Auf einen Kaffee mit - Marc Vontobel, Starmind
19.10.2018, 11:34 Uhr
«Mein Vorbild ist Alibaba-CEO Jack Ma»
Marc Vontobel ist Chief Technology Officer und Co-Gründer des KI-Spezialisten Starmind. Im persönlichen Interview erklärt Vontobel was Innovation für ihn bedeutet, weshalb ihn künstliche Intelligenz fasziniert und mit welchem IT-Pionier er sich gerne einmal unterhalten würde.
Computerworld: Definieren Sie Innovation.
Marc Vontobel: Innovation bedeutet für mich, trotz Erfolg Neues auszuprobieren.
CW: Künstliche Intelligenz fasziniert Sie ...
Vontobel: Weil man, wenn man die Technologien richtig einsetzt, dem Menschen Fähigkeiten geben kann, die bis anhin undenkbar gewesen sind. KI ergänzt und unterstützt menschliche Stärken und kann sie drastisch verbessern.
CW: Ihre Prognose, wann die künstliche die menschliche Intelligenz übertreffen wird, lautet ...
Vontobel: Nicht in den nächsten 20 Jahren und nicht auf Basis heutiger Hard- und Software. Was wir heute KI nennen, ist nicht viel mehr als sehr performante Statistik. Die Konzepte dahinter sind 60 Jahre alt.
CW: Spielen Sie Go? Was halten Sie von dem Strategiespiel, bei dem eine KI inzwischen die besten menschlichen Spieler schlägt?
Vontobel: Nein, ich spiele kein Go. Aber das KI-System Alpha Go ist eine faszinierende Demonstration von Rechenpower. Nur ein Computer schafft es, derartig viele mögliche Szenarien durchzuspielen und sich diese auch zu merken. Hierfür ist das Leben des Menschen zu kurz und sein Hirn nicht dafür ausgelegt.
CW: Sie kommen morgens gerne ins Büro ...
Vontobel: Da ich bei Starmind die Chance habe, mit so vielen intelligenten Menschen zusammenzuarbeiten. Meine Kolleginnen und Kollegen haben Doktortitel in den Fächern Mathematik, Physik, Computerlinguistik, Psychologie oder Computerwissenschaften. Manche haben sogar Titel in Kombinationen daraus. Sie können sich vorstellen, dass man dadurch nie auslernt und jeden Tag aufs Neue inspiriert wird. Der Austausch untereinander ist uns sehr wichtig und ein essenzieller Bestandteil unserer Firmenkultur.
CW: Ihr Vorbild ist ...
Vontobel: Jack Ma, der Gründer des chinesischen Webriesen Alibaba. Ma ist nicht nur unglaublich erfolgreich, sondern ein Vordenker dafür, wie die Zukunft aussehen wird und wie wir etwa unser Bildungswesen verändern müssen, damit unsere Kinder in dieser Welt zurechtkommen.
CW: Zuletzt verblüfft hat Sie ...
Vontobel: Als die Algorithmen unseres kleinen KI-Teams diejenigen des grossen Facebook geschlagen haben.
CW: Auf diesen Social Networks sind Sie unterwegs ...
Vontobel: Um das Profinetzwerk LinkedIn kommt man fast nicht herum, wenn man innerhalb kürzester Frist viele Personen rekrutieren muss. Facebook nutze ich privat, um mit Freunden auf der ganzen Welt in Kontakt zu bleiben und auf Instagram bin ich meiner Frau zuliebe.
CW: Den besten Start-up-Pitch, den Sie je erlebt haben, stammt von ...
Vontobel: Der beste Pitch kommt von einem Kleinstunternehmer, den ich auf kiva.org unterstütze. Dort finde ich immer wieder innovative Menschen, die mich überzeugen. Es ist schön, direkt helfen zu können.
CW: Mit dieser berühmten Person würden Sie sich gerne einmal unterhalten ...
Vontobel: Als Computerwissenschaftler hätte ich gerne Konrad Zuse getroffen, den Erfinder des ersten Computers.
CW: Die Top 3 Ihrer Bucket-List ...
Vontobel: Um die Welt segeln, eine abgeschiedene Alphütte renovieren und ausbauen sowie ein Auto aus einem Selbstbaukit eigenhändig montieren. Leider ist es schwierig, für diese Autos die Freigabe der MFK zu bekommen.
CW: Ihre grösste Tugend ...
Vontobel: Ich bin selbst motiviert und versuche, diese Energie auch an andere in meinem Umfeld weiterzugeben.
CW: Ihr grösstes Laster ...
Vontobel: Ein «Bettmümpfeli» vor dem Schlafengehen.
CW: Wenn Sie nicht bei Ihrer jetzigen Firma arbeiten würden, käme folgender Job infrage ...
Vontobel: Dann wäre ich gerne Papa in Vollzeit (lacht).
CW: Ihr Lieblingsessen ...
Vontobel: «Chäschüechli» von Migros und dazu Salat (lacht).
CW: An der Bar bestellen Sie ...
Vontobel: Einen Moscow Mule.
CW: Wenn Sie nicht im Büro sind, dann ...
Vontobel: Spielen Freunde und Familie die grösste Rolle in meinem Leben. Zudem versuche ich, mich immer mal wieder handwerklich zu betätigen – mit mässigem Erfolg.
CW: Ihr Tipp für eine Auszeit...
Vontobel: Ich glaube man muss sich immer genügend Zeit für die Familie und sich selbst nehmen und sich Freiräume neben der Arbeit schaffen. Ich achte darauf, dass ich ein ausgeglichenes Leben habe und darum bin ich nicht wirklich ein Experte für längere «Auszeiten».
CW: Zu Hause ist...
Vontobel: Wo meine Frau und mein Sohn sind.
CW: Ihr liebstes Gadget...
Vontobel: Ich habe den Ruf, die neuesten Gadgets zu bestellen und diese nach ein paar Tagen wieder zu verkaufen. Meist finde ich wohl die Werbung attraktiver als das Gadget selbst.
CW: Der Spitzname in Ihrer Jugend lautete...
Vontobel: Ich hatte nie einen Spitznamen und Marc ist auch schwierig zu kürzen.
CW: Ihr Spitzname heute...
Vontobel: Mein Sohn sagt zu mir «Dada».
CW: Diese Serie haben Sie zuletzt gesehen...
Vontobel: Die Serie Westworld auf Netflix. Sie handelt von einem Freizeitpark in der Zukunft, in dem sämtliche Protagonisten im Park von Menschen nicht unterscheidbare Roboter sind.
CW: Sie haben drei Wünsche frei: Diese lauten...
Vontobel: Dass Künstliche Intelligenz entmystifiziert und Menschen wirklich verstehen, was Computer können und was eben nicht. Dass Ausbildungs- und Schulsysteme auf die Zukunft ausgerichtet werden und nicht mehr primär an der Vergangenheit. Dass Starmind es schafft die Menschen weltweit wieder ins Zentrum des digitalen Wandels zu stellen.
Zur Person
Marc Vontobel
ist Chief Technology Officer und Mitgründer der 2010 ins Leben gerufenen Starmind. Das auf künstliche Intelligenz spezialisierte Unternehmen entwickelt Algorithmen, die erkennen sollen, über welches Fachwissen einzelne Mitarbeiter verfügen, um diese bei offenen Fragen im Arbeitsalltag untereinander zu vernetzen. Das soll lange Suchen nach den richtigen Experten reduzieren und Wissen in Unternehmen einfach verfügbar machen.