30.07.2009, 19:00 Uhr
Google geht Microsoft an die Kehle
Oder läuft die Attacke eigentlich in die Gegenrichtung? Redmond giert schon lange nach Googles Werbemilliarden. Hinter den Kulissen geht es brutal zur Sache.
Mit der Ankündigung von Chrome OS schmiss Google dem Windows-Monopolisten Microsoft den Fehdehandschuh mitten ins Gesicht. Denn mit Chrome OS nimmt der Suchmaschinenkrösus den Netbook-Markt, auf dem Microsoft den Löwenanteil hält, ins Visier. Klein, schnell, für mobile Geräte optimiert, Chrome OS sei das richtige Produkt zur rechten Zeit, sagt Mike Davis, Senior Analyst bei Ovum. Die erste Version des neuen Google-OS, die im Herbst des kommenden Jahres erwartet wird, könne Microsoft zwar wohl noch nicht gefährlich werden, meint Davis. Aber Google lerne schnell. Chrome OS sei vor allem als Indiz dafür zu verstehen, wie ernst Google den Riesen aus Redmond nimmt.
Milliardenschwerer Wachstumsmarkt
Denn eigentlich geht es um etwas ganz anderes: Um den milliardenschweren und weiter wachsenden Anzeigenmarkt im Internet, und den schöpft zurzeit vor allem Google ab. 70 Prozent aller Internet-Surfer weltweit googeln nach dem Objekt der Begierde. Das war Microsoft schon immer ein Dorn im Auge. Immerhin 47,5 Milliarden US-Dollar bot Redmond im Januar 2008 für den Suchmaschinenspezialisten Yahoo, seine Technologie und seinen Kundenstamm - ein tiefer Griff in die Kriegskasse. Der damalige Yahoo-CEO Jerry Yang lehnte jedoch dankend ab, ein schwerer Fehler, wie sich später herausstellte.
Zweckehe mit Hindernissen - jetzt haben sich beide Unternehmen zu guter Letzt doch noch zusammengerauft. "Microsoft weiss, dass das Zeitalter der dicken Desktop-PCs, vollgestopft mit OS und Office-Anwendungen, seinem Ende entgegengeht", sagt Ovum-Analyst Davis. Die Geschäftswelt wird immer mobiler, Cloud-Computing-Dienste gewinnen an Boden. Microsoft reklamiert seinen Anteil an Googles Werbemilliarden. Wahrscheinlich auch deshalb, um Verluste in anderen Geschäftsbereichen auszugleichen.