Im Kampf gegen Corona
14.04.2020, 08:24 Uhr
Mehrheit ist für Handydaten-Auswertung
Standortdaten von Handys im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus auswerten, ohne Zustimmung der Nutzerinnen und Nutzer: Ein solches Vorgehen stösst laut einer Umfrage in der Schweiz mehrheitlich auf Zustimmung, wenn es zeitlich befristet wäre.
Viele Schweizerinnen und Schweizer befürworten das Tracken von Personen, um die aktuelle Pandemie einzudämmen
(Quelle: Archiv NMG)
Die Slowakei hat es erlaubt, Israel ebenfalls, und in asiatischen Ländern wird es längst praktiziert: Die Auswertung von Handydaten, um auf Standorte und Kontakte von Corona-Infizierten hinzuweisen. Die Schweiz hat bislang bloss anonymisierte Swisscom-Handydaten auswerten lassen, um die Reiseaktivitäten der Bevölkerung nachträglich abzubilden.
Innenminister Alain Berset forderte eine Debatte über eine breitere Verwendung dieser Technologie in Zukunft. Es müsse darüber diskutiert werden, der Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, freiwillig persönliche Informationen zu teilen, die es den Behörden ermöglichten, die Entwicklung einer Epidemie zu verfolgen.
Der Bund könnte gar einen Schritt weiter gehen, wie eine Umfrage zeigt, die der «Bote der Urschweiz» vor Ostern publizierte (Bericht nur für Abonnenten zugänglich). Demnach sagen 69 Prozent der Befragten eher oder klar ja zur staatlichen Auswertung von Smartphone-Standortdaten ohne Zustimmung der Bürgerinnen und Bürger.
Zuspruch im Tessin
Voraussetzung wäre, dass der Einsatz notrechtlich auf ein paar Monate befristet würde und wenn dadurch Menschenleben gerettet sowie die wirtschaftlichen Einschränkungen rascher gelockert werden könnten. 29 Prozent der Befragten sind klar oder eher gegen eine solche Verletzung der Privatsphäre.
Während die Zustimmung in der Deutschschweiz bei 70 Prozent liegt und im Tessin gar bei 79 Prozent, sind die Westschweizer mit 66 Prozent zurückhaltender. Die von Bundesrat Berset angesprochene Möglichkeit der Datenauswertung auf freiwilliger Basis erhält ebenfalls mehrheitlich Zustimmung. 68 Prozent der Befragten würden eine solche Gratis-App freiwillig auf Ihr Smartphone herunterladen.
Die Firma publitest hat die repräsentative Umfrage im Auftrag der Zeitung in dieser Woche durchgeführt. Sie befragte dazu 1000 Schweizerinnen und Schweizer in allen Sprachregionen.