Digitec schränkt den Verkauf von Grafikkarten ein
Grossbestellungen aus der Schweiz und dem Balkan
Hämmerli führt in seiner Stellungnahme einige exemplarische Anfragen von Firmen auf, welche bei Digitecs B2B-Abteilung eingegangen sind. Darunter finden sich mehrere Bestellungen von Schweizer Firmen, die beim Online-Händler zwischen 20 und 50 High-End-Grafikkarten ordern wollten – bei einem Unternehmen standen gar 7000 Stück auf dem Einkaufszettel. Aber auch aus dem Ausland erhielt Digitec Bestellungen – etwa aus Montenegro, Albanien oder dem Kosovo. Ein kosovarisches Unternehmen gab etwa eine Anfrage über 900 Grafikkarten auf, ein weiteres – vermutlich aus Albanien oder dem Kosovo – wollte sich 1800 Stück zusenden lassen.
Warum die Grafikkarten gerade im Balkan so beliebt sind, hat laut Hämmerli damit zu tun, dass Elektronik in der Schweiz mittlerweile im Schnitt günstiger ist als in der EU – zu dieser Entwicklung habe auch Digitec beigetragen. Der Sprecher sieht allerdings noch weitere Gründe: «Viele Kosovaren, Albaner oder Montenegriner haben Verwandte in der Schweiz oder haben hier zeitweise gelebt. Sie kennen Digitec entsprechend gut.» Ausserdem seien Mining-GPUs international grundsätzlich stark gefragt. «Wir wissen zum Beispiel von deutschen Händlern, die Anfragen für mehrere zehntausend Stück bekommen haben. Die Miner versuchen einfach, die Karten dort abzugrasen, wo sie (noch) verfügbar sind.»
Und um an die gefragten Grafikkarten zu kommen, wenden Schürfer offenbar auch Tricks an. Denn mittlerweile hätten auch sie mitbekommen, dass der Online-Händler alle Bestellung von mehr als zwei Grafikkarten, die sich für das Mining eignen, storniere, sagt Digitecs Hämmerli. «Sie versuchen nun häufig, mit Fake-Accounts zu bestellen – jeweils zwei Stück, dafür 10-20 Mal. Und dann weitere von einem anderen Modell beziehungsweise Hersteller. Solche Versuche sortieren wir rigoros heraus.»
Preise ziehen deutlich an
Ein Blick auf Preisvergleichsportale zeigt zudem, dass High-End-Grafikkarten für Gamer in den vergangenen Monaten deutlich teurer geworden sind. Der günstigste Preis für die «GeForce GTX 1080 Ti Strix 11G-Gaming» von Asus liegt momentan beispielsweise 175 Franken höher als noch Anfangs Juli 2017, wie das entsprechende Preischart des Portals «toppreise.ch» zeigt. Der Tiefstpreis lag damals bei 774 Franken, heute ist die Karte – wenn sie denn irgendwo an Lager ist – ab 949 Franken zu haben (Stand 23.01.2018).
Weil es die Krypto-Schürfer mittlerweile auch auf High-End-Geräte für Gamer abgesehen haben, erhöhten Hersteller und Lieferanten die Preise. Laut Digitec-Sprecher Hämmerli sind GTX-Grafikkarten seit Januar 2017 um 20 Prozent oder mehr teurer geworden. Doch auch der markante Preisanstieg bremse die hohe Nachfrage nicht.
Eine Besserung der Situation ist gemäss Hämmerli nicht in Sicht. Mit den kleinen Mengen, die der Online-Händler erhalte, könne er meist nur die Bestellrückstände bedienen. Denkbar sei aber, dass Hersteller wie Nvidia in diesem Jahr spezielle Mining-Karten für Privatpersonen lancieren – AMD und Nvidia produzieren zwar bereits Grafikkarten, die auf das Mining von Kryptowährungen ausgelegt sind, aber verkaufen diese lediglich an grosse Mining-Firmen. «Das würde die Nachfrage nach Gaming-Karten lindern», sagt Hämmerli abschliessend.