Mensch und Roboter im Zusammenspiel

Interaktion statt Ersatz

Jahrzehntelang dachte man bei Robotern immer an Ersatz für vermeintlich teure Mitarbeitende, besonders in der Fertigung. Für einfache Standardabläufe, aber auch bei gesundheitsgefährdenden Arbeiten in gefährlichen Umgebungen – etwa bei der Minenräumung oder bei Atom- und Chemieunfällen – werden auch heute noch ferngesteuerte Roboter eingesetzt. Doch bei «Industrie 5.0» geht es nicht mehr darum, Arbeiter an Fertigungslinien oder Büropersonal zu ersetzen. Vielmehr rückt die Interaktion mit Robotern, gekoppelt mit menschlicher Intuition und der Fähigkeit zur Problemlösung, in den Mittelpunkt. Mitarbeitende, ob nun im Büro oder in der Fabrik, müssen oft schwierige Entscheidungen treffen. Sowohl die Prozesse in der Administration als auch Produkte aus hoch automatisierter Fertigung haben an Komplexität zugenommen, was sie auch anfälliger für Fehlerquellen werden liess. Daraus können sich schwerwiegende Probleme mit hohen Kostenfolgen ergeben, wenn Dienstleistungen und Produkte ganz ohne menschliche Beteiligung entstehen. Fehlt nämlich die finale Plausibilitätsprüfung, kann dies aufgrund der dann nötigen Korrekturen kostenträchtige Folgen haben.
Industrie 5.0 als umfassender Prozess
Aktoren und Einflussfaktoren bei Industrie 5.0
Rüdiger Sellin
Um die verbleibende Industrieproduktion in Europa halten zu können, stehen Innovationen mit qualitativ hochwertigen Produkten und Dienstleistungen im Fokus. Dazu leistet das Industrial Internet of Things (IIoT) einen zentralen Beitrag. Das IIoT verbindet vernetzte Sensoren, KI und maschinelles Lernen in einem neuen Kontext. Parallel dazu entsteht mit der bereits heute laufenden Erhebung, Sammlung, Analyse und Verknüpfung grosser Datenmengen ein neuer Industriezweig – der Datenhandel (Big Data und Big Data Analytics). Durch die gezielte Verknüpfung von Big Data und KI im IIoT erhalten die Dienstleister und Produktanbieter ein sehr viel genaueres Bild über ihre Kunden, deren Nutzungsverhalten und Erwartungen.
Vor allem die produzierende Industrie mit ihren sehr hohen Investitionen in Produktentwicklung und Fertigungsanlagen verspricht sich davon genauere Marktdaten und in der Folge bessere, weil zielgerichtetere Produkte und Dienstleistungsangebote. Das «Vorbeiproduzieren» am Markt soll in Zukunft der Vergangenheit angehören, weil man die Kundenanforderungen und Kundenbedürfnisse besser kennt.
Der Mensch hat sich im Denken und Handeln offenbar nur wenig verändert, wohl aber das Umfeld – und zwar gewaltig. Künftig dienen uns vermehrt Touch- und Sprach-Schnittstellen sowie Systeme für eine erweiterte Realität (Augmented Reality, AR), mit denen wir unsere Bedürfnisse mitteilen, Feedbacks geben oder in der Produktion Maschinen steuern. Inwieweit Roboter gewisse Standardabläufe und -funktionen übernehmen werden, ist noch offen.



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