10.08.2015, 15:00 Uhr
Nokia bastelt an Comeback - noch bremst Microsoft
Nokia entwickelt neue Smartphones. Ein Knebelvertrag mit Microsoft verhindert jedoch den Markt-Launch. Gelingt Nokia das Comeback?
Der ehemalige Branchenprimus Nokia bereitet sein Comeback in den Mobile-Markt vor, meldet die Nachrichtenagentur Reuters. Nokia-Chef Rajeev Suri will aggressiv in den Markt gehen, auch mit neuen Smartphones. Im Mai dieses Jahres war noch von etwa 70 Entlassungen die Rede, aber diese Zahlen sind laut interner Quellen mittlerweile obsolet. Nokia sucht zurzeit vor allem Software- und Produkt-Entwickler, unter anderem für das Betriebssystem Android. Eine Non-Compete-Vereinbarung mit Microsoft steht dem Neustart aber noch im Weg. Die finnische Nokia, einst der grösste Hersteller von Mobiltelefonen weltweit, hatte den Smartphone-Trend schlicht verschlafen. Nennenswerte Umsätze generierte nur noch das Geschäft in Dritte-Welt-Ländern und China. 2013 kaufte Microsoft für 5,4 Milliarden Euro das Handygeschäft der Finnen. Bestandteil des Deals war aber auch ein Non-Compete-Agreement, das Nokia jetzt ausbremst. Der einstige Primus muss sich bis Herbst 2016 gedulden, bevor er sein Comeback in den Smartphone-Gerätemarkt wagen, also so richtig durchstarten kann. Mit dem Android-Tablet N1, das im Januar in China auf den Markt kam, ist der Anfang gemacht.
Wie viel Power steckt noch in Nokia?
Analysten sind sich allerdings uneinig darüber, wieweit der Markenname "Nokia" überhaupt noch trägt. Brands geraten schnell in Vergessenheit, wenn sie nicht mehr auf dem Comsumer-Markt präsent sind. 2009 rangierte das Unternehmen noch unter den Top 5 der stärksten Brands weltweit. Heute läuft Nokia Gefahr, aus der Top-100-Liste herauszurutschen. Das betrifft auch die sogenannten Brand-Licensing-Deals, mit denen die Finnen sich eine zusätzliche Einnahmequelle verschaffen wollen. Nokia reklamiert für sich, von insgesamt vier Milliarden weltweit als starke Marke wahrgenommen zu werden. Allerdings haben Apple und Samsung die Position des Technologieführers in der Zwischenzeit besetzt. In Europa und ganz besonders in der Schweiz wird es schwer werden, das Negativ-Image des Billig-Phone-Anbieters abzuschütteln und an den alten Markterfolg anzuknüpfen. Aber unmöglich ist es nicht. Innovative Produkte können das Blatt schnell wenden. "Ein Markenname hilft nicht, wenn sich die Produkte kaum von dem unterscheiden, was der Markt bereits anbietet", sagt Anssi Vanjoki, ehemaliger Nokia-Manager und heute Professor an Finnlands Lappeenranta University of Technology. Aber wenn Nokia etwas Neues und Innovatives zeigen würde, ja dann würde sich der einstige Erfolg als hilfreich und nützlich erweisen.