Neue Arbeitswelten
02.08.2018, 05:37 Uhr
Jobs in Zeiten der Digitalisierung: Mut ist gefragt
Die digitale Transformation eröffnet völlig neue Möglichkeiten für das Business. Auf der anderen Seite kämpfen Firmen mit einem wachsenden Bildungsgefälle zwischen den Mitarbeitern. Drei Beispiele zeigen, wie der Spagat gelingen kann.
Laut dem Bundesamt für Statistik gibt es in der Schweiz 581'954 Unternehmen. Und mindestens genauso viele Geschichten verbergen sich hinter den Herausforderungen der Digitalisierung. Eine überwältigende Mehrheit des Managements, das an der jährlichen Swiss-IT-Umfrage teilgenommen hat, schaut zuversichtlich in die Zukunft: 87 Prozent der Befragten beurteilen ihr Unternehmen für fähig, die Herausforderungen zu meistern; 54 Prozent sind sogar sehr überzeugt, dass der Wandel gestemmt werden kann.
Dabei mangelt es nicht an Baustellen. Zu den grössten Herausforderungen zählen Manager die Komplexität von Digitalisierungsinitiativen, die Gewährleistung der IT-Sicherheit sowie die Bewältigung der Datenmenge und -qualität.
Wissensgefälle im Team vermeiden
Eine ganz eigene Form von Komplexität stellt sich dem Glarner Früchte- und Gemüsehandel, Gebrüder Gentile, in Näfels. Das KMU muss ein Team von rund 100 Mitarbeitern mit einem hohen Bildungsgefälle durch die Digitalisierung führen. «Das Change Management macht die Unternehmensführung anspruchsvoll», sagt Geschäftsführer Renato Häfliger. «Trotzdem sind wir schon relativ weit und arbeiten bereits weitgehend papierlos.» Die Herausforderungen seien gewiss da, gerade für ein kleines KMU ohne eigene IT-Abteilung. «Knacknuss ist die Schulung», sagt Häfliger. Im Handelsunternehmen herrscht sechs Tage die Woche 24-Stunden-Betrieb, weshalb nie alle Mitarbeiter vor Ort. seien. Dennoch legt er besonderen Wert auf den Wissenstransfer.
Um alle im Team mit den komplexeren Abläufen vertraut zu machen, hat sich das Unternehmen für einen einfachen und effektiven Ansatz entschieden. Um den Anforderungen des Schichtbetriebs gerecht zu werden, entwickelte die Firma ein umfassendes Wiki für möglichst alle Prozesse im Unternehmen. Darin werden die Mitarbeiter Schritt für Schritt durch alle Anwendungen geführt. Über Suchfunktionen und eine Integration etwa in das Intranet ist das Wiki für alle gut bedienbar. «Das ist auch wichtig, um das Bildungsgefälle im Unternehmen zu meistern», betont Häfliger.
Die Anwenderkenntnisse variierten, die Software-Umgebungen würden zudem komplexer. Heute, zwei bis drei Jahre nach dem Start, verlaufe die Umstellung im Grossen und Ganzen gut, das Mittel sei zweckmässig, bilanziert der Geschäftsführer. Nur in Einzelfällen sei der Umstieg noch harzig. «Wir müssen die Mitarbeiter dazu ‹erziehen›, dass sie sich aktiv die nötigen Infos beschaffen», führt Häfliger aus. Dazu würden jene, die sich mit über das Wiki lösbaren Fragen an Kollegen wendeten, dazu aufgefordert, in diesem nachzusehen. Die Datenbank sei auch wichtig für neue Mitarbeiter, die sonst bei null anfangen müssen, sagt Häfliger. Das koste Zeit, die eingespart werden könne.