06.07.2016, 14:30 Uhr

Das RZ im Haus ersetzt die Heizung

Ein Student der ETH Lausanne hat ein interessantes Rechenexperiment durchgespielt: Könnten Rechenzentren in der Schweiz die Wohnhäuser heizen?
Gut 40 Prozent des Stroms, den Rechenzentren konsumieren, entsteht durch die Kühlung der Server. Könnte die entstehende Wärme zur Heizung von Privathaushalten herangezogen werden, und wieviel Elektrizität könnte dadurch in der Schweiz zumindest im Winterhalbjahr eingespart werden? Diesen Fragen ist Karim Ziadé, Student an der ETH Lausanne, im Rahmen eines Bachelor-Projekts nachgegangen. Nach einem der Rechenbeispiele könnte die Schweiz tatsächlich im Winter auf Stromimporte verzichten.
Mit folgenden Zahlen operierte Ziadé in seinem Projekt: Die Rechenzentren der Schweiz verbrauchen jährlich 1,1 Terawattstunden (TWh) Strom, was 2 Prozent des gesamten Elektrizitätsverbrauchs des Landes sind. Handkehrum konsumieren Heizungen und Boiler in der Schweiz 5,7 TWh, wobei 80 Prozent davon durch Importe abgedeckt wird. Laut Ziadé wäre es somit durchaus sinnvoll, die Rechenzentren in Wohnhäusern unterzubringen und die Abwärme zu nutzen. Zwar benötigen die Heizungen fünf Mal mehr Energie als die RZs abwerfen würden. Ziadé geht aber davon aus, dass sich der Energieverbrauch der Data Center erhöhen wird und in einem Jahrzehnt das Niveau des Heizverbrauchs erreicht haben könnten.

Einige Stolpersteine

Laut dem EPFL-Studenten bestehen weitere Stolpersteine auf dem Weg zum RZ als Hausheizung. So dürften die wenigsten Rechenzentrenbetreiber und deren Kunden aus Datenschutzgründen damit einverstanden sein, dass ihre Daten irgenwo im Keller eines Wohnhauses lagern. Daneben fehlt vielerorts die benötigte Bandbreite. Nur in den mit Glasfasern erschlossenen Gebieten - und das sind derzeit nur die grösseren Städte der Schweiz - wären RZ in Wohnhäusern denkbar. Ein weiteres Hindernis ist wohl auch, dass die Server-Heizung nur im Winter nützlich wäre, im Sommer würde auch sie Energie zur Kühlung verbrauchen. Doch Ziadé ging es in seiner Arbeit auch nur um eine Wirtschaftlichkeitsstudie. «Das ist nur eine vereinfachte Schätzung, mit dem Ziel, zu bestimmen, ob das Szenario in der Schweiz überhaupt realistisch sein könnte», schränkt Ziadé denn auch ein.



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