Swiss Software Industry Survey 28.10.2024, 23:49 Uhr

Die Schweizer Softwareindustrie bleibt auf Wachstumskurs

Wachstum, Stabilität und steigende Umsätze: Gemäss Swiss Software Industry Survey geht es der Branche verhältnismässig gut. Nebst aktuellen Zahlen lieferte die Studie auch Erkenntnisse über die KI-Nutzung bei der Softwareherstellung. Da hapert es allerdings massiv.
Der Swiss Software Industry Survey (SSIS) der Universität Bern liefert aktuelle Kennzahlen zur Umsatz- und Mitarbeiterentwicklung der Schweizer Softwareindustrie.
(Quelle: sieber+partners)
Die aktuellen Ergebnisse des Swiss Software Industry Survey (SSIS) der Universität Bern zeigen positive Wachstumserwartungen der hiesigen Softwareindustrie. Die Schweizer Softwareunternehmen erwarten einen steigenden Umsatz von 5.3 % im Jahr 2024 und 8.3% im Jahr 2025. Der Druck auf die Margen bleibt jedoch hoch. Gleich wie im Jahr 2022 sind die EBIT-Margen im Jahr 2023 unter zehn Prozent (9.1%).
Die EBIT-Margen der Teilbranchen steigen von 8,8 % auf 9,1 %. Ein Rückgang ist hingegen bei Hersteller
von Individualsoftware und Beratung zu beobachten.
Quelle: Swiss Software Industry Survey

Die Investitionen in die Forschung und Entwicklung nehmen leicht ab (von 5.9 % im Jahr 2022 auf 4.4 % im Jahr 2023). Besonders die Hersteller von Standardsoftware investieren im Jahr 2023 deutlich weniger ihres Umsatzes in die Forschung und Entwicklung (15.3 %).
Der Auslandsumsatz ist 2023 leicht von 7 % auf 7,5 % gestiegen, bleibt aber insgesamt auf niedrigem Niveau. Deutschland bleibt dabei der wichtigste Exportmarkt. Im Inland spielt die öffentliche Hand weiterhin eine grosse Rolle, allerdings ging der Umsatzanteil in diesem Bereich zurück: 2022 machte die Schweizer Softwareindustrie noch 22,5 % ihres Umsatzes mit öffentlichen Aufträgen, 2023 waren es nur noch 16,1 %.
Die Schweizer Softwarefirmen haben im 2023 einen kleineren Umsatzanteil (4.4 %) in Forschung und Entwicklung investiert als noch ein Jahr zuvor (5.9 %).
Quelle: Swiss Software Industry Survey

KI-Nutzung: grosses Interesse, begrenztes Engagement

Das Fokusthema der diesjährigen Studie ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Schweizer Softwarebranche: Sie zeigt, dass die Schweizer Softwarebranche beim Einsatz von KI noch am Anfang steht. Dabei gibt es klare Unterschiede, in welchen Bereichen KI bereits zum Einsatz kommt – und wo noch grosses Potenzial schlummert.
Die Einführung von KI nimmt in der Schweizer Softwarebranche zu, wobei die Popularität von Tools wie ChatGPT das Bewusstsein für das Potenzial von KI zur Rationalisierung und Verbesserung von Entwicklungsprozessen gesteigert hat. Laut der Umfrage begannen 86,2 % der Schweizer Softwareunternehmen in den letzten 18 Monaten mit der Nutzung von KI, die nun in verschiedene Phasen des Software-Lebenszyklus integriert wird. Insbesondere nutzen 46,8 % der Unternehmen KI in der Softwareentwicklung und 41,5 % in der Wartung.
In den Bereichen Planung und Integration fehlt es vielen Unternehmen an Wissen über KI-Technologien, die hier Potenzial bieten könnten.
Quelle: Swiss Software Industry Survey

Trotz des grossen Interesses an KI befinden sich viele Unternehmen noch in der Anfangsphase der strategischen Planung. Lediglich 33,6 % der Unternehmen haben eine Vision für den Einsatz von KI formuliert, und nur 30,2 % haben eine KI-Strategie entwickelt. Dies deutet darauf hin, dass die Branche zwar das transformative Potenzial der KI erkennt, es jedoch an klarer strategischer Ausrichtung und strukturiertem Planungsansatz mangelt.

KI-Governance und strategische Ausrichtung: Ein laufender Prozess

Die Governance im Bereich KI ist für Schweizer Softwareunternehmen noch im Aufbau. Die meisten Unternehmen setzen informelle Praktiken ein, wie etwa den Austausch von Wissen zwischen Abteilungen und grundlegende Schulungen für Mitarbeiter, um den Einsatz von KI zu steuern. Formale Governance-Strukturen sind jedoch noch selten. Nur 32,9 % der Unternehmen haben Massnahmen ergriffen, um sicherzustellen, dass der Einsatz von KI mit den Unternehmenszielen übereinstimmt, und nur wenige überwachen aktiv die Auswirkungen der KI auf Produktivität, Qualität und Kosteneffizienz. Offenbar ist man noch vorsichtig und übt lieber Zurückhaltung bis die Technologie besser verstanden und getestet ist.

Aller Anfang ist schwer - das gilt auch für die Nutzung von KI

«Das enorme Potenzial von KI ist noch lange nicht ausgeschöpft», stellt Dr. Alain Gut, Leiter IG Software Services & Consulting Swico, fest. Die Ergebnisse des SSIS offenbaren denn auch eine Mischung aus vorsichtigem Optimismus und strategischen Anpassungen. Trotz begrenztem aktuellem Einsatz planen die meisten Unternehmen, ihre Investitionen in KI deutlich zu steigern. 69,9 % wollen den Einsatz von KI in der Softwareentwicklung ausweiten, und 65,8 % beabsichtigen, dafür die Ausgaben spürbar zu erhöhen. Zudem setzen 62,3 % darauf, ihre Mitarbeitenden besser im Umgang mit KI zu schulen, um die Technologie effektiver in den Arbeitsalltag zu integrieren.
Hier geht es zum SSIS 2024.
SSIS
Über den Swiss Software Industry Survey (SSIS) 2024
Der SSIS 2024 liefert bereits zum zehnten Mal Kennzahlen, Trends und Thesen zur Softwareindustrie. Neben Aussagen zum Wachstum und der Profitabilität gibt die jüngste Studie Aufschluss über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Softwarebranche. Die Umfrage liefert weltweit die umfassendsten Resultate.

Der SSIS wird von der Abteilung Information Engineering am Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität Bern, sieber&partners und Swico durchgeführt. Die Studie beantwortet haben 368 Softwareunternehmen in 20 Kantonen und 3 Sprachregionen.




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