17.01.2012, 15:47 Uhr

Gute Wetterlage für Akquisitionen

Die Zahl der Übernahmen und Fusionen in der Schweiz ist 2011, bei geringerem Gesamtvolumen, gestiegen. Helvetische Unternehmen werden interessanter für ausländische Käufer. Die Dynamik kommt von den Wachstumsmärkten in Asien und Südamerika.
Die Anzahl der Fusionen und Übernahmen in der Schweiz ist 2011 mit 316 Deals im Vergleich zum Vorjahr um 20,6 Prozent gestiegen, wie die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG in ihrem «M&A Yearbook 2012» zeigt. Das Gesamtvolumen der Transaktionen sank allerdings um 14,9 Prozent auf 74,5 Milliarden US-Dollar. Aufgelistet sind in der KPMG-Aufstellung Deals mit einem Mindestvolumen von 7 Millionen Dollar Transaktionswert oder 14 Millionen Dollar Umsatzgrösse und einem Mindest-Anteileverkauf von 30 Prozent. «Die Schweizer Unternehmen waren aktiver als ihre globalen Mitbewerber», sagt Patrik Kerler, Head of M&A bei KPMG. «Statistisch gesehen sind die Schweizer Firmen die liquidesten weltweit. Zudem sind sie überdurchschnittlich stark eigenfinanziert», so Kerler.Zunahme im Software-MarktAufgrund von Konsolidierungen und Nachfolgeregelungen trugen im vergangenen Jahr vor allem kleinere Transaktionen im ersten Halbjahr zum positiven Trend im M&A-Markt bei. Sieben der zehn grössten Transaktionen wurden im ersten Halbjahr abgeschlossen. Aufgrund der Finanz- und Eurokrise hat der Übernahme-Appetit in der zweiten Jahreshälfte nachgelassen. Vier der Top-5-Transaktionen fanden im Healthcare- & Life-Science-Sektor statt. Grosse Deals wurden vor allem im Pharmasektor mit der Übernahme von Synthes durch Johnson & Johnson für 21,3 Milliarden Dollar und durch den Kauf von Nycomed durch den japanischen Konzern Takeda Pharmaceuticals für 13,7 Milliarden Dollar abgewickelt. Im Telekommunikationsmarkt ist vor allem die Übernahme von Orange durch die britische Beteiligungsgesellschaft Apax Partners zu nennen. Neben CVC, die Sunrise übernommen haben, tritt mit Apax eine zweite Privat-Equity-Gesellschaft in den Schweizer Telekommunikationsmarkt ein. Die Aktivitäten in der Informations-, Kommunikations- und Unterhaltungsbranche haben weiter zugenommen, so die KPMG-Analysten. Wachsendes Interesse sei vor allem bei Technologie-Unternehmen mit E-Commerce- und Softwareprodukten auszumachen. Auch im Bereich Financial Services ist eine Zunahme zu beobachten. In diesem Sektor ist die Anzahl Transaktionen von 10 auf 15 Prozent oder mit einem Volumen von 5,4 Milliarden Dollar um 30 Prozent gestiegen. Auch der Rohstoffsektor werde uns in der Schweiz in den kommenden Jahren noch stark beschäftigen, sagt Kerler.Wachstumsmärkte BRICÜber die Jahre zeigt sich im Schweizer M&A-Markt ein konstantes Bild: Schweizer Firmen kaufen mehr ausländische Targets als umgekehrt. Seit 2011 ist allerdings eine signifikante Zunahme von Verkäufen von Schweizer Unternehmen ins Ausland zu beobachten. «Es scheint, dass Schweizer Unternehmen interessanter werden für ausländische Käufer», so Kerler. Die Dynamik kommt von den Wachstumsmärkten in Asien und Südamerika, allen voran Brasilien. Die Transaktionen zwischen helvetischen Unternehmen und den BRIC (Brasilien, Russland, Indien und China)-Ländern und «The Next 11»-Playern, zu denen Bangladesch, Ägypten, Indonesien, der Iran, Mexiko, Nigeria, Pakistan, die Philippinen, Südkorea, die Türkei und Vietnam gehören, haben zusätzliches Volumen von 4,8 Milliarden Dollar generiert und ihren Anteil am Gesamtmarkt auf 6,5 Prozent erhöht. Nationale Transaktionen sind derzeit für 27 Prozent aller Transaktionen verantwortlich. AusblickZwar werden viele Firmen auf bessere wirtschaftliche Bedingungen warten, bevor sie sich an Fusionen und Übernahmen wagen, trotzdem verfolgen sie zunehmend aktiv attraktive Ziele. Für 2012 beurteilt KPMG die Ausgangslage für M&A deshalb positiv: «Ich denke, die Finanzkrise hat sich beruhigt. Das Gleiche gilt für die politische Krise», ist Kerler überzeugt. Der Wert des Schweizer Franken habe einen neutralen Effekt auf M&A-Aktivitäten. Zudem nehme die hohe Liquidität der Unternehmen weiter zu und auch die Risikobereitschaft wachse. Hingegen werden Fremdfinanzierung limitiert und treten nach und nach neue Regulierungen für die Finanzindustrie in Kraft, was ebenfalls einen positiven Effekt auf den Mergers & Akquisitionen-Markt habe.



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