08.09.2005, 19:59 Uhr

Bessere Versorgung durch bessere

Wie gewährleistet ein Spital Ärzten und Pflegekräften zuverlässigen Zugriff auf sensible Patientendaten und zugleich deren wirksamen Schutz? Eine moderne Access-Infrastruktur ermöglicht E-Health für Erbringer und Empfänger medizinischer Leistungen.
Gsundheit ist informationsintensiv. Ob in der medizinischen Versorgung oder der Verwaltung, Informations- und Kommunikationstechnologien sind im Gesundheitswesen längst unverzichtbar. In einem besonderen Spannungsfeld steht die Spitalinformatik: Immer mehr Möglichkeiten und höheren Ansprüchen stehen steigender Kostendruck, Wettbewerb der Gesundheitseinrichtungen und Konsolidierung des Versorgungsangebotes gegenüber. Dabei wird der Zugang zu sensiblen Informationen zunehmend kritisch, wenn zent-rale Systeme sämtliche Patientendaten verwalten, für Diagnosezwecke eingesetzt werden und auch die administrativen Aufgaben zusehends anspruchsvoller und umfangreicher werden. E-Health heisst dann: wirksames Kosten-Management bei laufender Leistungssteigerung.

IT kostet (weniger)

Vor allem Wartung und Betrieb heterogener IT-Systeme belasten Budgets und lassen kaum Spielraum für dringend benötigte Innovationen - da geht es den IT-Verantwortlichen im Spital nicht anders als ihren Kollegen in anderen Branchen. Mit einer Server-basierten IT-Infrastruktur lässt sich diese Komplexität reduzieren. Dabei werden sämtliche Daten und Anwendungen auf Servern im Rechenzentrum gespeichert und ausgeführt, während auf dem jeweiligen Endgerät nur die Bildschirmansicht aktualisiert wird. Die Vorteile sind Plattform-unabhängigkeit und die Möglichkeit, sich der immer schneller drehenden Investitionsspirale zu entziehen, ohne den Anschluss an notwendige Innovationen zu verpassen. Zum Beispiel so: Die Verwaltung nutzt Windows-Desktops, während in der Röntgenabteilung Unix-Workstations im Einsatz sind; zugleich greift das Pflegepersonal über diverse Endgeräte - Thin Client, Pocket-PC oder und RIS-Applikationen sowie die Daten aus Personaleinsatzplanung, Bettendisposition oder Leistungserfassung zu. Da alle Anwendungen zentral auf dem Server laufen, funktionieren diese unabhängig von Betriebssystem und Prozessorleistung des Endgeräts.
Gleichzeitig verringert sich der Aufwand für die IT-Administration, die die gesamte IT-Umgebung zentral verwaltet und neue Anwendungen oder Updates nicht mehr an jedem einzelnen Arbeitsplatz installiert. Doch nicht nur für die Administratoren, auch auf Anwenderseite wird mit Online-Support und E-Learning-Angeboten die Produktivität erhöht.

Das mobile Spital

E-Health bringt aber auch neue Leistungen - allen voran mehr Sicherheit, Informationsverfügbarkeit und Mobilität. Anvertraute Patientendaten erfordern höchste Umsicht, um die Risiken von Datenverlust oder -diebstahl zu minimieren. Verteilte, unbeaufsichtigte Endgeräte sind eine Schwachstelle in jedem Sicherheitskonzept. Anders, wenn sämtliche Daten im gesicherten Rechenzentrum verwahrt und verarbeitet werden. Zugleich werden Ärzte und Pflegepersonal von Mehrfacherfassung und Backup-Prozeduren entlastet. Bei der Übertragung zwischen Client und Server werden die kontextlosen grafischen Informationen zusätzlich verschlüsselt und nach der Benutzersitzung vom jeweiligen Endgerät entfernt. Damit ist auch über das Internet der Zugriff auf sensible Informationen ohne jedes Risiko möglich.
Eine zweistufige Authentifizierung mit Smartcard, Token und biometrischen Verfahren sowie Single Sign-On erhöhen die Sicherheit zusätzlich - ein grosser Vorteil, wenn es schnell gehen muss: Wird ein Arzt zu einem Notfall gerufen, bleibt keine Zeit, erst alle Anwendungen zu schliessen und den PC zu sperren. In einer intelligenten Access-Umgebung genügt es, zum Beispiel die Smartcard aus dem Lesegerät zu ziehen. Die Benutzersitzung bleibt auf dem Server noch vier Stunden geöffnet, so dass der Anwender nach seiner Rückkehr am selben Punkt weiterarbeiten kann. Oder der Arzt übernimmt per so genanntem Smooth Roaming die Sitzung automatisch beim Logon auf einem anderen Endgerät, zum Beispiel auf seinem Pocket-PC. Von dort hat er Zugriff auf alle benötigten Informationen - etwa eine Medikamentenunverträglichkeit des Patienten. Zugleich wird die Session auf dem verlassenen Desktop automatisch geschlossen.
Mobilität ist im modernen Spitalbetrieb unabdingbar. Ob bei der Visite am Krankenbett, am Unfallort, an den Röntgenschirmen, auf weitläufigen Spitalarealen oder in externen Arztpraxen - uneingeschränkter Zugriff auf aktuelle Patientendaten und andere Informationen ist kritisch und kann Leben retten. Daher entwickelten die Städtischen Kliniken Mönchengladbach einen mobilen Visitewagen, der mit dem Krankenhausinformationssystem über WLAN verbunden ist. Ärzte und Schwestern greifen während der Visite auf die zentral verwalteten Daten und Anwendungen zu und können sofort weitere Aufträge, etwa für Labor oder Radiologie, erfassen. Ein Smartcard-System erlaubt den schnellen, sicheren Wechsel zwischen verschiedenen Benutzern.
In einer solchen Access-Infrastruktur sind alle Programme sofort mobil: Die Bildschirmdarstellung wird automatisch den Grafikeigenschaften des Endgerätes angepasst und die Anwender arbeiten mit der vertrauten Programmoberfläche. Das ist gerade in Notfallsituationen, wenn jeder Handgriff sitzen muss, ein grosser Vorteil gegenüber speziellen Mobil-Versionen. Weniger dramatisch, aber ebenfalls bedeutsam: auch Diktieren wird mobil. Auf dem Server veröffentlichte Diktiersoftware kann durch lokale Mikrofone, Dect-Telefone, Handys und sogar Voice over IP angesprochen werden.

Neue Verbindungen

Wettbewerbs- und Kostendruck werden den Trend zu Kooperationen und Fusionen im Gesundheitswesen verstärken. Längst weiss man, wie kritisch die reibungslose Integration der gewachsenen Informatikstrukturen für den Fusionserfolg ist. In einer Server-basierten Umgebung sind heterogene IT-Systeme der Fusionspartner kein Handicap: Alle Anwendungen und Daten stehen in kürzester Zeit an sämtlichen Standorten bereit. Auch ein Parallelbetrieb unterschiedlicher Systeme ist unproblematisch. Die Server-Landschaften werden in einem Rechenzentrum konsolidiert, ohne die medizinische Versorgung oder den sonstigen Spitalbetrieb zu beeinträchtigen.
Auch ein Outsourcing der Spitalinformatik wird zur Option. So entschied sich das Kantonsspital Bruderholz, Baselland, fast alle Desktop-Anwendungen für rund 650 Arbeitsplätze auszulagern - darunter das Klinikinformationssystem, ein Web-basierter Pacs-Viewer sowie Applikationen für Finanz-, Personal- und Materialmanagement, Personaleinsatzplanung, Bettendisposition sowie Ressourcen- und Agenda-Planung und die Einzelleistungserfassung gemäss Tarmed.
Oder es ergeben sich neue Ko-operationsformen wie die der Amper Kliniken AG. Diese nutzt ihre Server-based Computing-Umgebung, um eine komplette IT-Infrastruktur für das Neurologische Krankenhaus München bereitzustellen. Beide Seiten profitieren: Das Münchner Krankenhaus nutzt alle benötigten Anwendungen, ohne sich um Administration und Wartung zu -kümmern. Zugleich profitiert man vom fachlichen Know-how der Amper Kliniken, die alle IT-Lösungen selbst einsetzen. Im Gegenzug kann die Amper Kliniken AG Investitionen refinanzieren und laufende Kosten senken.
Einen wichtigen Beitrag zur Verwirklichung des E-Health Ansatzes leistet das Internet als selbstverständliche Kommunikationsplattform, über die sich verschiedene Gesundheitseinrichtungen untereinander vernetzen und integrierte Versorgungslösungen anbieten. Eine Server-basierte Access Infrastruktur ermöglicht sicheren Zugang zu gemeinsam genutzten IT-Ressourcen: Alle, auch niedergelassene Ärzte, greifen mit einem Standard-Webbrowser auf zentrale Anwendungen und Daten zu und müssen dafür keinerlei lokale Installationen vornehmen.
In letzter Konsequenz erreicht E-Health nicht nur die Gesundheitsprofis, sondern auch Patienten und - nicht zu vergessen - Gesunde. Ganz im Sinne der WHO, die einen breiteren Zugang der Öffentlichkeit zu wichtigen Informationen erwartet, um die Gesundheit zu fördern und Krankheiten vorzubeugen.
idg, Klaus Scheibe



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