Historie
17.12.2018, 14:30 Uhr
Schweizer PC für Buchhalter
Vor 40 Jahren entwickelten Ingenieure an der EPFL einen Computer mitsamt einem dicken Software-Katalog. Während die Smaky-Hardware ausstarb, lebt die Crésus-Software weiter.
Die Westschweizer Epsitec-System hat Computergeschichte geschrieben. Das Unternehmen wurde vor 40 Jahren in Belmont-sur-Lausanne gegründet und spezialisierte sich zuerst auf die Herstellung und den Vertrieb von Computern. Die hauseigenen Smaky-Rechner (eine Kombination aus «SMArt» und «KeYboard») wurden in der Romandie gefertigt und dort auch hauptsächlich verkauft. Zu den Gründern zählten Kathy Nicoud und ihr Ehemann Professor Jean-Daniel Nicoud von der ETH Lausanne. Ihre Gründungsidee war, den Computerenthusiasten und den Schulen in der Westschweiz einen Zugang zu Mikrocomputern zu ermöglichen. Bis dahin war die Hochtechnologie hauptsächlich in den Labors der Universitäten
vorhanden. Frau Nicoud und zwei Mitgründer entwickelten die von Professor Nicoud und seinen Forscherkollegen konzipierten Rechner bis zur Marktreife weiter.
vorhanden. Frau Nicoud und zwei Mitgründer entwickelten die von Professor Nicoud und seinen Forscherkollegen konzipierten Rechner bis zur Marktreife weiter.
Westschweizer Hardware
Die ersten kommerziellen Computer von Epsitec-System waren die Smaky-6-Modelle im Jahr 1978. Die Rechner basierten auf einem Zilog-Mikroprozessor (Z80, 8-Bit) und besassen 64 Kilobyte Speicher. Herkömmliche Kassetten oder die noch raren Floppy-Disketten dienten als Datenspeicher. Eingebaut waren ein Bildschirm und ein Netzwerkanschluss. Das Betriebssystem war für jedermann zugänglich, alle Software wurde mit dem Smaky mitgebündelt.
Das quelloffene System wurde bald von diversen Jungentwicklern unterstützt, die selbst weitere Software schrieben. Basic, C/C++, Calm Assembler, Lisp, Logo, Modula 2 und Prolog gehörten zu den Programmiersprachen. Die Entwickler schufen damit unter anderem Software für das Dateimanagement, Desktop Publishing, die Tabellenkalkulation, Textverarbeitung, Zeichnungen und sogar einen Mac-Emulator. Selbstverständlich durften auch Computerspiele und Lernprogramme nicht fehlen. Der Software-Katalog wuchs rasch – auch dank der Nähe zur Wissenschaftsgemeinde – auf mehrere Dutzend Programme an.
Die ersten Verkaufserfolge mündeten in der Weiterentwicklung des Smaky. Im Jahr 1981 kam der Smaky 8 auf den Markt. Er besass eine 32-Bit-Architektur, ein Multitasking-fähiges Betriebssystem und konnte mit einer Computermaus bedient werden. Das Eingabegerät von Dubois & Dépraz wurde von Logitech verbessert und als P4 verkauft.
Im Jahr 1984 wurde der Smaky 100 lanciert, bei dem erstmals Bildschirm und Tastatur vom Computergehäuse getrennt waren. Das Luxusmodell Smaky 324 basierte auf einem 68020-Hauptprozessor sowie einem 68881-Coprozessor und konnte bis zu 16 Megabyte RAM adressieren. Es wurde standardmässig mit einem vertikalen Schwarz-Weiss-Bildschirm im A4-Format ausgeliefert und liess sich direkt mit Laserdruckern von Ricoh verbinden. Den ersten Farbbildschirm unterstützte der Smaky 300 im Jahr 1990, der wieder in die Tastatur integriert wurde. Es folgten 1992 der Smaky 130 mit einem eigenen Grafikchip und vier Jahre später Smaky 400, bei dem es sich um eine PCI-Steckkarte für Windows NT handelte.
Insgesamt wurden ca. 4000 Smaky-Rechner abgesetzt. Der Verkauf von Hardware wurde mit dem Aufkommen der i286/i386-PCs in den 1990er-Jahren zunehmend schwierig, sagt der heutige Geschäftsführer Pierre Arnaud.