Gastbeitrag 18.10.2018, 08:15 Uhr

SD-WAN: mehr als eine ISDN-Alternative

Das Software-defined Wide Area Network ist weit mehr als eine adäquate Alternative zu ISDN. Es ermöglicht hochsichere Kollaboration und Kommunikation innerhalb von Unternehmen.
(Quelle: Shutterstock/Shaynepplstockphoto)
Die ISDN-Abschaltung der Swisscom sorgt seit Längerem für grossen Wirbel. Im Verlauf des nächsten Jahres soll sie endgültig abgeschlossen sein. Das sorgt für Frust bei Privatpersonen – und auch für Probleme in Unternehmen beispielsweise mit einer Filialstruktur. Moderne Technologie hilft, diese Probleme zu lösen und schafft zusätzlichen Mehrwert: SD-WAN (Software-defined Wide Area Network) ist die Grundlage für effiziente und sichere Kommunikation der Zukunft.
Bei einem Software-defined Network handelt es sich um ein Netzwerk, das nicht über physische Knotenpunkte definiert wird – wie etwa das Strassennetz einer Stadt –, sondern durch seine Datenströme. Da diese virtuell sind, können sie entkoppelt von der Hardware-Basis fliessen. Wide Area Network heisst nichts anderes, als dass das Netzwerk nicht lokal beschränkt ist. So können verschiedene Verbindungsarten, wie DSL, Mobilfunk, MPLS und andere, zu einer einzigen virtuellen Leitung gebündelt werden. Der Vorteil dieser Leitung ist, dass sie nicht fixiert ist wie ein in der Erde vergrabenes Kabel, sondern sich flexibel ihre Wege durch die Weiten des Netzes suchen kann. Je nach den individuellen Anforderungen können das Übertragungswege mit der höchsten Geschwindigkeit sein – oder etwas langsamere, dafür günstigere.

Neue Netztechnik

Bisher hat es zwei parallele Netze gegeben: das klassische Telefonnetz und das moderne IP-Netz. Mit der ISDN-Abschaltung reagieren die Anbieter nun auf diese eigentlich unnötige Doppelkapazität. Wirkliche Einbussen in Sachen Verbindungsqualität ergeben sich dadurch nicht, denn Voice over IP (VoIP) kann mit der althergebrachten Sprachübertragung ohne Weiteres mithalten. Auch die komplexesten Telefonanlagen können heute auf Basis von IP-Technologie realisiert werden. In diesem Zusammenhang wirbt Swisscom unter anderem mit wesentlich besserer Sprachqualität und neuen Funktionen, so können etwa unerwünschte Werbeanrufe blockiert und Namen von Anrufern angezeigt werden. Auch sonst fügt sich IP-Telefonie wesentlich besser in die digitale Umwelt der heutigen Zeit ein. Natürlich sind bei der Umstellung auf eine neue Technologie einige Anpassungen notwendig. Bei der Telefonie-Umstellung hängt das vor allem auch von der Unternehmensgrösse und -struktur ab. Für eine Konzernzentrale, die schon über exzellente Breitbandverbindungen verfügt, hält sich der Aufwand in Grenzen. Einige spezielle Dienste müssen aber dennoch umgestellt werden, etwa Aufzugs- und Notrufsysteme. Ein Problem sollte aber auch das nicht darstellen. Bei kleineren Firmen und in einzelnen Filialen beruhte die Telefonanlage allerdings oftmals noch auf ISDN. Wenn nicht schon geschehen, sollten sich die Verantwortlichen hier schnell nach neuen Lösungen umsehen. ISDN wurde bisher gerne als Backup genutzt für den Fall, dass DSL ausfällt. Doch auch für die Zeit nach ISDN soll diese Möglichkeit erhalten bleiben. Kommunikationstechnologie auf dem Niveau des 21. Jahrhunderts bei gleichzeitiger Sicherheit und Stabilität bietet SD-WAN.

Beispielhafter Umstieg

Wer auf SD-WAN umsteigen will, muss auf Hardware-Seite nur den alten Router durch ein modernes SD-WAN-Endgerät ersetzen. Damit wird die Verwaltung des Netzwerks wesentlich vereinfacht. Ausserdem bietet die neue Technologie auch Einsparpotenziale. Je nach Priorität kann Netzwerk-Traffic über unterschiedliche Kanäle geleitet werden. Besonders geschäftskritische Anwendungen können so über den schnellsten verfügbaren Kanal kommunizieren. Datenintensive, aber weniger wichtige Anwendungen können ihren Traffic auf verschiedene Kanäle aufteilen und dadurch Verbindungskosten sparen. Spezielle Algorithmen analysieren dazu vordefinierte Kriterien und wählen je nach Einstellung den schnellsten oder günstigsten Pfad für eine Anwendung aus. Diese Kriterien umfassen unter anderem Paketverluste, Netzwerkstörungen, Netzwerkstaus und Latenzzeit. Unternehmen können auf diesem Weg die Sicherheit von MLPS mit anderen günstigeren Übertragungsarten individuell kombinieren.
Ausserdem können SD-WAN-Geräte selbstständig Anwendungen erkennen und deren Sicherheits- und Restriktionseinstellungen übernehmen. Dank rotierender Schlüssel der Schnittstellen mit leistungsfähiger Kryptografie wird zusätzliche Sicherheit gewährleistet.

Mehr als nur ein ISDN-Ersatz

Cloud-Technologien sind aktuell ein Megatrend der Digitalwirtschaft. Fast alle Unternehmen möchten agiler werden und die neuen Lösungen für sich nutzen. Doch die Cloud steht und fällt mit der Internetverbindung. Mit Multi-Clouds und IoT-Geräten wird es noch komplizierter und noch mehr Datenströme kreuzen sich. Traditionelle Netzwerke bringt das an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit. Fällt das Internet aus, geht in einem Unternehmen von heute fast nichts mehr – Daten in der Cloud sind unerreichbar und SaaSAnwendungen funktionieren nicht. Dynamische, Softwaredefinierte Netzwerke können für den Fall, dass ein Übertragungskanal ausfällt, Datenverkehr auf andere Kanäle umleiten. Intelligente Agents analysieren das Netzwerk in Echtzeit und können so den optimalen Pfad für eine SaaS-Anwendung ausfindig machen. Bei Performance-Einbussen helfen diese Analysen den zuständigen Administratoren ausserdem dabei herauszufinden, auf welchem Pfad konkrete Probleme vorliegen.

Überall sicher arbeiten

Mit dem Siegeszug von mobilen Endgeräten und der Cloud kommt ein weiterer Trend: Immer mehr Menschen kommen zum Arbeiten nicht mehr ins Büro. Für die Arbeitnehmer, die sich lange Anfahrtswege sparen können, bedeutet das ein grösseres Mass an Freiheit, den IT-Verantwortlichen bereitet das allerdings zunehmend Sorgen. Schliesslich darf bei all dem die Sicherheit nicht zu kurz kommen. Wie schafft man es also, dass Mitarbeiter von unterwegs auf sensible Unternehmensdaten zugreifen können, ohne dass diese in falsche Hände gelangen können? Eine effektive Verschlüsselung der Datenströme ist Pflicht, aber auch die verteilte Kommunikation über SD-WAN trägt zu mehr Sicherheit bei. Schliesslich müsste ein Hacker nicht nur einen Kanal knacken, sondern sämtliche WAN-Pfade entschlüsseln – sonst hätte er nur einen kleinen zusammenhanglosen Teil der übertragenen Daten. Dieser Umstand sorgt dafür, dass sich die Sicherheit potenziert.
Beim mobilen Arbeiten muss natürlich auch die Kommunikation mit der Konzernzentrale sichergestellt werden. Die SD-WAN-Technologie ermöglicht nicht nur eine stetige und gute Sprachwiedergabe, sondern auch Videochats ohne Ruckeln. Falls Probleme mit dem Notebook der Aussendienstmitarbeiter auftreten, haben die Administratoren auch noch verbesserten Remote-Zugriff.

Fazit: Performance und Sicherheit

SD-WAN vereinfacht und automatisiert das Verbindungsmanagement und stellt so Ausfallsicherheit sowie Performance gleichermassen sicher. Daneben können Unternehmen Kosten senken und den Einsatz von Cloud- und SaaSLösungen sicherer und effektiver machen. SD-WAN ist somit weit mehr als ein blosser Ersatz für ISDN.
Event
Am Citrix Day vom 13. November in Zürich sehen und erleben Sie konkrete Beispiele lokaler Citrix-Kunden sowie -Partner und tauchen ein in mögliche Lösungen – präsentiert von den Fachspezialisten von Citrix, Digicomp und der BCD-Sintrag. Sie können Ihr Programm aus 20 Präsentationen, Case Studies und Workshops rund um die neuen Citrix-Lösungen individuell zusammenstellen. www.digicomp.ch/citrixday
Der Autor
Steve Mayer, Country Manager Schweiz
Steve Mayer ist Country Manager Schweiz bei Citrix. Am Citrix Day von Digicomp am 13. November 2018 hält er die Keynote-Rede.
www.digicomp.ch/citrixday

Das könnte Sie auch interessieren