06.11.2013, 08:54 Uhr

Versicherer fürchten sich vor Google und Amazon

Eine Studie von Accenture-Studie zeigt: Der Versicherungsabsatz über das Internet verdoppelt sich in Europa bis 2016 auf jährlich 25 Milliarden Euro Prämienvolumen. Gleichzeitig fürchtet die Branche die Webgiganten als neue Wettbewerber.
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Der Jahresabsatz von Sach-, Unfall- und Lebensversicherungen über digitale Kanäle könnte in Europa bis 2016 auf bis zu 25 Milliarden Euro ansteigen. Dies entspricht mehr als einer Verdopplung des Niveaus des Jahres 2012 (zwölf Milliarden Euro). Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleisters Accenture, für die Verantwortliche von 78 führenden europäischen Versicherern befragt wurden. Demnach wird der Anteil digital vertriebener Policen von elf Prozent in diesem Jahr auf bis zu 18 Prozent des Neugeschäftsvolumens bis 2016 steigen. Laut Studie planen mehr als drei Viertel der europäischen Versicherer (78 Prozent) einen Ausbau ihrer Investitionen in die digitale Transformation ihrer Kundenkontakt- und Vertriebsfunktionen. Binnen drei Jahren sollen bei jedem Unternehmen durchschnittlich 27 Millionen Euro in diesen Bereich fliessen. «Die Bewegung hin zu einem digitalen Geschäftsmodell ist für Versicherer unumgänglich, und unsere Studie zeigt, dass die Industrie stark in diesen Veränderungsprozess investiert», sagt Thomas Meyer, Country Managing Director Accenture Schweiz und Lead des Bereiches Versicherungen in Europa, Afrika und Lateinamerika. «Erst die digitale Transformation bietet die Grundlage für Interaktionen im Zusammenhang mit Information, Beratung und Verkauf, um auch zukünftig Kunden zu begeistern. Schliesslich nutzen diese tagtäglich Produkte und Dienstleistungen, die durch ein hohes Mass an Bequemlichkeit, Einfachheit und Geschwindigkeit gekennzeichnet sind. Damit liegt die Messlatte auch für die Assekuranz deutlich höher als in der Vergangenheit. Das gilt insbesondere für die heranwachsende 'digitale Generation', welche daran gewöhnt ist, Bücher, Elektronik, Musik, Reisen und viele Dinge des täglichen Bedarfs ganz selbstverständlich online zu kaufen. Versicherer tun daher gut daran, mit einer klaren Strategie in Fähigkeiten und Ressourcen zu investieren, mit denen sich das Erlebnis der Kunden bei jedweder Interaktion mit ihrem Anbieter verbessern lässt.»

Die wesentliche Herausforderung der Digitalisierung sehen Versicherer insbesondere in der Komplexität der Durchsetzung von Veränderungen in den bestehenden physischen Vertriebskanälen. Dies bestätigten 85 Prozent der befragten Führungskräfte. Andere Digitalisierungsbarrieren stellen nach Meinung der Entscheider darüber hinaus Beschränkungen in den bestehenden IT-Systemen und die fehlende Agilität ihrer Organisation dar (jeweils 81 Prozent). Nächste Seite: Angst vor Google und Co.

Und noch eines zeigt die Studie deutlich: Neun von zehn europäischen Versicherern (89 Prozent) erwarten eine Verschärfung der Wettbewerbssituation im Versicherungsvertrieb innerhalb der kommenden drei Jahre. Dabei gehen fast zwei Drittel (64 Prozent) davon aus, dass diese Entwicklung von Wettbewerbern aus dem Lager der Nicht-Versicherer wie Google oder der E-Commerce-Giganten wie Amazon ausgehen wird.

Weitere Erkenntnisse der Studie

60 Prozent der europäischen Versicherer geben zu, derzeit noch keiner digitalen Strategie oder dieser nur limitiert auf einzelne Bereiche wie Vertriebs- oder Kundeninteraktionsprozesse zu folgen. Solche „Teilstrategien“ decken jedoch nicht die gesamte Wertschöpfungskette von der Produktentwicklung über das Underwriting bis hin zur Vertragsverwaltung der Versicherer ab.
Für fast zwei Drittel der europäischen Versicherer (59 Prozent) liegt die Top-Priorität ihrer Digitalisierungsstrategie darin, eine 360-Grad-Sicht auf ihre Kunden zu erhalten – über alle Kanäle hinweg. Andere digitale Hauptaufgaben liegen in der Verschlankung/Verbesserung der internen Prozesse (57 Prozent) sowie in der Verbesserung der Funktionalität für den (autarken) Kundenservice (56 Prozent). Gefragt nach neuen Interaktionskanälen für Marketing, Vertrieb und Kundenservices planen zwei Drittel der Versicherer (67 Prozent) in den kommenden drei Jahren den Aufbau mobiler Services, gefolgt von Social Media (59 Prozent). Darüber hinaus wollen die Versicherungsunternehmen mit Blick auf die vorausliegenden drei Jahre in Fähigkeiten und Ressourcen zur Verarbeitung von Big Data (53 Prozent) und unstrukturierter Daten wie Stimme und Video (40 Prozent) sowie mobile Technologien (36 Prozent) investieren. Mit Blick auf die eigenen Back-Office-Funktionen liegen die Top-Investitionsprioritäten der Versicherer bei modernen Collaboration- und Networking-Tools (40 Prozent) sowie Web-basierten Lösungen für Data Mining und Reporting (36 Prozent).



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