20.01.2016, 13:09 Uhr
In unseren Smartphones und Laptops steckt Kinderarbeit, sagt Amnesty International
Lithium-Ionen-Akkus sollen teilweise durch Menschen hergestellt worden sein, die unter miesen Bedingungen im Kongo arbeiten müssen. Darunter auch viele Kinder.
Cobalt trägt wohl fast jeder Schweizer in der Hosentasche. Aber kaum einer dürfte wissen, dass dafür viele Menschen leiden müssen, besonders Kinder. Der Bericht This is what we die for von Amnesty International deckt auf, wie im Kongo das chemische Element Cobalt unter unmenschlichen Bedingungen gewonnen wird. Anschliessend wird Cobalt weiterverarbeitet und für die Herstellung von Lithium-Ionen-Akkus genutzt, die in diversen Smartphones und Laptops eingesetzt sind. Rund die Hälfte des weltweiten Cobaltabkommens wird im Kongo gefördert. Um herauszufinden, welche Firmen in ihren Geräten Cobalt aus dem Kongo verarbeiten, verfolgte Amnesty International die Lieferkette der Förderfirmen zurück. 16 multinationale Konzerne hat Amnesty International angeschrieben und sie darauf aufmerksam zu machen, dass sie als Empfänger solcher Cobalt-Lieferungen aus den untersuchten Regionen ausgemacht wurden. Die Firmen sind: Ahong, Apple, BYD, Daimler, Dell, HP, Huawei, Inventec, Lenovo, LG, Microsoft, Samsung, Sony, Vodafone, Volkswagen und ZT. Nur eine Firma bestätigte die Verbindung zur Produktion im Kongo, einige wussten nicht, woher sie Cobalt beziehen. Fünf Hersteller bestritten, Cobalt aus der Republik Kongo zu beziehen, nannten aber ihre Händler nicht. Durch das Nicht-Wissen/Schweigen würden die Unternehmen ihre Sorgfaltspflicht missachten, sagt die Menschenrechtsorganisation.
Die Minenarbeiter würden wegen ihrer Arbeit oft unter körperlichen Gebrechen wie Lungenbeschwerden oder Rückenschmerzen leiden. Eine Befragte wird mit den Worten zitiert, 50 Kilogramm schwere Cobaltsäcke tragen zu müssen. Die Minenarbeiter graben ihre Minen offenbar selbst, ohne maschinelle Unterstützung, mehrere dutzend Meter in den Untergrund. Stützen würden oft fehlen, die Ventilation sei unzureichend. Alleine zwischen September 2014 und Dezember 2015 sollen 80 Minenarbeiter in der Region gestorben sein, die inoffiziellen Zahlen dürften höher sein.
Zuhause hui, auswärts pfui
Der Bericht, so Amnesty International, würde eine grosse Diskrepanz im Verhalten der Konzerne aufzeigen. Zuhause würden sie alles versuchen, um für Transparenz und Menschenrechte einzustehen. Nun seien die Regierungen gefordert, die Unternehmen zu zwingen, ihre Sorgfaltspflichten auch im Ausland einzuhalten. Die im Bericht genannten Firmen werden aufgefordert, ihre Due-Diligence-Massnahmen öfentlich zu machen. Und mit aller Macht zu verhindern, dass weiterhin Menschen für die Herstellung ihrer Produkte leiden müssen. Für den Bericht hat Amnesty International 90 Arbeiter in den Minen im Kongo interviewt, darunter 17 Kinder. Das Jüngste war 7 Jahre alt. Der Bericht ist 88 Seiten lang und als PDF verfügbar.