11.02.2015, 15:07 Uhr
Smartwatches stellen Unis vor Probleme - wie reagieren HSG, Zürich und Bern?
Smartwatches machen es Schülern leicht, zu spicken. Im Ausland reagiert man bereits darauf und verbietet Uhren explizit. In der Schweiz dauert das wohl noch eine Weile.
Haben Sie früher nicht auch Spickzettel unter den Taschenrechner oder auf die Petflasche geklebt? Oder gleich beim «Gspänli» abgeschrieben? Nur um mit geringerem Aufwand bessere Noten zu erzielen? Und auch ein wenig, um den Paukern eins auszuwischen und sie für mangelnde Aufmerksamkeit zu bestrafen? Schüler von heute lächeln über solche Methoden. Konnte man früher einzelne Formeln oder Stichworte von seinen Hilfsmitteln ablesen, steht den Schülern heute das gesamte World Wide Web zur Verfügung. Was bedeutet, dass die Lerninstitute wesentlich mehr gefordert sind, aufzupassen. Seit dem Auftauchen des iPhone ist es deshalb grundsätzlich verboten, sein Telefon während einer Prüfung zu benutzen.
Höhere Anforderungen
Aber das Smartphone war erst der Start der Gadget-Welle. Seit einiger Zeit gibt es Smartwatches, die mit dem Erscheinen der Apple-Watch im April den ersten Boom erleben dürften. Um zu zeigen, welche Probleme das mit sich bringen könnte, hat die Universität Michigan eine Anwendung konzipiert, die es Studenten erlaubt, mittels Smartphone und der Pebble-Smartwatch bei Multiple-Choice-Tests in Real-Time miteinander die Antworten abzugleichen. Und Lösungen dagegen vorgeschlagen. Einfacher wäre es für die Fakultäten, das Tragen von Uhren während Prüfungen kategorisch zu verbieten. Dies in die Reglementarien aufzunehmen, hat die Universitt von London vorgeschlagen. Einzelne Institute wie die London City University haben die Massnahmen umgesetzt. Nun müssen Smartphones und Smartwatches in einem Plastikbeutel unter dem Tisch eingeschlossen werden. Damit die Studenten dennoch wissen, wie lange ihnen noch bis zur Abgabe der Prüfung bleibt, wurde die Zahl der Wanduhren erhöht. Auf Wunsch wird den Studenten auch eine Uhr auf den Tisch gestellt. Vorbild des britischen Modells dürfte die Arteveldehogeschool im belgischen Gent. Seit zwei Jahren werden an der katholischen Hochschulen Armbanduhren bei Prüfungen nicht mehr zugelassen, weil es den Aufsichtspersonen zu aufwendig war, jede einzelne Uhr auf ihre Funktionen hin zu überprüfen. Im Ausland rüstet man sich also gegen die neue «Spickbedrohung». Und in der Schweiz?
Zürich ohne Geräte-Regelung
Die Studierenden der Universität Zürich werden vor ihren Prüfungen klar instruiert, welche Hilfsmittel sie während den Prüfungen einsetzen dürfen. Generelle Prüfungsrichtlinien gibt es nicht, jede Fakultät regelt diese selbst. An der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät ist zum Beispiel bei den Assessment-Prüfungen im Bachelor-Studium der Gebrauch von allen internetfähigen Geräten untersagt. «Das betrifft somit Handys ebenso wie das Tragen einer Smartwatch, die diese Funktionen hat», sagt Bettina Jakob, Mediensprecherin der Uni Zürich. Entsprechend sei eine spezifischere Regelung, die auf einzelne Geräte abzielt, nicht vorgesehen.
HSG passt Prüfungen an
Auch die Universität St.Gallen (HSG) hat klare Richtlinien, welche Hilfsmittel für die jeweilige Prüfung verwendet werden dürfen. Sämtliche kommunikationsfähigen und programmierbaren Geräte seien während der Prüfungen nicht erlaubt, sagt Annkathrin Heidenreich, Sprecherin der HSG. Smartphones müssten abgeschaltet und in Jacken oder Taschen verstaut sein und Smartwatches dürfen während der Prüfung nicht verwendet werden. «Der technologischen Entwicklung begegnet die Prüfungsordnung der Universität St.Gallen in erster Linie mit zeitgemässen Formen der Wissens- und Verständnisabfrage», sagt Heidenreich. Die Prüfungen seien im Übrigen so gestaltet, dass sie keine Zeit für Recherchen - auch mit smarten Technologien - zulassen.
Bern mit Regelung ab Juni
Und in der Hauptstadt heisst es: An einigen Fakultäten werde das Thema diskutiert, es gebe jedoch noch keine formale Regelung für den Umgang mit Smartwatches an Prüfungen. An der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät gehe man aber beispielweise davon aus, dass es an den Prüfungen im Juni 2015 eine entsprechende Regelung geben wird und Smartwatches ab diesem Zeitpunkt verboten sein werden. Alle Unis haben sich mit dem Thema rudimentär befasst, gehen aber nicht weit genug. Denn Stand heute ist das einzige Mittel gegen den Gebrauch von Smartwatches im Prüfungssaal, Uhren generell zu verbieten. Anders als beim Smartphone ist der Blick auf die Uhr nämlich kein verdächtiger. Und ob das nun eine «Smarte» ist, können die Aufsichtspersonen unmöglich im Vornherein überprüfen. Natürlich: Studenten und Schüler werden immer versuchen, die Fakultäten «auszutricksen». Aber die Lerninstitute sollten versuchen, das so schwer wie möglich zu machen. Blosse Regularien gehen da nicht weit genug.