Android und Co 24.09.2010, 13:04 Uhr

Am Anfang stand der Name

Ohne coolen Namen lässt sich die beste Technik nicht besonders vermarkten. Doch wie kamen eigentlich Microsofts Internet Explorer oder Googles Android zu ihrer Bezeichnung? Computerworld.ch liefert die Hintergrundinfos zu 14 Hightech-Produkten.
Ein Filmdialog inspirierte zum Namen des bekannten MP3-Player von Apple.
Grossartige Technik entscheidet nicht immer über den Markterfolg eines Produktes. Die richtige Vermarktung ist leider oftmals matchentscheidend. Und sie funktioniert meistens nur mit einem eingängigen Namen.
Doch coole Namen finden ist das eine. Abklären, ob sie nicht schon geschützt sind, schon schwieriger. Fast unmöglich ist es zudem, herauszufinden, ob die gewählte Bezeichnung nicht in einer anderen Sprache, falsche Assoziationen weckt. So gab es etwa bei der Einführung des MP3-Players von Microsoft einen kleinen Aufstand in Israel, weil "Zune" fast so tönt wie das hebräische "F-Wort".
Welches sind also die Kriterien für einen guten Markennamen und wie sind die Schöpfer auf ihre Idee gekommen. Computerworld ist der Geschichte hinter den Namen diverser Produkte nachgegangen, und dabei teilweise auf schräge Zusammenhänge gestossen.

Inhalt dieses Artikels:

o Internet Explorer
o Facebook
o iPod
o Java
o Sony
o Blackberry
o Firefox
o Twitter
o Windows 7
o ThinkPad
o Android
o Wikidedia
o Mac-OS X
o Red Hat
Internet Explorer
Besonders kreativ war Microsoft nicht, als der Konzern im Jahr 1995 einen Namen für seinen Browser suchte, mit dem man das Internet entdecken kann. Sonst wäre die Wahl wohl kaum auf "Internet Explorer" gefallen. Auch war wohl den Redmondern nicht aufgefallen aufgefallen, dass das kleine Unternehmen SyNet bereits die Rechte an der Bezeichnung "Internet Explorer" besass. Die kleine Firma bezeichnete damit ein Programm, mit dem man in globalen und privaten Netzwerken "browsen" konnte.
Microsoft einigte sich schliesslich mit SyNET über die Zahlung einer niedrigen Millionensumme und durfte fortan den Namen nutzen. Die Rechte an dem Markennamen "Internet Explorer" verblieben aber dennoch bei SyNET. Microsoft sicherte sich nur den Markennamen "Microsoft Internet Explorer".
Vor kurzem hat der Software-Riese übrigens die Beta-Version vom Internet Explorer 9 zum Download freigegeben, die viele Neuerungen mit an Bord hat.
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Facebook
Der Student der Harvard-Universität Mark Zuckerberg war bereits 2003 an seiner Uni bekannt wie ein bunter Hund. In diesem Jahr hatte er Facemash.com online gestellt und die Universität warf ihm wegen dieser Website die Umgehung von Sicherheitsmassnahmen, Verletzungen der Privatsphäre und des Urheberrechts vor. Letztendlich kam Zuckerberg mit einem blauen Auge davon. Facemash.com gilt heute als der Vorläufer des Social Networks Facebook.
Mit "Facebook" werden in den USA Publikationen bezeichnet, die zum Semesterbeginn veröffentlicht werden und Bilder und Daten aller Studenten und Mitarbeiter einer Universität enthalten. Einige dieser Facebooks wurden Anfang der 2000er Jahre online publiziert. Anfang 2004 war Zuckerberg verärgert, dass seine Universität so lange benötigte, um das Facebook online zu stellen. So lancierte er Anfang Februar 2004 auf der Website "thefacebook.com" einfach ein inoffizielles Facebook der Harvard-Universität. Die Website wurde zum Hit. Sie wurde immer weiter ausgebaut und schliesslich auch für Nicht-Harvard-Studenten geöffnet. Heute verzeichnet Facebook weltweit über 500 Millionen registrierte User.
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iPod: Ein Filmdialog steht Pate
Noch während der MP3-Player entwickelt wurde, sprach Apple-Chef Steve Jobs von seiner Strategie, den Mac in den Mittelpunkt aller anderen Geräte zu stellen. Der freie Werbetexter Vinnie Chieco wurde eigens dafür engagiert, dem Gerät vor seiner Markteinführung 2001 einen Namen zu geben. Angeregt wurde Chieco durch den Film "2001: Odyssee im Weltraum" von Stanley Kubrick, in dem mit Bezug auf das Raumschiff der Satz fällt "Öffne das Gondelschleusentor, HAL! (Open the pod bay doors, HAL). Mit einer Gondel (englisch "pod") verlässt der Astronaut David Bowman das Mutterschiff und wird gegen Ende des Streifens vom Bordcomputer HAL nicht mehr eingelassen.
Dem Marketing-Experten schwebte der "pod" daher als Musik-Satellit zum Mutterschiff Macintosh vor. Da es schon den iMac gab, war iPod die naheliegende Bezeichnung. (Randnotiz: Umgekehrt ist der Name des renitenten Computers in Kubricks Weltraum-Opus von IBM abgeleitet. Wenn man die Buchstaben des Blauen Riesen um eine Position im Alphabet nach vorne verschiebt, erhält man HAL).
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Java
Bereits 1991 setzte sich ein kleines Team bei Sun zum Ziel, eine schlanke objektorientierte Programmiersprache zu entwickeln, die auf unterschiedlichsten Geräten lauffähig sein sollte. Eine Reihe begabter Sun-Entwickler gründete dazu ein eigenes Projekt und nannte sich "Green Team". Bereits ein Jahr später wurde die in der Entwicklung befindliche Programmiersprache auf den Namen "Oak" (Eiche) getauft. Zwischenzeitlich soll die Programmiersprache angeblich auch "Green" geheissen haben.
Letztendlich entschied man sich aber bei Sun 1995 für den Namen "Java". Dafür soll Kim Karin Polese verantwortlich gewesen sein, die zu dieser Zeit bei Sun als Produkt Managerin für die neue Programmiersprache tätig war.
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Sony
Heute zählt Sony mit über 180'000 Mitarbeitern zu den grössten Unternehmen der Welt. Als der Konzern aber am 7. Mai 1946 gegründet wurde, hiess er zunächst "Tokioter Elektro-Unternehmen" (Tokyo Tsushin Kogyo Kabushiki Kaisha).
Wenige Jahre später entwickelte das Unternehmen das erste Transistorradio, das auf den Namen "Sony TR-55" getauft wurde und zu einem Verkaufsschlager wurde. Der Begriff "Sony" selbst war ein Kunstname und entstand aus dem lateinischen Wort "sonus" (Klang) und dem englischen Modewort der 1950er-Jahre "sonnyboy". Das Tranistorradio wurde weltweit so berühmt, dass sich das Unternehmen schliesslich 1958 in Sony umbenannte.
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Blackberry: fruchtige Assoziationen
Für die Namensgebung des drahtlosen E-Mail-Gerätes Blackberry nahm der kanadische Hersteller Research in Motion (RIM) im Jahr 2001 ein Markenlexikon zu Hilfe: Die Unternehmensberater von RIM kamen vom Wort "E-Mail" ab und suchten stattdessen nach einen Begriff, der Freude hervorruft.
Da die kleinen Drucktasten an dem Gerät an Obstkerne erinnern, kam das Team auf das Wort "strawberry" (Erdbeere). Als Ersatz für die langsam klingende Silbe "straw" schlugen die Experten die schwarze Farbe des Gehäuses vor - so wurde daraus der "Blackberry".
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Firefox: Erst beim zweiten Versuch klappts
Einen Namen zu wählen, der das Wesentliche eines Produkts zum Ausdruck bringt, kann kompliziert sein, wie Leute der Organisation Mozilla herausfanden. Die frühere Version von Mozillas Browser wurde Firebird genannt.
Doch aufgrund eines Open-Source-Projektes mit dem gleichen Namen benannte der Ältestenrat von Mozilla seinen Browser in Firefox um - englische Übersetzung der chinesischen Bezeichnung "Feuerfuchs". Damit ist sowohl der Rotfuchs als auch der kleine rotbraune Panda gemeint. "Der Name ist leicht zu merken, klingt gut und ist einzigartig".
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Twitter: Das neuzeitliche Gezwitscher
Als Mitbegründer Biz Stone die Anwendung sah, die Jack Dorsey im Jahr 2006 schuf, fühlte er sich daran erinnert, wie Vögel miteinander kommunizieren: "Sie produzieren kurze Informationsfetzen, indem sie zwitschern und sich dabei auch noch zu amüsieren scheinen". Stone fiel das Wort "twttr" ein, und das Team fügte vermutlich einige Vokale hinzu. Der Mikroblogging-Dienst Twitter ermöglicht eine einfache und systemunabhängige Speicherung von kleinen Texthäppchen, die aus maximal 140 Zeichen bestehen. In den USA hat sich Twitter mittlerweile als soziales Netzwerk etabliert.
Auch Computerworld.ch twittert übrigens. Folgen Sie einfach dem Link http://twitter.com/computerworldch. Um regelmässig die Computerworld.ch-Feeds zu erhalten, wird man am einfachsten Follower des Dienstes. Hierzu muss man allerdings selbst ein Konto bei Twitter einrichten.
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Windows 7
Warum sich zuviele Gedanken über einen Namen machen, wenn die Lösung doch so nah liegt. Statt Unsummen an Geld zu verschwenden, entschied sich Microsoft den Vista-Nachfolger einfach Windows 7 zu nennen. Mike Nash begründete im offiziellen Windows-Vista-Blog den Namen folgendermassen: "Einfach ausgedrückt, das ist die siebte Version von Windows, und von daher macht 'Windows 7' einfach Sinn".
Mit einer Ziffer als Namensbestandteil setzt sich Microsoft aber auch von Vista ab und verlässt die Marketingpfade von Windows XP und 95. Zudem ist sieben eine Glückszahl, und eine glücklichere Hand hatte Microsoft nach der Vista-Flaute durchaus nötig.
Unter der Oberfläche von Windows 7 verstecken sich viele hilfreiche Extras. Zahlreiche geheime Anwendungen des Vista-Nachfolgers stellt Computerworld.ch in diesem Artikel vor.
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ThinkPad: Nicht zu viel nachdenken
Diese ehrwürdige Reihe der PC-Notebooks kam erstmals 1992 in der Computer-Szene auf. Während das Konzept genau ins Schwarze getroffen hatte, gab es bei IBM einen Aufruhr um die Frage, wie die neue Innovation denn heissen solle.
IBMs Pen-Computerteam wollte sich kurz fassen und entschied sich für den Namen ThinkPad - ein kleines, ledernes Notizbuch, das jeder IBM-Mitarbeiter bei der Einstellung erhielt. Es hatte den Aufdruck Think und Notizbücher heissen auf Englisch Notepad. Diese beiden Worte wurden zu ThinkPad verschmolzen.
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Android: Gekaufte Firma als Namenspatron
Wer hinter der Namensgebung für Googles Android eine besonders schillernde Story wittert, muss enttäuscht werden. Android hiess schlicht und einfach die wenig bekannte Firma, die Google im Jahre 2005 erwarb. Dieses Unternehmen stellte bis dato ganz im Geheimen Software für Mobiltelefone her.
Das Handy-Betriebssystem Google Android erarbeitet sich kontinuierlich immer mehr Marktanteile. In diesem Special erläutern wir die wichtigsten Fragen rund um das mobile OS des Suchmaschinengiganten.
Lesen Sie auf der nächsten Seite: «Wikipedia: Lehnkomponente aus Hawaii»
Wikipedia: Lehnkomponente aus Hawaii
Nach eigener Definition setzt sich der Begriff Wikipedia aus "Wiki" (Hawaiisch für schnell) und "Encyclopedia" (Englisch für Enzyklopädie) zusammen. Ein Kofferwort wie Wikipedia ist ein Kunstwort aus mindestens zwei Wörtern, die zu einem inhaltlich neuen Begriff verschmelzen - einzelne Wortsegmente können getilgt werden. Das Hauptmerkmal von Wikipedia: Alle Menschen können unmittelbar Artikel zu Begriffen und Personen erstellen oder verändern. Bestand hat, was von der Gemeinschaft akzeptiert wird.
Auf der nächsten Seite: «Mac-OS X: Unix-Freaks und Raubkatzen»
Mac-OS X: Unix-Freaks und Raubkatzen
Der Buchstabe X des Mac-Betriebssystems steht zum einen für die römische Zahl 10 und verweist auf die Nachfolge früherer Versionen wie Mac-OS 8 und Mac-OS 9. Auf der anderen Seite folgt Mac-OS X der Tradition anderer Unix-Derivate, deren Namen fast ausschliesslich mit einem X enden, wie zum Beispiel AIX, IRIX, A/UX, Sinix, HP-UX und Xenix.
Spannender sind hier eher die Entwicklungsbezeichnungen, welche die einzelnen Updates von Mac-OS X haben. Sie stammen allesamt aus dem Raubtierkatzengehege. Begonnen mit Gepard (Cheetah) über Puma, Jaguar, Panther bis hin zum Tiger oder Schneeleopard (Snow Leopard).
Lesen Sie auf der nächsten Seite: «Red Hat: Ein roter Hut als Ausgangspunkt»
Red Hat: Ein roter Hut als Ausgangspunkt
Für den Namen der Firma Red Hat, die aktiv ist bei der Entwicklung, Einführung und Management von Linux- und Open-Source-Lösungen, gibt es verschiedene Herkunftsquellen. Mitbegründer Bob Young gibt folgende Worterklärung. So steht die Farbe Rot in der westlichen Geschichte für die Befreiung sowie für die Kampfansage an die Autorität.
Mitbegründer Marc Ewing trug ausserdem den roten Lacrosse-Hut seines Grossvaters im College und war bekannt für seine technische Kompetenz. Darüber hinaus benannte Ewing seine Projekte mit Red Hat 1, 2, und so weiter. Folglich nannte er sein Linux-Projekt Red Hat Linux.
Jens Stark, idg



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