Jubiläum 14.07.2020, 09:45 Uhr

25 Jahre MP3: Wie ein Datenformat die Musikindustrie auf den Kopf stellte

Das in Deutschland entwickelte Datenformat MP3 hat nicht nur die Übertragung von Musikstücken im Internet erst möglich gemacht. Es hat die gesamte Musikindustrie auf den Kopf gestellt. Eine kryptische Dateiendung wurde zum Symbol eines weitreichenden Wandels.
Karlheinz Brandenburg, Leiter der Fraunhofer Arbeitsgruppe für Elektronische Medientechnologie (AEMT) Ilmenau, sitzt im Klanglabor des AEMT-Instituts
(Quelle: Heinz Hirndorf/dpa-Zentralbild/dpa)
«1000 Songs in Deiner Tasche.» Bei der Premiere des ersten iPods im Oktober 2001 brachte Apple-Chef Steve Jobs das revolutionäre Konzept des Musik-Dateiformats MP3 auf den Punkt. Das Verfahren MP3 zur Datenreduktion ermöglichte es, dass tatsächlich 1000 Musikstücke auf einer kleinen Festplatte Platz fanden. MP3 wurde aber nicht in Kalifornien erfunden – sondern in weiten Teilen im fränkischen Erlangen. Vor 25 Jahren – am 14. Juli 1995 – einigten sich Forscher am Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen darauf, die Dateinamenserweiterung «.mp3» für den von ihnen massgeblich entwickelten Datei-Standard zu nutzen.
Die Ursprünge des MP3-Projekts reichen bis in das Jahr 1982. Damals ging es darum, Musikdateien so kleinzumachen, dass man sie in ordentlicher Qualität über eine digitale Telefonleitung (ISDN) übertragen kann. Der Student Karlheinz Brandenburg machte die scheinbar unlösbare Aufgabe zum Thema seiner Doktorarbeit am Lehrstuhl für Technische Elektronik in Erlangen.

Nächste Generation des Tons

Bald ging es aber nicht mehr nur darum, eine Musikübertragung via ISDN-Telefonie zu ermöglichen. Ein kleines Team in Erlangen nahm sich vor, die nächste Generation des Tons für Hörfunk und Fernsehen zu definieren. Finanziert wurde die Forschung vor allem aus dem EU-Projekt «Eureka». «Wir waren absolute Neueinsteiger, wir hatten noch nie in diesem Bereich ein Gerät gebaut», erinnert sich Brandenburgs Kollege Bernhard Grill. «Wir hatten auch keine Erfahrung in Rundfunktechnik. Wir sind von Null gestartet – auf der grünen Wiese.»
Anfangs mussten die Forscher aus Erlangen gegen massive Vorbehalte ankämpfen, die insbesondere von Konkurrenten aus der Wirtschaft gestreut wurden. «Wir waren eben Forscher, und das hat die Konkurrenz ziemlich ausgenutzt, um uns einen bestimmten Ruf anzudichten – nach dem Motto, wir würden uns nur Dinge ausdenken, die sowieso in der Praxis so schwer umzusetzen sind und die keiner vernünftig machen wird», so Grill.



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