09.11.2017, 07:37 Uhr

Digitalisierung führt laut Bundesrat zu mehr Jobs

Keine Angst vor der Digitalisierung! Laut Bundesrat werden künftig mehr Jobs geschaffen. Allerdings braucht es ein Digitalisierungs-Fitnessprogramm am Arbeitsplatz.
Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung auf den Schweizer Arbeitsmarkt? Der Bundesrat hat die Perspektiven in einem Bericht zusammengefasst
Der Bundesrat geht davon aus, dass die Digitalisierung in der Schweiz zu höherer Beschäftigung führt. Die Jobs werden aber nicht mehr die gleichen sein. Daher sollen die Bildung stärker auf die digitale Wirtschaft ausgerichtet und der Arbeitsmarkt flexibilisiert werden.
Dazu hat der Bundesrat am Mittwoch mehrere konkrete Massnahmen beschlossen: Künftig wird der Bund Betriebe dabei unterstützen, die Mitarbeitenden für neuen Anforderungen am Arbeitsplatz fit zu halten. Die Unternehmen können ab nächstem Jahr Subventionen beantragen für Weiterbildungen zu Grundkompetenzen, zum Beispiel zur Bedienung von Computern. Die Digitalisierung macht die Arbeit örtlich, zeitlich und organisatorisch unabhängiger. Mit Crowdsourcing und Crowdworking verschwinden klassische Anstellungsverhältnisse, was sozialversicherungsrechtliche Fragen aufwirft. Die Frage der AHV-Pflicht von Uber-Fahrern zum Beispiel ist derzeit bei den Gerichten hängig.

Mehr Selbständige

Der Bundesrat hat Sozialminister Alain Berset daher beauftragt, zusammen mit dem Wirtschafts-, dem Justiz- und dem Finanzdepartement den Handlungsbedarf zu klären. In einem Bericht zur Auswirkung der Digitalisierung auf Beschäftigung und Arbeitsbedingungen skizziert er zwei Stossrichtungen: Erwerbstätige könnten unter Umständen zwischen Selbständigkeit und Unselbständigkeit wählen. Alternativ könnte eine gemeinsame Erklärung von Unternehmen und Erwerbstätigen den Ausschlag geben. Im Zusammenhang mit dem Gesundheitsschutz und den Arbeitszeitregeln hat der Bundesrat keine konkreten Schritte beschlossen. Hingegen sollen Datenlücken zu den neuen Arbeitsformen mit einem Zusatzmodul zur Arbeitskräfteerhebung geschlossen werden. Das Staatssekretariat für Wirtschaft und das Bundesamt für Sozialversicherungen haben zudem den Auftrag, die Auswirkungen des digitalen Wandels auf den Arbeitsmarkt zu überwachen. Der Bundesrat wagt in dem Bericht einen optimistischen Ausblick auf die Entwicklung des Arbeitsmarkts. Als Grundlage dient ihm in erster Linie ein Rückblick: Bisher habe sich der technologische Fortschritt in der Schweiz stets positiv auf den Wohlstand ausgewirkt, schreibt er. Nächste Seite: Viele neue Jobs

Viele neue Jobs

In den letzten 20 Jahren seien in der Schweiz wegen des Strukturwandels etwa 350'000 Stellen verloren gegangen. Im gleichen Zeitraum wurden aber über 1,2 Millionen neue Stellen geschaffen. In diesem Rhythmus soll es nach Ansicht des Bundesrats in den nächsten Jahrzehnten weitergehen. Trotz Digitalisierung und Automatisierung rechnet er «eher mit einem normalen strukturellen Wandel als mit einer gesamtwirtschaftlich disruptiven Entwicklung», wie es im Bericht heisst. Kurzfristige negative Auswirkungen schliesst der Bundesrat zwar nicht aus. Längerfristig erwartet er von der Digitalisierung aber einen positiven Beschäftigungseffekt.

Neue Aufgaben

Verändern werden sich die Job-Profile. Das war schon in der Vergangenheit so. Für Führungskräfte, Akademiker, Techniker und Dienstleister gab es besonders viele neue Stellen, während für Bürokräfte und Handwerker weniger Jobs zur Verfügung standen. Verloren gingen vor allem Routineaufgaben, die durch automatisierte Prozesse abgelöst wurden. Die Digitalisierung hat die Kompetenzanforderungen bereits stark verändert. So gehören Computer oder computergestützte Anwendungen inzwischen zu den meisten Arbeitsplätzen. Diese Entwicklung wird sich fortsetzen. Der Bundesrat sieht denn auch bei der Bildung die grösste Herausforderung. Nur wer die vom Arbeitsmarkt nachgefragten Kompetenzen vorweise, werde auch in Zukunft über gute Erwerbschancen verfügen, schreibt er. Weiter will er die Faktoren erhalten, die seiner Meinung nach bisher für die erfolgreiche Bewältigung des Strukturwandels verantwortlich waren. Dazu gehören stabile wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die Geldpolitik, ein flexibler Arbeitsmarkt, die Sozialpartnerschaft, die Innovationskraft der Unternehmen und das Bildungssystem.



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