin getrieben.
Die heute noch sehr profitable Fast-Food-Kette McDonald’s setzte für die globale Vernetzung ab 1988 auf ISDN. Dafür installierte der Konzern am Hauptsitz in Oak Brook/Illinois rund 400 ISDN-Anschlüsse. Parallel wurden Wang-280-PCs mit Prototypen von ISDN-Schnittstellen­karten angeschafft. Laut Computerworld wurde ISDN aus­serdem in der regionalen Vermittlungszentrale der Telefon­gesellschaft Bell installiert. Diese USA-weite Pionieranlage zur Daten- und Sprachkommunikation über die Standardtelefonleitung kann durchaus als Vorgänger einer heutigen Cloud-Infrastruktur angesehen werden.



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