Hermes 26.10.2006, 10:48 Uhr

Bund verwaltet Informatik mit Open-Source

Für die Weiterentwicklung der Informatik-Projektmethode Hermes setzt der Bund auf Wege, wie sie bei der Entwicklung freier Software angewandt werden.
Aufgrund der zahlreichen Aufgaben führt der Bund eine ebenso grosse Menge an teils sehr komplexen Informatikprojekten durch. Um das Vorgehen in geordnete Bahnen zu lenken, wurde die Methode unter der Bezeichnung Hermes standardisiert. Dieses Verfahren hat seine Ursprünge in den Siebzigerjahren. Damals entschieden sich die damalige PTT, die SBB und die Eidgenossenschaft, für die anstehenden Projekte im aufkeimenden Informatikzeitalter eine gemeinsame Management-Methode zu entwickeln. Seither wurde Hermes etwa alle zehn Jahre aktualisiert. Die heute gültige, mittlerweile vierte Fassung stammt aus dem Jahre 2003.

Die Gesamtlösung Hermes kommt jedoch nicht nur beim Bund selbst und seinen nahe stehenden Betrieben zum Einsatz, sondern auch in Kantonen wie Bern und Zug sowie in einigen Städten, zum Beispiel in Zürich und Winterthur. Seit 2004 wird Hermes zudem auch in Luxemburg und beim Weltpostverein eingesetzt. Nicht zuletzt setzen etliche private Unternehmen in einigen Projekten vermehrt diese Management-Philosophie ein. Die ausser den Kosten für die gedruckten Handbücher frei verfügbare Methode hat sich in der Schweiz zu einem Standard entwickelt. Rund 6000 Personen sind heute in irgendeiner Form in Hermes involviert. Die einzelnen Abläufe sind in mehreren Handbüchern für die Projektleiter und weitere an Projekten beteiligten Rollen festgehalten. Diese Dokumentation liegt sowohl elektronisch als auch in gedruckter Form vor. Erstere Variante steht auf der Hermes-Website mitsamt den zugehörigen Vorlagen zum Download bereit.

Die Betreuung und Weiterentwicklung von Hermes unterliegt dem Informatikstrategieorgan des Bundes (ISB). Um den Wissensaustausch zwischen den verschiedenen Hermes-Anwendern einerseits und dem Bund andererseits zu verbessern, wurde anfangs dieses Jahres die «Hermes Group» gegründet. Sie zählt rund 120 Mitglieder, in erster Linie Projektleiter aus Informatikunternehmen, die Hermes einsetzen. Verschiedene Arbeitsgruppen kümmern sich um Bereiche wie Schulung oder die Einbindung von Best-Practice-Verfahren. Damit beschäftigt sich die Gruppe auch aktiv mit der Weiterentwicklung von Hermes, indem Erfahrungen und Anregungen von externen Fachleuten einfliessen. Im Unterschied zu früher ist nicht mehr der Bund alleine für das Vorantreiben der Management-Methode zuständig. Diese Entwicklung ist beabsichtigt, wie Louis Belle, beim ISB für Hermes zuständig, ausführt: «Der Umstand, dass unsere Methode nicht nur intern benutzt wird, bietet neue Chancen zu deren Weiterentwicklung. Eine davon ist, dass wir das Expertenwissen aller Benutzer zur gemeinsamen Verbesserung der Methode einsetzen können.»

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Open Source Katalog 2006 von Computerworld: JETZT BESTELLEN!!!
Andreas Heer



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