Autonomes Fahren 30.06.2020, 14:30 Uhr

Radar lässt Autos um die Ecke sehen

Ein neu entwickeltes Radar-System soll es autonomen Fahrzeugen erlauben, auch um die Ecke zu schauen. So können rechtzeitig Fahrzeuge, Velofahrer und Fussgänger wahrgenommen werden.
Reflektierte Signale zeigen, was um die Ecke ist
(Quelle: Princeton)
Ein amerikanisch-deutsches Forscher-Team hat ein neues Radar-System entwickelt, mit dem Fahrzeuge um die Ecke sehen können. Das soll es beispielsweise selbstfahrenden Autos erlauben, bei einer Kreuzung Fussgänger und Radfahrer zu bemerken, bevor diese ins eigentliche Sichtfeld kommen. «Die Radarsensoren sind relativ kostengünstig, gerade im Vergleich zu Lidar, und skalieren für die Massenfertigung», betont Felix Heide, Informatikprofessor an der Princeton University. Das System könnte also relativ bald den Weg in Serienfahrzeuge finden.

Gefahren statt Raser

Im Prinzip nutzt das System normale Radarsensoren, wie sie auch in Radarfallen zum Einsatz kommen. Allerdings ist nicht das direkte Bild wichtig, wie bei der Erfassung von Rasern. Stattdessen nutzt der Ansatz Signale, die in anderen Anwendungen als Rauschen verworfen würden, nämlich Radiowellen, die von Oberflächen wie Hauswänden oder auch geparkten Autos reflektiert wurden. Diese können nämlich auf Objekten hinter einer Ecke und wieder via Wand letztlich zurück auf einen Sensor fallen.
Um mit diesen eigentlich schwachen Signalen geringer Auflösung sinnvoll um die Ecke zu sehen, kommen eigens entwickelte Algorithmen zum Einsatz, die die Daten mit KI-Methoden verarbeiten. «Erst müssen wir erkennen, ob da etwas ist. Wenn da etwas ist, ist es wichtig? Ist es ein Radfahrer oder Fussgänger? Dann müssen wir es lokalisieren», beschreibt Fangyin Wei, Informatik-Doktorandin in Princeton. Dabei macht sich das System unter anderem zunutze, dass bei von bewegten Objekten reflektierte Radiowellen der Dopplereffekt auftritt.

Autor(in) Thomas Pichler, pte



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