«Der Wettbewerb bedient die Aktionäre, IFS die Kunden»

Kooperationen und Projekte

CW: Der IFS-Eigentümer EQT hat noch andere IT-Unternehmen im Portfolio. Gibt es Gespräche oder Kooperationen zum Beispiel mit Open Systems oder SuSE?
Roos: Die Portfolio-Unternehmen von EQT sind in einem guten Dialog untereinander und tauschen sich regelmäs­sig über neue Ideen und Best Practices aus. Allerdings agiert jedes Unternehmen unabhängig. Teilweise arbeiten wir jedoch auf freiwilliger Basis zusammen, wenn wir dadurch einen Mehrwert schaffen können.
CW: Können Sie bitte ein Beispiel für so eine Zusammenarbeit nennen?
Roos: Ja, gerne. EQT ist der Eigentümer von Sitecore, einem Anbieter von Content-Management-Systemen (CMS). IFS war jüngst auf der Suche nach einem CMS für den globalen Online-Auftritt. Über den Kontakt mit EQT kam ich ins Gespräch mit dem CEO von Sitecore, Mark Frost. Er bot uns seine Unterstützung an, sodass wir im Sitecore-CMS schnell eine passende Lösung fanden. Während der Gespräche mit Frost stellte sich heraus, dass auch IFS ihm helfen konnte: Er war auf der Suche nach einem Chief Product Officer und erbat für die Bewerbungsgespräche die Unterstützung unseres Head of Products, Christian Pedersen. Die Hilfe haben wir gerne zugesagt.
CW: Der IT-Markt ist stark in Bewegung. Was bedeuten Themen wie Blockchain, Cloud, KI sowie die Robotic Process Automation für IFS?
Roos: Wenn Sie sich erinnern mögen: Schon in den 1990er-Jahren mussten Kunden intensiv über Druckstrategien und -technologien nachdenken. Letztendlich haben Software und Technologie das Problem gelöst, sodass Drucker heute einfach und unkompliziert zu benutzen sind. In einigen Jahren werden wir zurückblicken und über AR, IoT und KI genauso denken. Sie werden dann einfach Technologien sein, die es Unternehmen ermöglichen, sich zu differenzieren und dazu beizutragen, bessere, einfachere und wertschöpfende Funktionen für die Anwender bereitzustellen. Heute hat IFS bereits die besten Lösungen für Unternehmen in unseren Zielbranchen. Nun konzentrieren wir uns verstärkt auf die Einführung neuer Technologien wie AR oder IoT, um unseren Kunden einen geschäftlichen Mehrwert zu bieten. Dabei wollen wir nicht die Besten in der KI, die Besten in der AR oder die Besten im IoT sein. Statt­dessen versprechen wir, der beste Partner zu sein, um die Technologien ins Geschäft zu integrieren.
CW: Können Sie ein Beispiel für ein Projekt geben, das Sie im Bereich IoT realisiert haben?
Roos: Hier kann ich auch eine Kooperation mit einer EQT-Unternehmung anführen: Anticimex aus Schweden ist spezialisiert auf Schädlingsbekämpfung. In früheren Jahren waren die Mitarbeiter von Anticimex damit beschäftigt, in Gebäuden zuerst Fallen aufzustellen und sie zu einem späteren Zeitpunkt zu kontrollieren. Heute nutzt das Unternehmen dafür das IoT. Die Funktion der Fallen kann aus der Ferne geprüft und ein allfälliger Defekt erkannt werden. Mithilfe von Sensoren kann natürlich ebenfalls ermittelt werden, wenn sich ein Schädling in der Falle befindet. Die Servicetechniker müssen so noch viel weniger Wartungsarbeiten ausführen. Mit der IFS-Lösung für das Field Service Management werden nun die Einsätze der Aussendienstmitarbeiter geplant und optimiert.
CW: Können Sie bitte ein für Sie spannendes Schweizer Kundenprojekt skizzieren?
Roos: Ein bemerkenswertes Kundenprojekt ist Bucher Emhardt Glass. Das Unternehmen aus Steinhausen ist Weltmarktführer für Technologien zur Herstellung und Inspektion von Glasbehältern. IFS hat Bucher eine End-to-End-Lösung implementiert. Dort laufen Komponenten für Produktentwicklung, Lieferkette, Produktion, Projekte, Qualitätsmanagement, Vertrieb und Service, Instandhaltung, Personal, Buchhaltung und Business Intelligence. Weiter hat Bucher auch die rollenbasierten Benutzeroberflächen und mobilen Apps von IFS Applications implementiert.
Durch den Einsatz von IFS Applications haben wir es Bucher ermöglicht, Daten zwischen den internationalen Niederlassungen per Mausklick auszutauschen und die Transparenz im gesamten Unternehmen zu erhöhen. Bucher ist ein gutes Beispiel für viele Unternehmen in der exportorientierten Schweiz, die ihren Hauptsitz im Inland und Tochtergesellschaften im Ausland haben. Das Unternehmen hat weltweit über 800 Anwender von IFS-Software, unter anderem in Deutschland, Italien, Japan, Malaysia, Schweden, Singapur und den USA. Unsere Software eignet sich gut für Szenarien mit mehreren Sprachen sowie Währungen und unterschiedlichen Masseinheiten. Da auch IFS global auf­gestellt ist, können wir persönlich Lösungen liefern und verwalten für einen reibungslosen Rollout.
CW: Insbesondere in der Schweiz, aber auch im übrigen Europa herrscht Fachkräftemangel. Mit welchen Aktivitäten gewinnen Sie neue Mitarbeiter?
Roos: Das Rekrutieren von Fachkräften ist heute eine echte Herausforderung. Um genügend gut ausgebildete Mitarbeiter zu gewinnen, haben wir ein internationales Traineeprogramm installiert, in dem wir Fachhochschul- oder Hochschulabsolventen intern auf ihre zukünftige Beratertätigkeit vorbereiten und sie entsprechend ausbilden. Daneben investieren wir erhebliche Ressourcen in unser Partner-Ökosystem auf internationaler und auch lokaler Ebene. Über diesen Kanal wollen wir zusätzliche Kapazitäten schaffen. Darüber hinaus haben wir aber aufgrund der Internationalität vieler unserer Kunden auch die Möglichkeit, in Projekten englischsprachige Ressourcen aus anderen Ländern hinzuzuziehen. Beispielsweise verfügen wir in Sri Lanka über ein grosses Innovationszentrum mit mehr als 1000 Mitarbeitern. Mithilfe dieses Personals können wir glücklicherweise unsere Kapazität für Entwicklungs- und Beratungsdienstleistungen bei Projekten – in der Schweiz und anderswo – flexibel erhöhen.
Zur Firma
IFS (Industrial and Financial Systems)
wurde 1983 im schwedischen Linköping gegründet. Heute beschäftigt das Unternehmen rund 3600 Mitarbeiter in über 40 Ländern. Die Produktentwicklung und der Support erfolgen hauptsächlich in den Forschungs- und Entwicklungszentren in Schweden und Sri Lanka. Seit 2015 befindet sich IFS im Besitz der schwedischen Private-Equity-Gruppe EQT.



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