Meeting IG SAP CH 24.11.2021, 14:00 Uhr

Schweizer SAP-Kunden und die «relative Marktmacht»

Das neue Kartellrecht war ein Diskussionspunkt am Meeting der Interessengemeinschaft SAP CH. Ob Updates zukünftig für Schweizer Firmen günstiger werden, war noch nicht zu erfahren.
Felix Schraner von Ixar Legal unternahm einen Ausflug in das künftige Kartellrecht
(Quelle: computerworld.ch)
Per 1. Januar 2022 wird das Konzept der «relativen Marktmacht» explizit in das Schweizer Kartellrecht aufgenommen. Die Vorschriften gelten dann nicht nur für Monopolisten und marktbeherrschende Unternehmen, sondern auch für Firmen, die sich durch eine besondere Dienstleistung oder ein spezielles Produkt eine konkurrenzlose Situation geschaffen haben. Sowie auch Unternehmen, deren Produkte bei einem Kunden im Einsatz sind und nur mit unverhältnismässig hohem Aufwand ersetzt werden können.
Zum Beispiel: Das Geschäft des Kunden X basiert auf einer betriebswirtschaftlichen Software Y. Wenn diese Software ein Update benötigt, muss der Kunde das Update beim Hersteller Y beziehen. Gemäss neuem Kartellrecht darf er dabei nicht mehr beim Preis gegenüber einem anderen (ausländischen) Kunden benachteiligt werden. Das gilt neu sowohl für «relativ marktmächtige» als auch «marktbeherrschende» Unternehmen.
Über Chancen und Risiken der Gesetzesänderungen im Nachgang der «Fair-Preis»-Initiative referierte Felix Schraner von der Kanzlei Ixar Legal an einer Tagung der «Interessengemeinschaft SAP Schweiz» (IG SAP CH) in Zürich. Der Kartellrechtsanwalt stellte in seinen Ausführungen keinen direkten Bezug zur Preispolitik von SAP her. Den rund 90 Vertretern von Schweizer Anwenderunternehmen riet er jedoch: «Vergleichen Sie vor der nächsten Verhandlungsrunde die Preise von ausländischen Kunden in einer ähnlichen Konstellation und bereiten Sie eine Verhandlungsstrategie vor.»

Einsparungen in Millionenhöhe möglich

Initiator Peter Hartmann konnte am Meeting der IG SAP rund 90 Gäste persönlich begrüssen
Quelle: computerworld.ch
Die IG SAP will nach den Worten des Sprechers Peter Hartmann die Mitglieder unterstützen, wenn in den Verhandlungen mit SAP allfällige Fragestellungen auftauchen. Die Interessengemeinschaft versteht sich als Sprachrohr gegenüber dem Hersteller. Sie zählt neu 116 Mitglieder mit einer SAP-Lizenzsumme von rund 600 Millionen Franken. Günstigere Preise für Lizenzen und Wartung bedeuten über alle Mitglieder hinweg schnell mal Einsparungen in Millionenhöhe.

«S/4 ist digitale Transformation»

Viele der Schweizer IG-Mitglieder sind damit beschäftigt, ihre ERP-Software zu erneuern. An dem Anlass sprachen Vertreter eines Versicherungsdienstleisters und zweier Industriebetriebe über die Chancen und Herausforderungen der Migration auf S/4Hana. Nach wie vor ist zu vernehmen, dass es eine Herausforderung sei, einen echten Business Case für die Transformationsprojekte zu konstruieren.
Aus der Perspektive des Beratungshauses TWZ St. Gallen gibt es bei der Migration auf S/4 keinen Bedarf für einen Business Case. Für Referent Peter Rohner war das neue ERP-System vielmehr die Grundlage für die digitale Transformation des Geschäfts. «Auch nach 30 Jahren der Prozessoptimierung sind noch Potenziale im Backend, die man nur mit dem ERP ausschöpfen kann», meinte der Experte. Nach seinen Worten müssten zuerst die Hausaufgaben im Backend gemacht werden – sprich: die Migration auf S/4 – um anschliessend mit den neuen Technologien wie beispielsweise Cloud, künstlicher Intelligenz und Robotic Process Automation die neuen Geschäftsmodelle entwickeln zu können. Dann müssten Business und IT zusammenspannen, denn nur mit den gebündelten Kompetenzen gelänge die Transformation, so Rohner.



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