17.08.2015, 14:37 Uhr
Frankenstärke - was Schweizer Firmen dagegen tun
Der starke Franken hat Dätwyler das Geschäftsergebnis vermiest. Huber+Suhner baut vor und verlagert Teile der Wertschöpfungskette ins Ausland. So reagieren Schweizer Unternehmen auf die Frankenstärke.
Der Schweizer Dätwyler-Gruppe hat der starke Franken das Geschäftsergebnis vermiest. Der Umsatz ist im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres deutlich zurückgegangen. Ohne den Negativeffekt der Frankenstärke wäre die Gruppe gewachsen.
9,5 Prozent Umsatzeinbusse
Der internationale Schweizer Industriekonzern Dätwyler mit Sitz in Altdorf produziert für die Marktsegmente Kabel, Gummi, pharmazeutische Verpackungen und technische Komponenten. Die Einbussen aufgrund der Frankenstärke beziffert das Unternehmen auf 9,5 Prozent des Jahresumsatzes. Der Nettoumsatz der Gruppe sackte von 654 Millionen Franken im Vorjahr auf aktuell 580 Millionen Franken ab. Auch der Nettogewinn schrumpfte um rund 6 Millionen auf 42,1 Millionen Franken. Besonders exportorientierte Schweizer Industrieunternehmen haben mit dem stark überbewerteten Franken zu kämpfen, seit die SNB im Januar ihre Stützungskäufe einstellte und damit den Franken dem freien Spiel der Märkte überliess. Seitdem näherte sich der Franken der Parität zum Euro. Der abgewendete Grexit, das befürchtete Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone, hat neuerdings für ein wenig Entlastung gesorgt.
Nullrunde, Entlassungen, Outsourcing
Der Schweizer Systemlösungsanbieter Huber+Suhner reagierte schnell und verfügte bereits im Januar, also unmittelbar nach dem SNB-Entscheid, einen Personalstopp, eine Schweizer Lohnnullrunde für das laufende Jahr und mehrere Sparmassnahmen. Ab erstem März wurde die Wochenarbeitszeit von 40 auf 43 Stunden erhöht. Die Konzernleitung und der Verwaltungsrat mussten auf 10 Prozent ihrer Zielsaläre verzichten, andere Kadermitglieder auf fünf Prozent. Trotzdem sei ein Personalabbau in der Schweiz unumgänglich, schreibt das Unternehmen in einer Pressemitteilung. Huber+Suhner plant, bestimmte Logistik- und Dienstleistungsfunktionen nach Polen auszulagern. Das Raumfahrt-Kompetenzzentrum des Unternehmens wird wohl in die USA abwandern.
So reagieren Schweizer Firmen auf die Frankenstärke
Nicht immer greifen Schweizer Unternehmen zu solch drastischen Massnahmen, um mit der Frankenstärke zurecht zu kommen, hat Computerworld in einer Umfrage unter mehreren hundert Schweizer ICT-Top-Managern herausgefunden. Die Mehrheit greift zum klassischen Rezept und versucht, durch Effizienzgewinne die Kosten zu reduzieren (43 Prozent). Ein gutes Fünftel reagiert gelassen und will abwarten, wie sich der Euro-Franken-Wechselkurs entwickelt. Ein weiteres Fünftel gewährt ihren Kunden Preisrabatte, oder gibt sich zumindest offen für Verhandlungen. Etwa 15 Prozent der Schweizer ICT-Firmen kaufen stärker in der Eurozone ein, nehmen also Veränderungen an ihrer Zulieferer- und Lieferantenkette vor, um selbst vom starken Franken zu profitieren. (Mehr über die Schweizer ICT-Elite lesen Sie im Computerworld-Spezial "Top 500 - die stärksten ICT-Firmen der Schweiz". Das Heft erscheint am 28. August.)