Smarte Ware aus Schweizer Fabriken
ABB: Cloud und die Blockchain
Alec Joannou, der Group CIO von ABB, gab Mitte vergangenen Jahres der Computerworld zu Protokoll, dass eine seiner grössten Herausforderungen die Befähigung der Mitarbeiter im Umgang mit dem permanenten technologischen Wandel sei. Sein Konzern wird vom Industriekonzern zum Technologieanbieter. Dabei spannt ABB seit Juli 2020 noch stärker mit Accenture zusammen. Eines der Hauptziele ist es, die «Ability»-Lösungen von ABB weiterzuentwickeln. «Wir werden uns auf fortschrittliche Zustandsüberwachungsdienste zur Vermeidung von Maschinenausfällen durch vorbeugende Wartung und auf Fertigungsautomatisierungslösungen für noch mehr Effizienz in der Fabrik konzentrieren», so Bernd Heisterkamp, Digital Leader im Geschäftsbereich Antriebstechnik von ABB. Hierfür soll Accentures Know-how insbesondere im Bereich der Azure-Technologien vermehrt eingesetzt werden.
Die in jüngerer Vergangenheit häufiger lancierten Angriffe auf Industrieanlagen will ABB gemeinsam mit IBM abwehren. Eine Kooperation beider Unternehmen wurde im Oktober 2020 angekündigt, zusammen mit einem Monitoring- und Überwachungsservice. Die während der Attacken gesammelten Daten können an die Spezialisten von IBM weitergegeben werden, um Schwachstellen zu erfassen respektive proaktiv zu schliessen. Die neuen Partner planen, in Zukunft weitere Services für den Schutz vor Cyberbedrohungen zu entwickeln.
Für die Informatikinfrastruktur setzt ABB neu auf Google Cloud. Der Hyperscaler soll helfen, mit Methoden aus Data Science, künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen die interne IT-Qualitätssicherung zu vereinfachen und zu verbessern. Im Rahmen der Rationalisierung des IT-Betriebs – «Programm Rio» – verfolgt ABB einen Cloud-First-Ansatz: Sowohl in den strategischen Rechenzentren als auch in entfernten Niederlassungen sollen bestimmte Dienste automatisiert respektive konsolidiert werden. Die IT-Abteilung des Konzerns arbeitet weiterhin mit Tata Consultancy Services (TCS) zusammen für die Umgestaltung der Hosting-Infrastruktur und das Cloud-Service-Management.
Gemeinsam mit dem Start-up Ormera setzt ABB auf die Blockchain-Technologie für ein neues Endprodukt: Smart Meter für die Stromabrechnung. Die Hardware von ABB erfasst die Daten zu Stromproduktion und -verbrauch von Solaranlagen. Sie werden automatisch auf die Blockchain-Applikation von Ormera übertragen. Die Applikation ordnet die Daten dem jeweiligen Verbraucher zu und verrechnet den Tarif automatisch über die hinterlegte Zahlungsverbindung. Durch die in Echtzeit verfügbaren Informationen können die Stromtarife flexibel nach Jahreszeit oder Tagesverlauf gestaltet und der Preis dynamisch an Strompreisbörsen und Wetterlagen angepasst werden. Als weitere Einsatzgebiete sieht ABB beispielsweise die Gas- und Wasserrechnung oder die Verrechnung des bezogenen Stroms an Auto-Ladestationen.
Zusammen mit dem Hyperscaler Amazon Web Services (AWS) entwickelt ABB ausserdem eine Cloud-basierte Lösung für das Echtzeit-Flottenmanagement von Elektrofahrzeugen. Die Lösung soll den effizienten Einsatz der Fahrzeuge ermöglichen und es den Flottenbetreibern zukünftig erlauben, die Geschäftskontinuität bei der Umstellung auf vollelektrische Fahrzeuge aufrechtzuerhalten. Die beiden Partner wollen die Plattform bereits in der zweiten Hälfte dieses Jahres lancieren.