Sunrise macht alleine weiter
Millionenkosten für Scherbenhaufen
Die Kosten des Scherbenhaufens wollte Finanzchef Krause nicht beziffern: Man habe eine Abbruchsgebühr von 50 Millionen vereinbart, die fällig werde, wenn der Vertrag beendet werde. «Darüber hinaus sind Finanzierungs-, Beratungs- und Integrationskosten entstanden, die wir im Moment noch nicht abschliessend benennen können.»
Diese Kosten hätten aber nicht die Grössenordnung, dass die Finanzlage von Sunrise in irgendeiner Form negativ beeinträchtigt würde, sagte Krause: «Wir haben Cash auf der Bilanz, auch durch die günstiger als erwartet ausgefallene 5G-Auktion, so dass wir hier im sicheren Bereich sind.»
ISS gewichtiger Faktor für Scheitern
Eine gewichtige Rolle für das Scheitern des UPC-Kaufs habe die Nein-Empfehlung des einflussreichen amerikanischen Stimmrechtsberaters ISS gehabt, sagte Swantee. Die Ablehnung der Kapitalerhöhung durch ISS habe den Trend verändert. «Das hat damit zu tun, dass viele passive Investoren den Empfehlungen der Stimmrechtsberater folgen. Wir hatten zwar die drei Stimmrechtsberater Glass Lewis, Ethos und zRating hinter uns, aber ISS hat sehr viel Bedeutung und ist sehr gross», sagte der Sunrise-Chef.
ISS habe die Nein-Empfehlung aufgrund eines Berichts abgegeben, der gravierende Fehler enthalten habe. Zwar habe ISS auf Intervention von Sunrise Fehler in dem Bericht korrigiert, aber die Empfehlung nicht geändert, sagte Swantee: Und die passiven Investoren würden halt weniger die Details im Bericht anschauen, sondern der Empfehlung folgen.
«Wir haben Klarheit bekommen, dass die Kapitalerhöhung von den Aktionären nicht akzeptiert wird. Und dass die Abwahl von Verwaltungsratspräsident Peter Kurer und Verwaltungsrat Jens Jesper Ovesen nicht durchkommt. Deshalb haben wir die ausserordentliche GV abgesagt, denn wir wollten so schnell wie möglich Sunrise stabilisieren.»
Wie gross das Nein-Lager unter den Aktionären war, die sich für die ausserordentliche GV registriert hatten, wollte Finanzchef Krause nicht bekannt geben, weil die GV nicht stattgefunden habe. «Es waren klar mehr als 50 Prozent», sagte er lediglich. Die offenen Stimmen hätten das Mehrheitsbild nicht verändert, selbst wenn sie alle für die Kapitalerhöhung gewesen wären.
Dass Liberty Global jetzt umgehend einen neuen Käufer für UPC sucht, ist der Sunrise-Spitze gemäss eigenen Aussagen nicht bekannt. «Liberty hat keinen Handlungsdruck. Die müssen nicht verkaufen», sagte Krause. Die sässen auf sehr viel Cash aus dem Verkauf von mehreren Töchtern in Europa an Vodafone für über 18 Milliarden Euro.