Auf Druck der DSAG
09.01.2018, 12:23 Uhr
SAP verlängert On-Premise-Lösung im Personalwesen
Auf Druck der Deutschsprachigen SAP Anwendergruppe (DSAG) will SAP in Sachen Personalwesen länger als ursprünglich vorgesehen eine On-Premise-Lösung anbieten
Viele Unternehmen stehen vor der Frage, wie sie ihre Prozesse im Personalwesen künftig abbilden sollen – On-Premise, in der Cloud oder als hybride Lösung. Die Aussage von SAP lautete bislang: Die bisherige ERP-Lösung für das Personalwesen (SAP Human Capital Management – HCM) wird noch bis 2025 als On-Premise-Lösung verfügbar sein. Und für die Zeit danach hat SAP bis jetzt strategisch die Cloud- bzw. Software-as-a-Service-Lösung SuccessFactors positioniert.
Grund genug für die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe (DSAG), die auch die Schweizer User vertritt, eine Umfrage zur SAP-Strategie im Personalwesen unter ihren Mitgliedern durchzuführen. Ein Ergebnis der Befragung: Viele Unternehmen wünschen sich mehr Klarheit von SAP.
Diesem Wunsch ist der Softwarehersteller jetzt offenbar nachgekommen: Es wird eine neue On-Premise-Lösung für das Personalwesen geben, deren Wartung der Softwarehersteller bis 2030 zusichert. Die DSAG begrüsst diesen ersten Schritt: «Es ist gut, dass SAP jetzt zumindest bis 2030 eine On-Premise-Lösung bietet und vielen unserer Mitgliedsunternehmen damit erst einmal Optionen ermöglicht», erläutert Jean-Claude Flury, DSAG-Vorstand Business Networks Integration. Er hat die DSAG-Forderung nach einer klaren Aussage von SAP zur Zukunft aller Module in der Personalwesen-Lösung HCM begleitet. Dieser Forderung nachkommend, wird SAP eine neue On-Premise-Lösung auf den Markt bringen, die ab 2023 zur Verfügung stehen soll. Details hat SAP in einem Statement veröffentlicht.
Die neue Lösung soll ausschliesslich auf der HANA-Datenbank laufen. Für die Migration werden entsprechende Services und Tools zur Verfügung gestellt. Zudem wird es für die neue Lösung im Personalwesen eine eigene Wartungsstrategie geben, da sie unabhängig neben S/4HANA laufen wird. Bestandskunden sollen eine Lizenzkonvertierung nach den bestehenden S/4HANA-Konvertierungsregeln erhalten.
Anwender bevorzugen On-Premise-Betriebsmodell
Die Ergebnisse der Umfrage, die innerhalb des mehr als 3‘000 Mitgliedspersonen umfassenden DSAG-Arbeitskreises Personalwesen durchgeführt wurde, hat gemäss DSAG zum Entscheid von SAP beigetragen. So haben etwa 97 Prozent der Befragten die Personalwesen-Lösung SAP HCM im Einsatz. Ein Viertel setzt SuccessFactors ein und 9 Prozent nutzt Concur für das Reisemanagement. Ersteres ist die Cloud-Applikation, die SAP als zukünftige Heimat des IT-gestützten Personalwesens auserkoren hat.
Auf die Frage, welches Betriebsmodell für SAP-Software im Personalwesen ihr Unternehmen strategisch in den nächsten Jahren voraussichtlich realisiert, gaben 41 Prozent der Befragten an, dass sie ihr Betriebsmodell ausschliesslich oder überwiegend On-Premise sehen. 42 Prozent der Befragten gaben an, eine hybride Lösung bestehend aus On-Premise und privater oder public Cloud zu bevorzugen, während zirka 7 Prozent eine Cloud-Only-Lösung in Erwägung ziehen.
Auf die Frage, welches Betriebsmodell für SAP-Software im Personalwesen ihr Unternehmen strategisch in den nächsten Jahren voraussichtlich realisiert, gaben 41 Prozent der Befragten an, dass sie ihr Betriebsmodell ausschliesslich oder überwiegend On-Premise sehen. 42 Prozent der Befragten gaben an, eine hybride Lösung bestehend aus On-Premise und privater oder public Cloud zu bevorzugen, während zirka 7 Prozent eine Cloud-Only-Lösung in Erwägung ziehen.
Mit der Zwischenlösung kommt SAP somit vor allem den 41 Prozent der Befragten entgegen, die ihr Betriebsmodell strategisch vor allem On-Premise sehen.
Cloud-Lösung erfüllt Anforderungen noch nicht
Die zögerliche Haltung der Umfrageteilnehmer gegenüber der von SAP präferierten Cloud-Lösung überrascht den DSAG-Arbeitskreis-Sprecher Personalwesen Hermann-Josef Haag nicht. Als Anwender weiss er selbst um die Herausforderungen und Hindernisse, denen die Umfrage-Teilnehmer bei der Umsetzung der SAP-Strategie gegenüber stehen (Mehrfachauswahl war möglich). «Wir haben gezielt danach gefragt und mehr als die Hälfte (54 Prozent) hält die funktionalen Anforderungen des Personalwesens in den neuen Cloud-basierten Lösungen für noch nicht ausreichend erfüllt. Umso begrüssenswerter ist die von SAP jetzt angebotene Zwischenlösung», so Haag.
Etwa 26 Prozent der Befragten begründen ihre Zurückhaltung in Bezug auf die Cloud-Lösungen mit der Befürchtung, die Kontrolle über die Software zu verlieren – insbesondere über die individuellen Teile. Mit knapp 27 Prozent spielt auch die Unsicherheit bei der Einhaltung von Regulatorik, Compliance und Security eine signifikante Rolle. «Wo liegen die Daten? Wo gehen die Daten hin? Wie gehen wir mit Verträgen um? Wer zahlt, wenn das Rechenzentrum von SAP streikt und die Lösung nicht verfügbar ist? Hier gibt es grosse Fragezeichen, die den Anwendern eine Entscheidung für die neuen, Cloud-basierten Lösungen erschweren. Mit der neuen Lösung bekommen wir hier mehr Zeit zur Klärung», so der DSAG-Arbeitskreis-Sprecher.
Etwa 26 Prozent der Befragten begründen ihre Zurückhaltung in Bezug auf die Cloud-Lösungen mit der Befürchtung, die Kontrolle über die Software zu verlieren – insbesondere über die individuellen Teile. Mit knapp 27 Prozent spielt auch die Unsicherheit bei der Einhaltung von Regulatorik, Compliance und Security eine signifikante Rolle. «Wo liegen die Daten? Wo gehen die Daten hin? Wie gehen wir mit Verträgen um? Wer zahlt, wenn das Rechenzentrum von SAP streikt und die Lösung nicht verfügbar ist? Hier gibt es grosse Fragezeichen, die den Anwendern eine Entscheidung für die neuen, Cloud-basierten Lösungen erschweren. Mit der neuen Lösung bekommen wir hier mehr Zeit zur Klärung», so der DSAG-Arbeitskreis-Sprecher.
Integrationsansatz vermisst
Weitere Hindernisse auf dem Weg zur SuccessFactors-Lösung sehen knapp 23 Prozent der Befragten beim Thema Lizenzen, knapp 21 Prozent fehlen Informationen hinsichtlich der Migration, zirka 13 Prozent der Befragten kritisieren zudem den fehlenden Einfluss auf Verfügbarkeit und Support der neuen Lösung. Und etwa 20 Prozent halten die Integrationsfähigkeit in andere Software-Module für nicht ausreichend.
«Eine Umstellung auf SuccessFactors würde den Einsatz von Schnittstellen in die ERP-Lösung notwendig machen und das widerspricht dem bisherigen Integrationsansatz von SAP. Als Anwender-Gemeinschaft vermissen wir diesen in der Zukunftsstrategie von SAP», erklärt Flury. Die DSAG begrüsse daher diesen ersten Schritt, werde aber kritisch beobachten, wie die neue Lösung im Hinblick auf die Kundenanforderungen konkretisiert wird. Dazu zählten u. a. ein geeignetes Lizenzmodell, benötigte Funktionalitäten, die Abdeckung gesetzlicher Anforderungen, die kontinuierliche Weiterentwicklung und die Integrationsfähigkeit. Diesbezüglich bleibe die DSAG im Gespräch mit SAP, wird versichert.