Gastbeitrag 18.10.2018, 09:00 Uhr

Zeitenwende bei der Gebäudesicherheit

Sicherheitslösungen, die sich intelligent verknüpfen lassen, sind inzwischen Standard. Ein Blick in die Zukunft eröffnet neue Szenarien. Etwa das Handy als konzernweiter Türöffner mit individuellen Zugangsberechtigungen.
Jüngste Lösungen gehen mit der Entwicklung «Zutritt per Smartphone» sogar noch einen Schritt weiter als aktuelle Zugangssysteme
(Quelle: Shutterstock/Zephyr_p)
Die Industrie 4.0 ist mit beeindruckender Geschwindigkeit in vielen Branchen und Unternehmen angekommen. Gebäude und Anlagen können anhand neuer digital gestützter Systeme zuverlässig gesichert und Zutrittslösungen mit Zeiterfassung sowie dem Workforce Management verbunden werden. Längst setzen viele Unternehmen elektronische Ausweise für die Zutrittskontrolle, Zeiterfassung und weitere Anwendungen ein. Mit RFID-Identifikationsmedien buchen Mitarbeiter berührungslos ihre Arbeits- und Pausenzeiten oder starten ihren PC, im Büro in der Firma oder im mobilen Office.
Bei hohen Sicherheitsanforderungen gehört die biometrische Zutrittskontrolle in vielen Gebäuden bereits zum Standard. So steuert beispielsweise der Bankenverband der Sparkassen Bayern, ein zentraler Dienstleister für die bayerischen Sparkassen, mithilfe einer Biometrielösung den Zutritt und die Zeiterfassung. Neben gestiegener Betriebssicherheit und präziseren Managementprozessen für die Belegschaft wurde auch der Administrationsaufwand reduziert. Mitarbeiter nutzen die berührungslose 3D-Fingerabdruckerkennung, um ihre Arbeitszeiten zu buchen und Zugang zum Arbeitsplatz zu erhalten.

Und was kommt danach?

Sicher gibt es auf diese fundamentale Frage keine einfache Antwort. Betrachtet man jedoch die Szenarien auf der Basis heutiger integrierter Sicherheitslösungen, so zeichnet sich eine bedeutende Zeitenwende am Horizont ab. Hersteller arbeiten an Lösungen für die Zutrittskontrolle der
Zukunft. Bei diesen neuartigen Systemen benötigen Mitarbeiter etwa durch die Integration der Funktionen für die Zutrittskontrolle und die Zeiterfassung auf einem einzigen Medium nicht mehr eine Vielzahl unterschiedlicher ID-Karten, PIN-Codes, Passwörter und Schlüssel. Stattdessen befinden sich alle benötigten Applikationen auf einem Multifunktionsausweis.
Anwender nutzen ihre Ausweise, um den PC-Arbeitsplatz zu sperren, etwa sobald sie zum Kaffeetrinken oder in die Kantine zum Mittagessen gehen. Eine spezielle Applikation erlaubt ihnen dabei die bargeldlose Bezahlung. Betreibt ein Unternehmen einen eigenen Fahrservice, zum Beispiel mit einem Pendlerbus, gestatten die gleichen Identifikationssysteme die Benutzung. Ebenso lassen sich mit Multifunktionsausweisen Fahrzeuge aus dem firmeneigenen Fuhrpark ausleihen und auftanken. Jedes Unternehmen kann seiner Firmenphilosophie entsprechend die gewünschten Applikationen auf den Identifikationsmedien hinterlegen, um den Mitarbeitenden zusätzliche Dienstleistungen, wie den Besuch des hauseigenen Fitnesscenters, anzubieten.
“Dank IoT und Digitalisierung boomen smarte Lösungen für die Zutrittskontrolle„
Jörg Wissdorf
Sollten die Identitätskarten einmal verloren gehen, werden sie einfach im System gesperrt und neue ausgestellt. Lange Beantragungsprozesse, bei denen Mitarbeitende mehrere Wochen auf ihren Ausweis warten müssen, gehören auf diese Weise der Vergangenheit an. Der damit verbundene Personalaufwand ebenso.
Jüngste Lösungen gehen mit der Entwicklung «Zutritt per Smartphone» sogar noch einen Schritt weiter. Das Smartphone fungiert dabei als Zutrittsausweis, was die Anwendung noch nutzerfreundlicher macht. Diese Form der Zutrittskontrolle integriert ganzheitlich auch das private Nutzerverhalten, sodass die Mitarbeiter kein weiteres Medium wie einen Chip oder eine Karte mehr benötigen. Noch interessanter wird das Szenario mit Blick auf die automatische Vergabe von Zutrittsrechten. Mit ihrer Hilfe können Unternehmen mehrere Dutzend, Hundert oder auch Tausend Zutrittsrechte parallel verwalten. Trotz dieser hohen Anzahl lässt sich dabei genau steuern, welche Person wann welche Bereiche betreten darf. Diese Lösung gewährleistet Zutrittssicherheit zu jeder Zeit. Denn bei einem Jobwechsel, Umzug oder Austritt eines Mitarbeiters aus dem Unternehmen passen sich seine Zutrittsberechtigungen automatisch dem Mitarbeiterstatus an. Jede Änderung tritt auf diese Weise in Echtzeit in Kraft.

Digitale Individualisierung im Fokus

Eine aktuelle Studie der deutschen Initiative für Informations- und Internet-Sicherheit (NIFIS) geht davon aus, dass die Nachfrage nach IT- und Informationssicherheit bis 2025 weiterhin deutlich zunehmen wird. Bedingt durch steigende kriminelle Handlungen, wie Überwachungs- oder Spionageakte, sind Unternehmen heute mehr denn je gefordert, ihre Firmengebäude zuverlässig abzusichern.
Individualisierte Online-Systeme bieten den Komfort einer zentralen Steuerung und Kontrolle. Konkret heisst das, dass Alarmsituationen gemäss den unternehmensspezifischen Sicherheitsanforderungen festgelegt werden können – eine entscheidende Voraussetzung für sicherheitsrelevante Bereiche in Banken, in der Forschung und Entwicklung, bei Energieanbietern oder in öffentlichen Bereichen wie Bahnhöfen und Flughäfen.
Die neusten Zutrittssysteme erlauben bei Alarm automatisch die Einleitung von Sicherheitsmassnahmen und senden eine Nachricht an den zuständigen Administrator. Der Vorteil dieser Lösung besteht darin, dass die nötigen Massnahmen von mehreren Orten oder einer übergeordneten Zentrale für die Zutrittkontrolle erfolgen können. Hierzu zählen die Verwaltung und das Sperren von Ausweisen, das Ändern von Berechtigungen sowie das Alarmmanagement. In der Praxis bedeutet das zum Beispiel: Definierte Ein- und Ausgänge lassen sich zu bestimmten Tageszeiten freischalten und wieder sperren. Bei Systemen mit Alarmfunktionen löst das System ereignisabhängig einen Alarm aus – sei es bei einem unzulässigen Zutrittsversuch, bei überschrittener Türöffnungszeit oder bei versuchter Sabotage. Die jeweiligen Reaktionen kann jedes Unternehmen über entsprechende Konfigurations-Tools individuell definieren und bei Bedarf an neue Szenarien anpassen. Ein Alarm kann dann etwa wahlweise mithilfe eines akustischen Signals gemeldet oder direkt an die Zentrale weitergeleitet werden. Mit dem Ziel der unmittelbaren Gebäudesicherung, der weiteren Bearbeitung, der Protokollierung oder der Archivierung.

Ausblick: Smart Building

Dank der digitalen Transformation und den Entwicklungen im Bereich des Internet of Things boomen intelligente Lösungen für die Zutrittskontrolle und Gebäudesicherheit. Immer mehr Büros, Produktionsstätten, Einzelhandels-Outlets und andere Einrichtungen verwandeln sich durch die digitalen Entwicklungen zu intelligenten Gebäuden.
Gemäss dem Datenportal Statista ist im Marktsegment für vernetzte Sicherheitstechnik bis zum Jahr 2020 mit einem Umsatzwachstum von über 41 Prozent zu rechnen. Wie aktuelle Lösungen für die Zutrittskontrolle zeigen, erschliessen sich in Zukunft durch die Digitalisierung zahlreiche Möglichkeiten, Zutrittssysteme individuell an den Bedarf von Unternehmen anzupassen. Anbieter, die auf Zutrittslösungen spezialisiert sind, führen bereits entsprechende Systeme, die zusätzlich aufgrund ihrer Skalierbarkeit durchaus als zukunftssicher einzustufen sind.
Der Autor
Jörg Wissdorf
Jörg Wissdorf ist Geschäftsführer von Interflex Datensysteme, einem Anbieter von integrierten Systemen für die Zutrittskontrolle und die Zeiterfassung. www.interflex.de

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