eZürich 19.01.2011, 11:07 Uhr

Soziale Aspekte statt Datenschutz

Die Limmatstadt hat die Resultate des eZürich-Ideenwettbewerbs veröffentlicht. Die Bevölkerung wünscht sich unter anderem Standortförderung mit einem starken sozialen Aspekt. Datenschutzfragen kümmern die Zürcher hingegen offenbar weniger.
Wie die Organisation und Informatik der Stadt Zürich (OIZ) mitteilt, wurden von der Bevölkerung 612 Ideen für eZürich eingereicht. Die Gewinner des Wettbewerbs wurden von den registrierten Teilnehmern selbst gewählt. Bereits bei den Top-3-Ideen stehen soziale Herausforderungen im Mittelpunkt: Der erstplatzierte Vorschlag «Compisternli» will dabei helfen, den «digitalen Graben» zu überwinden. Im Zuge dessen sollen Kinder älteren Menschen Computer und Internet erklären. Den zweiten Platz hat die Idee «DynabookZ» ergattert. Dabei sollen Schulen mobile Lerngeräte bereit gestellt werden, die von Zürcher Hochschulen sowie lokalen IT-Unternehmen entwickelt werden könnten. Der Vorschlag «eZürich in Politik und Verwaltung verankern» landete auf dem dritten Rang und strebt nach mehr digitaler Bürgerbeteiligung in kommunalen Fragen. So soll der Ideenwettbewerb als ständige Plattform etabliert werden. Die Bevölkerung soll nicht nur Ideen eingeben können, sondern auch über deren Realisierung mitbestimmen. Die Resultate des Wettbewerbs zeigen laut OIZ, dass «eZürich für die Teilnehmenden nicht nur Gratis-WLAN für alle bedeutet und auch kein reines Wirtschaftsstandort-Projekt ist». Die Themenfelder, zu denen die meisten Ideen eingebracht wurden, hätten viel mit dem Alltag der Zürcher Bevölkerung zu tun. Die Limmatstädter wünschen sich etwa digitale Verwaltungsprozesse, Verbesserungen im Verkehr, politische Mitgestaltungsmöglichkeiten und eine umweltfreundliche Stadt. Als Mittel zum Zweck sehen die Zürcher vor allem neue Internet-Plattformen, mobile Geräte und flächendeckenden Netzzugang, heisst es.

Datenschutz spielte praktisch keine Rolle

Zahlreiche Ideen zur Standortförderung beschreiben gemäss OIZ schliesslich, wie sich Zürich im internationalen Wettbewerb besser positionieren kann: ICT-Kräfte fördern und bilden, Marketing und Vernetzung stärken und auch Open Source in den Blick nehmen. Ein Punkt wurde jedoch wenig erwähnt. Datenschutzfragen und die Diskussion von Risiken im Umgang mit digitalen Daten seien innerhalb des Wettbewerbs sehr selten aufgetaucht. Die Ideen hätten sich eher darauf konzentriert, durch elektronische Identifikationsnachweise den Umgang mit Behörden, Bezahlvorgängen und andere Alltagshandlungen einfacher abzuwickeln.  Die Zahlen des Wettbewerbs sprechen eine deutliche Sprache: Von insgesamt 612 Ideen wurden nur 28 zur Kategorie Sicherheit und Datenschutz formuliert, was nicht einmal fünf Prozent entspricht. Dies sei ein überraschendes Ergebnis, heisst es im nun vorliegenden Bericht zum Ideenwettbewerb.

So gehts weiter

Hintergrund des Ideenwettbewerbs ist der eZürich-Legislaturschwerpunkt des Zürcher Stadtrats. Wie die OIZ erklärt, werden alle Ideen evaluiert und «unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit und Machbarkeit ins eZürich-Grobkonzept eingearbeitet». Dieses soll im 4. Quartal 2011 vorliegen. Die Stadtverwaltung wird aus den eingereichten Ideen bis zu drei auswählen, die sie weiterverfolgen und fördern will. Vom 20. bis 22. Januar 2010 diskutieren die Topshots der Schweizer ICT-Branche im Rahmen eines Workshops, wie Zürich zum europaweit führenden ICT-Standort werden könnte. Zum Event wurden sämtliche Grössen der eidgenössischen Informatik- und Kommunikationswelt  eingeladen. Der Bericht über den Ideenwettbewerb diene als Grundlage und Ausgangspunkt für die Entwicklung von entsprechenden Strategien und Projekten, heisst es. Die drei bestplatzierten Ideengeber  werden ihre Vorschläge am Workshop präsentieren.
Harald Schodl



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