14.10.2008, 10:57 Uhr
Microsofts Business Server wird erwachsen
Mit dem Essential Business Server will Microsoft den Mittelstand erobern. Er richtet sich an Unternehmen mit bis zu 300 PCs, setzt aber auch drei leistungsfähige Server voraus.
Der Small Business Server für kleine Unternehmen mit bis zu 75 Computerarbeitsplätzen ist ein Erfolgsmodell. Ausgehend von diesem Produkt entwickelte Microsoft den Essential Business Server (EBS), damit sollten Firmen ihr Domänennetzwerk auf der grünen Wiese bauen. Doch davon ist der Anbieter im fertigen Produkt abgerückt: Der EBS lässt sich auch in bestehende Domänen installieren. Schon vor dem Verkaufsstart Mitte November hat Microsoft die Migra-
tionsdokumente zugänglich gemacht. Schritt-für-Schritt-Anleitungen erleichtern die Arbeit, Assistenten helfen bei der Übertragung von DNS- und DHCP-Einstellungen.
tionsdokumente zugänglich gemacht. Schritt-für-Schritt-Anleitungen erleichtern die Arbeit, Assistenten helfen bei der Übertragung von DNS- und DHCP-Einstellungen.
Drei Server im Paket
Die neue Software reflektiert die Situation vieler mittelständischer Unternehmen: Firmen mit bis zu 300 PC-Arbeitsplätzen beschäftigen zwar oft eigenes IT-Personal, doch sind die Personalfinanzen knapp. Wenig Personal muss sich um viele Geräte, Arbeitsplätze und Anwendungen kümmern. Und: es fehlen oft Spezialkenntnisse der eingesetzten Applikationen.
Beim EBS sollen Installationsassistenten die Systemverantwortlichen entlasten. Die Einrichtung muss einer festgelegten Routine folgen, die mit der Installation des Management Servers beginnt. Dieser wird zum primären Domänencontroller in neuen oder bestehenden Domänen und stellt in der Standardkonfiguration grundlegende Netzwerkfunktionen wie den Verzeichnisdienst Active Directory und die dynamische IP-Adressenverteilung per DHCP bereit.
Als zweites ist der Edge Server zu installieren, der den Zugangsschutz ins Netzwerk übernimmt. Diese Rolle übernimmt - als Nachfolgerin des ISA Servers - die neue Firewall-Anwendung Forefront Threat Management Gateway. Zudem führt der Edge Server die Spam- und Virenerkennung, bevor die E-Mails die Postfächer des internen Exchange 2007 erreichen.
Diesen bezeichnet Microsoft als Messaging Server, den dritten Bestandteil. Er übernimmt den Nachrichtenfluss und Gruppenfunktionen wie Zeitplanung und Kontaktverwaltung. Ausserdem dient er als zweiter Domänencontroller im EBS-Netz und als Gateway für Terminaldienste. Damit kann auch die integrierte Verwaltungskonsole als Terminalanwendung auf Administrator-PCs genutzt werden, ohne dass sie dort separat installiert werden muss.
Beim EBS sollen Installationsassistenten die Systemverantwortlichen entlasten. Die Einrichtung muss einer festgelegten Routine folgen, die mit der Installation des Management Servers beginnt. Dieser wird zum primären Domänencontroller in neuen oder bestehenden Domänen und stellt in der Standardkonfiguration grundlegende Netzwerkfunktionen wie den Verzeichnisdienst Active Directory und die dynamische IP-Adressenverteilung per DHCP bereit.
Als zweites ist der Edge Server zu installieren, der den Zugangsschutz ins Netzwerk übernimmt. Diese Rolle übernimmt - als Nachfolgerin des ISA Servers - die neue Firewall-Anwendung Forefront Threat Management Gateway. Zudem führt der Edge Server die Spam- und Virenerkennung, bevor die E-Mails die Postfächer des internen Exchange 2007 erreichen.
Diesen bezeichnet Microsoft als Messaging Server, den dritten Bestandteil. Er übernimmt den Nachrichtenfluss und Gruppenfunktionen wie Zeitplanung und Kontaktverwaltung. Ausserdem dient er als zweiter Domänencontroller im EBS-Netz und als Gateway für Terminaldienste. Damit kann auch die integrierte Verwaltungskonsole als Terminalanwendung auf Administrator-PCs genutzt werden, ohne dass sie dort separat installiert werden muss.
Hohe Hardware-Voraussetzungen
Aus den drei Servern ist schon abzusehen: EBS stellt hohe Anforderungen an die Hardware. Die Standard-Edition erfordert drei 64-Bit-Rechner, die Premium-Edition vier - mit zwei bis vier Gigabyte Arbeitsspeicher. Microsofts Mindestanforderungen an die Server für EBS sind im übrigen Minimalwerte für wenige Nutzer. Allerdings stellen Anwendungen wie Exchange und SharePoint hohe Ansprüche. Unternehmen, die den EBS einsetzen wollen, sollten daher entsprechend dimensionieren und sich auch fragen, ob und wie lange der Firma maximal 300 PC-Arbeitsplätze genügen.
In der Beta-Phase waren für die Installation physische Geräte nötig. Versuche, den EBS in einer virtuellen Umgebung einzurichten, mündeten im Abbruch der Installation. Es gibt nicht viele Firmen, die mehrere Hochleistungsserver neuester Generation für Tests abstellen können.Beim finalen Produkt unterstützt Microsoft die Virtualisierung, sofern diese auf der hauseigenen Hyper-V-Plattform erfolgt. Technisch ist zwar der Einsatz von VMware möglich, doch dann hat der Kunde bei Problemen keinen Anspruch auf Support. Erst wenn er nachweisen kann, dass die Schwierigkeiten nicht auf VMware zurückzuführen sind, hilft der Softwarekonzern bei deren Lösung. In der Praxis bedeutet dies, virtualisierte EBS-Server von
VMware aufwendig auf Hyper-V umzuziehen und anschliessend zu prüfen, ob sich die beobachteten Probleme dadurch erledigen.
In der Beta-Phase waren für die Installation physische Geräte nötig. Versuche, den EBS in einer virtuellen Umgebung einzurichten, mündeten im Abbruch der Installation. Es gibt nicht viele Firmen, die mehrere Hochleistungsserver neuester Generation für Tests abstellen können.Beim finalen Produkt unterstützt Microsoft die Virtualisierung, sofern diese auf der hauseigenen Hyper-V-Plattform erfolgt. Technisch ist zwar der Einsatz von VMware möglich, doch dann hat der Kunde bei Problemen keinen Anspruch auf Support. Erst wenn er nachweisen kann, dass die Schwierigkeiten nicht auf VMware zurückzuführen sind, hilft der Softwarekonzern bei deren Lösung. In der Praxis bedeutet dies, virtualisierte EBS-Server von
VMware aufwendig auf Hyper-V umzuziehen und anschliessend zu prüfen, ob sich die beobachteten Probleme dadurch erledigen.
Management über zentrale Konsole
Ähnlich dem Small Business Server hält Microsoft zukünftige EBS-Administratoren dazu an, die gesamte Verwaltung über die Server-Verwaltungskonsole vorzunehmen. Diese ist mit Reitern in fünf aufgabenbezogene Themenfelder gegliedert (siehe Bild links). Sie informiert über den Gesundheitszustand des EBS-Systems, über Sicherheitseinstellungen, Computer und Geräte, Nutzer und Gruppen sowie über die Lizenzsituation. Die Verwaltungskonsole macht es Administratoren einfach, sich in die Konfiguration und Wartung des Essential Business Server 2008 einzuarbeiten. Je weiter der Administrator klickt, desto detaillierter werden die verfügbaren Informationen und Einstellungen.
Für die Berichte zuständig sind die System Center Essentials 2007 (SCE), die seit vergangenem Jahr auch als separates Produkt für die Netzwerküberwachung in mittelständischen Unternehmen erhältlich sind. Sie tragen die Fehlermeldungen von PCs und Servern an zentraler Stelle auf dem Management Server zusammen.
Für die Berichte zuständig sind die System Center Essentials 2007 (SCE), die seit vergangenem Jahr auch als separates Produkt für die Netzwerküberwachung in mittelständischen Unternehmen erhältlich sind. Sie tragen die Fehlermeldungen von PCs und Servern an zentraler Stelle auf dem Management Server zusammen.
Automatisierte Updates¨
Mit den System Center Essentials können Systemverantwortliche auch automatisiert Aktualisierungen und Software verteilen. Laut Microsoft steht die verwendete Schnittstelle auch Drittanwendern offen. Zudem lassen sich die SCE in einen Providerstatus versetzen, der die Verwaltung durch externe Betreuer ermöglicht. Hier will Microsoft seine Partner als ständige Dienstleister ins Spiel bringen, die mittelständische Kunden betreuen und diesen den EBS schmackhaft machen sollen.
Auch die Inhouse-IT kann den EBS verwalten. Den Remote-Arbeitsplatz kennen Anwender des Small Business Server bereits: Automatisch richtet der EBS einen webbasierten Zugang zu internen Diensten ein, über die sich der Arbeitsplatz-PC auch von aussen erreichen lässt. Über die Oberfläche der Server-Verwaltungskonsole und ihrer Assistenten verwalten Administratoren den kompletten EBS und seine Clients - per Mausklick. Allerdings sollte die einfache Bedienung nicht darüber hinwegtäuschen, dass detailliertes Fachwissen erforderlich ist - immerhin muss der Benutzer Subnetze festlegen, Postfächer aus früheren Exchange-Versionen migrieren, eventuell Standorte verbinden und weitere Server mit Anwendungen hinzufügen, die dem EBS fehlen. Dazu gehört die Internettelefonie VoIP: Microsoft hat darauf verzichtet, seinen Office Communications Server ebenfalls beizupacken, auch weil er das Bündel weit komplexer machen würde.
Auch die Inhouse-IT kann den EBS verwalten. Den Remote-Arbeitsplatz kennen Anwender des Small Business Server bereits: Automatisch richtet der EBS einen webbasierten Zugang zu internen Diensten ein, über die sich der Arbeitsplatz-PC auch von aussen erreichen lässt. Über die Oberfläche der Server-Verwaltungskonsole und ihrer Assistenten verwalten Administratoren den kompletten EBS und seine Clients - per Mausklick. Allerdings sollte die einfache Bedienung nicht darüber hinwegtäuschen, dass detailliertes Fachwissen erforderlich ist - immerhin muss der Benutzer Subnetze festlegen, Postfächer aus früheren Exchange-Versionen migrieren, eventuell Standorte verbinden und weitere Server mit Anwendungen hinzufügen, die dem EBS fehlen. Dazu gehört die Internettelefonie VoIP: Microsoft hat darauf verzichtet, seinen Office Communications Server ebenfalls beizupacken, auch weil er das Bündel weit komplexer machen würde.
Der Preis der Einfachheit
Microsoft bündelt mit dem EBS mehrere Serverprodukte, die einzeln viel teurer sind. So kommt in der Premium-Edition die Datenbankanwendung SQL Server 2008 hinzu, mit der sich auch grössere Installation der SharePoint Services 3.0 einrichten lassen. Je nach Version erhält der Kunde drei oder vier Serverlizenzen für Windows Server 2008, zwei für Exchange Server 2007, die System Center Essentials 2007, Virenschutz für Datei- und Mailserver sowie Forefront Threat Management Gateway.
EBS Standard kostet 5472 US-Dollar, EBS Premium 7161 Dollar, wobei in beiden Editionen je fünf Zugriffslizenzen enthalten sind. Jede weitere Zugriffslizenz kostet 81 respektive 195 Dollar. Rechnet man die Kosten für die
Servergeräte hinzu, wird rasch klar, dass sich der EBS kaum für den Einsatz im Kleinunternehmen lohnt.
Der Preis des Bundlings: Flexibilität geht verloren. Erstens ist es technisch und lizenzrechtlich nicht möglich, das EBS-Paket zu trennen oder nur einzelne Komponenten zu nutzen. Dies beginnt bei der Installationsprozedur, die in ihrer Reihenfolge nicht geändert werden kann. Jeder Schritt ist vorgegeben und bindend: Die Aufgabenliste des Installationsassistenten enthält 21 Punkte. Zweitens verschärft Microsoft mit dem EBS seine Lizenzverwaltung: Jedem Nutzer oder Gerät muss der Administrator über die Server-Verwaltungskonsole eine feste Zugriffslizenz (CAL) zuweisen. Steht keine freie Lizenz zur Verfügung, ist keine weitere Anmeldung möglich.
EBS Standard kostet 5472 US-Dollar, EBS Premium 7161 Dollar, wobei in beiden Editionen je fünf Zugriffslizenzen enthalten sind. Jede weitere Zugriffslizenz kostet 81 respektive 195 Dollar. Rechnet man die Kosten für die
Servergeräte hinzu, wird rasch klar, dass sich der EBS kaum für den Einsatz im Kleinunternehmen lohnt.
Der Preis des Bundlings: Flexibilität geht verloren. Erstens ist es technisch und lizenzrechtlich nicht möglich, das EBS-Paket zu trennen oder nur einzelne Komponenten zu nutzen. Dies beginnt bei der Installationsprozedur, die in ihrer Reihenfolge nicht geändert werden kann. Jeder Schritt ist vorgegeben und bindend: Die Aufgabenliste des Installationsassistenten enthält 21 Punkte. Zweitens verschärft Microsoft mit dem EBS seine Lizenzverwaltung: Jedem Nutzer oder Gerät muss der Administrator über die Server-Verwaltungskonsole eine feste Zugriffslizenz (CAL) zuweisen. Steht keine freie Lizenz zur Verfügung, ist keine weitere Anmeldung möglich.
Zum Autor: Daniel Metzger, Geschäftsführer der Bitline Informatikberatung in Russikon, ist als Microsoft Small Business Specialist zertifiziert.