Schweizer Kunden sind deutlich zufriedener
Hardware-Anbieter
Der Hardware-Markt der letzten Jahre wurde durch zwei grossse Experimente und unternehmerische Visionen geprägt: Spaltung oder Fusion. Was ist die richtige Antwort auf die Herausforderungen der Zukunft? HP spaltete sich in die Endkundensparte HP Inc. und die Business-Firma Hewlett Packard Enterprise (HPE) auf, um sich besser auf Kernkompetenzen konzentrieren und Anlegern eine fokussiertere «Value Proposition» bieten zu können.
Michael Dell war anderer Meinung und verschmolz die beiden Firmen Dell und EMC zum Infrastrukturriesen Dell Technologies. Er will dadurch Synergien besser nutzen und Kunden alles aus einer Hand offerieren. Das Experiment läuft noch, beide Firmen sind direkte Konkurrenten. Welche der beiden Strategien stellt die Kunden besser zufrieden? Sowohl HP Inc. als auch HPE haben sich in den Augen der Kunden im Vergleich zum letzten Jahr teilweise deutlich verbessert. HP- und HPE-Kunden sind heute und im Durchschnitt also zufriedener als noch vor zwölf Monaten. Besonders im Branchen-Know-how hat sich der Business- und Infrastrukturanbieter HPE markant gesteigert und erreicht aktuell 61 Punkte (2016: 47 Punkte).
Harter Verhandlungspartner
Computerworld erhielt von Kundenunternehmen allerdings auch kritisches Feedback. «HPE ist teils aktuell, teils etwas hintendrein, mit Neuerungen tut man sich schwer. Man kommuniziert früh, bringt konkrete Produkte dann aber relativ spät auf den Markt», urteilt Peter Weibel, Leiter Informatik bei der Sabag Gruppe. Weibel lobt allerdings die Kontinuität und Rückwärtskompatibilität von HPE-Lösungen wie dem 3PAR-Storage-System. Vom Volumen her könne HPE eine Produktvielfalt offerieren, die andere Anbieter nicht hinbekämen. Ein Riesenvorteil für den Kunden. HPE scheint jedoch ein harter Verhandlungspartner zu sein. «Preislich kann HPE mithalten, versucht es aber zuerst gerne mit 30 bis 50 Prozent höheren Preisen, um dann in letzter Minute auf Konkurrenzhöhe einzuschwenken. Das habe ich zweimal erlebt», erzählt Weibel von seinen Erfahrungen beim Pokern am Verhandlungstisch.
“HPE ist teils aktuell, teils hintendrein. Mit Neuerungen tut man sich schwer„
Peter Weibel, Sabag Gruppe
Offensichtlich verläuft der Split eines Grosskonzerns nicht immer so reibungslos ab, wie es die Kommunikationsabteilungen der Anbieter gerne ausmalen. Noch nicht einmal die Produktqualität leidet, sondern das Projektmanagement und die Koordination. Bessere Zufriedenheitsnoten als ihre Schwesterfirma HPE erhält der Notebook-, Drucker- und Peripherieanbieter HP Inc. «Seit der Abspaltung der HP Inc. können wir uns ausschliesslich auf unsere Kernbereiche fokussieren und haben unsere Berater-Teams neu aufgestellt: vom Generalisten zum Spezialisten», sagt Susanne Weber, Chief of Staff, HP Inc. «Mit dem Spezialistenmodell konnten wir unsere Beratungskompetenz gegenüber den Kunden deutlich erhöhen.» Das scheint zu funktionieren. Hans Krummenacher, CFO bei der Caritas Schweiz, stellt den Notebooks des Anbieters ein gutes Zeugnis aus. «Bei den User-Applikationen arbeiten wir mit den Notebooks von HP Inc. und sind damit sehr zufrieden.» Neben dem Preis-Leistungs-Verhältnis seien auch die physische Robustheit und das Gewicht der Geräte ein Thema, denn «unsere Leute sind oft im Ausland und in abgelegenen Gegenden unterwegs», unterstreicht Krummenacher.
Dell-Notebooks? Nein danke
Gute Noten für die HP-Endkundensparte, Licht und Schatten für HPE, so lassen sich die Erfahrungen mit den gesplitteten beiden Firmenschwestern zusammenfassen. Wie schlagen sich demgegenüber Dell und EMC, die den entgegengesetzten Weg eingeschlagen und sich zu einem Riesenkonzern zusammengetan haben? Dell SA, die Endkunden und Geschäftskunden bedient, erhält insgesamt leicht bessere Noten als die beiden HPs. Lediglich Kundenorientierung und Branchen-Know-how fallen in der Bewertung etwas ab. Peter Weibel von der Sabag Gruppe lobt und kritisiert die Speicherlösungen von EMC in einem Atemzug. «Von EMC haben wir Verschiedenes gesehen. Oft war es jedoch so, dass die EMC-Lösung etwas besonders gut macht, was bei uns gar nicht so im Zentrum steht.» Das Anforderungsprofil passte also nicht genau. Mit Dell-Notebooks (Consumer Edition) hat Weibel früher selbst schlechte Erfahrungen gemacht, was bei ihm wohl tiefe Spuren hinterlassen hat. «Dell-Notebooks haben wir nicht im Einsatz.»
Sascha Meier, Field CTO Dell EMC Switzerland, freut sich über «das gute Resultat der Umfrage ausserordentlich». Kurz nach Bekanntgabe der geplanten Zusammenführung hätten 75 Prozent der weltweit befragten Kunden und Partner gesagt, dass sie positive Effekte erwarten. Heute, ein Jahr nach der Fusion, würden das 91 Prozent bejahen, führt Meier aus. «Dass sich dieser weltweite Trend durch die unabhängige Umfrage von Computerworld bestätigt, ist sehr erfreulich.»
Lenovo und Fujitsu: Gemeinsam stark?
Die Gesamtbewertungen der Hardware-Anbieter in der Zufriedenheitsumfrage von Computerworld liegen recht nahe beieinander. An der Spitze haben sich der Speicherspezialist NetApp, Dell SA und HP Inc. (Schweiz) positioniert. Der chinesische Notebook-Anbieter Lenovo landet im guten Mittelfeld. Der Hersteller geht mit der japanischen Fujitsu ein Joint Venture ein, das ab April 2018 rechtskräftig sein soll und auf fünf Jahre angelegt ist. Grund ist der Druck im Notebook-Geschäft. Beide Unternehmen versprechen sich durch kostengünstigere Einkäufe, beim Vertrieb und durch Synergieeffekte im Bereich Forschung und Entwicklung bessere Produkte und mehr Erfolg am Markt. Das Joint Venture betrifft lediglich die Client-Sparte von Lenovo und Fujitsu plus angeschlossener Peripherie. Lenovo wird einen Mehrheitsanteil von 52 Prozent halten und ergo das Sagen haben.