29.08.2016, 13:28 Uhr
Uber steckt tief in den Miesen. Kommt bald das Ende der preiswerten Taxifahrten?
Uber liefert sich weltweit einen ruinösen Preiskampf und verbrennt Milliarden. Investoren sind weiterhin optimistisch. Fragt sich nur, wie lange noch? Kommt bald das Ende der preiswerten Uber-Taxifahrten?
Taxidienst Uber, der Star der 'Sharing'-Economy und die aktuelle Nummer 1 der Start-up-Szene, steckt tief in den roten Zahlen. Im ersten Quartal dieses Jahres fiel ein Verlust von 520 Millionen US-Dollar vor Steuern an, im zweiten Quartal sogar 750 Millionen. In Summe häufen sich die Miesen im ersten Halbjahr 2016 auf 1,27 Milliarden Dollar. Auch im Vorjahr 2015 verlor der Taxidienst mindestens 2 Milliarden US-Dollar. Wie lange kann Uber das noch durchhalten? Die Zahl der weltweit gebuchten Taxifahrten steigt rasant, aber auch die Verluste schiessen in den Himmel. Uber expandiert aggressiv und ist weltweit in mehr als 50 Ländern präsent. Es sei keine Seltenheit, dass Firmen, die gerade versuchen, Märkte und Marktanteile zu erobern, hohe Verluste einfahren, sagte Stanford-Professor Joe Grundfest zu Bloomberg Technologies. Die spannende Herausforderung bestünde darin, irgendwann den Dreh zu kriegen und ein profitables Unternehmen zu werden. Die ausufernden Verluste haben vor allem zwei Ursachen: In den USA liefert sich Uber einen harten Preiskampf mit dem Konkurrenten Lyft, der in den letzten Monaten zulegen konnte. Uber reklamiert im US-Heimatmarkt zwischen 84 und 87 Prozent für sich, Lyft nennt einen aktuellen Marktanteil von 20 Prozent. Es ist so etwas wie das alte Spiel David gegen Goliath. Im Juli kam Uber in den USA auf 62 Millionen Fahrten, Lyft auf 13,9 Millionen. Beide Firmen schrieben jedoch im zweiten Quartal Verluste, Lyft etwas höhere als Uber. Der Preiskampf werde sicher noch ein, zwei Quartale weitergehen, glauben Investoren.
Uber zieht Reissleine in China
Auch das Verlustgeschäft in China hängt an Uber wie ein Klotz am Bein. Dort liefern sich die US-Amerikaner einen Marktkampf mit dem nationalen Rivalen Didi Chuxing Technologies. Deshalb schlossen beide Unternehmen im Juli einen Deal. Uber erhält einen 17,5-prozentigen Anteil an Didis Geschäft in China und ein einmaliges Investment von 1 Milliarde Dollar. Als Gegenleistung zieht sich Uber aus dem chinesischen Markt zurück. Die im Westen weitgehend unbekannte Firma Didi Technologies rangiert in der Start-up-Bestenliste des 'Wall Street Journal'immerhin auf Platz drei, mit einem Marktwert von 28 Milliarden Dollar. Die zweite Position hält Xiaomi. Das wertvollste Start-up der Welt ist Uber mit einem geschätzten Marktwert von 68 Milliarden Dollar (siehe interaktive Grafik am Artikelende).
Schweiz sagt 'Ja' zu Uber
Aber es gibt auch Rückenwind. In einer Einzelinitiative hatte ein Taxifahrer aus Dübendorf Gesetzesänderungen gefordert, die sich direkt gegen den Taxidienst gerichtet hätten. Er forderte unter anderem Mindestfahrpreise. Alle Fahrer sollten ausserdem über eine Bewilligung der jeweiligen Stadtpolizei verfügen. Die meisten Halbzeit-Taxifahrer, die in Diensten von Uber die Strassen kreuzen, haben das nicht. Am heutigen Montag hat das Parlament die Initiative jedoch mit nur 41 Stimmen bachab geschickt. Ntig gewesen wren 60 Stimmen, berichtet der Tagesanzeiger. SP und AL sahen in der Einzelinitiative immerhin einen "guten Diskussionsanstoss". Die Spiesse müssten für alle gleich lang sein. Die anderen Fraktionen aber sahen keinen Handlungsbedarf. Es sei nicht die Aufgabe des Staates, Preise festzulegen, argumentierte zum Beispiel die SVP. Investoren und Risikokapitalgeber sind auch daher weiterhin optimistisch, und Uber kann sich den ruinösen Wettbewerb mit der Konkurrenz noch eine Weile leisten. Zusätzlich zu der Milliarde von Didi Chuxing hat der Taxidienstleister eine Cash-Reserve von acht Milliarden auf der Bank und ein Kredit-Limit von zwei Milliarden Dollar. Irgendwann aber ist auch das aufgebraucht. Spätestens dann müssen Gewinne her.