12.03.2010, 11:07 Uhr
Sex und die Entwicklung des WWW
Ein massgeblicher Motor für die Weiterentwicklung des WWW ist die Sex- respektive Pornoindustrie. Wir präsentieren Ihnen Beispiele dafür, wie die Lust auf nackte Haut dem Internet Beine machte.

Hans-Christian Dirscherl ist Redaktor bei unserer deutschen Schwesterpublikation PC-Welt
Etliche Analysten und Marktforscher sind davon überzeugt, dass ohne die Sex- und Porno-Branche das World Wide Web nie das heutige Ausmass erreicht hätte. Mit «Thank you, Porn!» übertitelt deshalb unsere US-Schwesterzeitschrift PC World einen Artikel, in dem es darum geht, wie die Sex-Industrie das Internet voranbrachte und das Web veränderte. Unsere Kollegen von der deutschen PC-Welt haben die wesentlichen Aussagen daraus zusammengefasst. Auf den nächsten Seiten zeigen wir Ihnen, wie Sex neuen Technologien im WWW zum Durchbruch verhalf.
Paris Hilton
Paris Hiltons «Ruhm» (wenn man es denn so nennen will) beruht unter anderem auf «1 Night in Paris», einem Sex-Filmchen aus dem Jahr 2004, das die milliardenschwere Hotelerbin beim Geschlechtsverkehr mit ihrem damaligen Freund zeigt und das im Internet die Runde machte. Das Video war über viele Wochen das am häufigsten angeschaute und heruntergeladene Video des Internets. Auch bei den Suchmaschinenanfragen dominierte «1 Night in Paris».
Paris Hiltons «Ruhm» (wenn man es denn so nennen will) beruht unter anderem auf «1 Night in Paris», einem Sex-Filmchen aus dem Jahr 2004, das die milliardenschwere Hotelerbin beim Geschlechtsverkehr mit ihrem damaligen Freund zeigt und das im Internet die Runde machte. Das Video war über viele Wochen das am häufigsten angeschaute und heruntergeladene Video des Internets. Auch bei den Suchmaschinenanfragen dominierte «1 Night in Paris».
Streaming Content
Bevor man bei Videostreaming überhaupt an YouTube und Konsorten dachte, waren erotische Videos bereits selbstverständlich. Der Drang nach bewegten Sex-Bildern im Internet schuf erst die Basis für leistungsfähiges Videostreaming.
Bevor man bei Videostreaming überhaupt an YouTube und Konsorten dachte, waren erotische Videos bereits selbstverständlich. Der Drang nach bewegten Sex-Bildern im Internet schuf erst die Basis für leistungsfähiges Videostreaming.
Online-Bezahlsysteme
Den Marktforschern von Forrester Research zufolge gaben Internetnutzer im Jahr 1999 um die 1,3 Milliarden US-Dollar für Online-Pornos aus. Das waren damals um die acht Prozent des gesamten Internethandelswertes. Im Jahr 2006 machte das Geschäft mit der nackten Haut 2,8 Milliarden US-Dollar aus - bei insgesamt 150 bis 200 Milliarden Dollar Gesamtumsatz im WWW. Der Anteil des Sexhandels ist also mittlerweile gesunken, doch Ende der 90er-Jahre war das Geschäft mit nackter Haut die Triebfeder für Online-Geschäfte.
Den Marktforschern von Forrester Research zufolge gaben Internetnutzer im Jahr 1999 um die 1,3 Milliarden US-Dollar für Online-Pornos aus. Das waren damals um die acht Prozent des gesamten Internethandelswertes. Im Jahr 2006 machte das Geschäft mit der nackten Haut 2,8 Milliarden US-Dollar aus - bei insgesamt 150 bis 200 Milliarden Dollar Gesamtumsatz im WWW. Der Anteil des Sexhandels ist also mittlerweile gesunken, doch Ende der 90er-Jahre war das Geschäft mit nackter Haut die Triebfeder für Online-Geschäfte.
3G Mobile-Dienste und -Angebote
Ob Pornos die man sich in der U-Bahn auf dem Handy anschaut, wirklich der Brüller sind, sei einmal dahin gestellt. Insbesondere dann, wenn einem der neugierige Nachbar dabei über die Schulter schaut. Doch auch das Verlangen nach Lust treibt Mobilfunkanbieter zu immer schnelleren Datenanbindungen.
Ob Pornos die man sich in der U-Bahn auf dem Handy anschaut, wirklich der Brüller sind, sei einmal dahin gestellt. Insbesondere dann, wenn einem der neugierige Nachbar dabei über die Schulter schaut. Doch auch das Verlangen nach Lust treibt Mobilfunkanbieter zu immer schnelleren Datenanbindungen.
Breitband-Boom
Videos brauchen Bandbreite. Ohne ausreichend Bandbreite machen Sexvideos keinen Spass respektive kommen sie sonst überhaupt nicht durch die Leitung. Im Jahr 2000, also schnelle Breitbandanschlüsse noch keineswegs selbstverständlich waren, gaben fast 20 Prozent der befragten AT&T-Breitbandkunden an, dass sie für Sexvideos aus dem Internet bezahlen würden. Das war also ein wesentlicher Anreiz für die schnelle Internetverbindung. Für das Jahr 2003 nennen die Marktforscher von Nielsen/NetRatings Musikdownloads und Pornographie als die wichtigsten Faktoren für die Anschaffung eines Breitbandanschlusses in Europa.
Videos brauchen Bandbreite. Ohne ausreichend Bandbreite machen Sexvideos keinen Spass respektive kommen sie sonst überhaupt nicht durch die Leitung. Im Jahr 2000, also schnelle Breitbandanschlüsse noch keineswegs selbstverständlich waren, gaben fast 20 Prozent der befragten AT&T-Breitbandkunden an, dass sie für Sexvideos aus dem Internet bezahlen würden. Das war also ein wesentlicher Anreiz für die schnelle Internetverbindung. Für das Jahr 2003 nennen die Marktforscher von Nielsen/NetRatings Musikdownloads und Pornographie als die wichtigsten Faktoren für die Anschaffung eines Breitbandanschlusses in Europa.
Malware
Beim Anblick nackter Haut schaltet so mancher Internetnutzer das Grosshirn aus und schiebt alle Sicherheitsbedenken zur Seite - dann schlägt der Virus zu. Geradezu typisch sind die Angebote beim Besuch dubioser Seiten, mal schnell ein scharfes Video anzuschauen, indem man einen speziellen, dafür benötigten Video-Codec herunterlädt und installiert. Wer das macht, dem ist nicht mehr zu helfen - ebenso wie so manchem dadurch verseuchten PC nicht mehr zu helfen ist.
Beim Anblick nackter Haut schaltet so mancher Internetnutzer das Grosshirn aus und schiebt alle Sicherheitsbedenken zur Seite - dann schlägt der Virus zu. Geradezu typisch sind die Angebote beim Besuch dubioser Seiten, mal schnell ein scharfes Video anzuschauen, indem man einen speziellen, dafür benötigten Video-Codec herunterlädt und installiert. Wer das macht, dem ist nicht mehr zu helfen - ebenso wie so manchem dadurch verseuchten PC nicht mehr zu helfen ist.

Eng verwandt mit dem Malware- Problem durch Sex-Downloads ist das so genannte Browser-Hijacking. Auch hier wird die Tatsache ausgenutzt, dass viele triebgesteuerte Anwender den Verstand ausschalten - und prompt eine neue Startseite im Browser verpasst bekommen, um nur ein Beispiel zu nennen.

Der legendäre Streit um Sex.com (die Seite erschlich sich 1996 eine nichtberechtigte Person, indem sie dem Registrar vortäuschte, dass sie der rechtmäßige Inhaber sei. Eine lange rechtliche Auseinandersetzung um den Besitz von Sex.com war die Folge) ist nur das berühmteste Beispiel dafür, wie wertvoll die verlockendsten und einprägsamsten Domain-Namen sind und wie heftig um sie gestritten wird.
Live Chat
Videos und Bilder anschauen ist eine Sache, aber tatsächlich Kontakt mit der sich reizvoll räkelnden Frau am anderen Ende der Internet-Leitung aufzunehmen, ist eine noch ganz andere Dimension. Das verschaffte dem Live Chat den Durchbruch.
Videos und Bilder anschauen ist eine Sache, aber tatsächlich Kontakt mit der sich reizvoll räkelnden Frau am anderen Ende der Internet-Leitung aufzunehmen, ist eine noch ganz andere Dimension. Das verschaffte dem Live Chat den Durchbruch.
Pop-Ups, Pop-Unders, Mousetrapping
Wer schon jemals eine typische Pornoseite besucht hat, weiss, wie viele Pop-Ups dort mitunter schlagartig auftauchen und den Bildschirm regelrecht zukleistern.
Wer schon jemals eine typische Pornoseite besucht hat, weiss, wie viele Pop-Ups dort mitunter schlagartig auftauchen und den Bildschirm regelrecht zukleistern.
Spam
Zwischen 2001 und 2002 stieg der Anteil von Spam mit erotischen Inhalten um gigantische 450 Prozent. 2003 stand eine von fünf Spam-Mails in Zusammenhang mit Sex. Mittlerweile ist dieser Anteil allerdings etwas rückläufig. Unseriöse Kreditangebote und Pillen aus dem Internet überholen Sex als Spam-Inhalt.
Zwischen 2001 und 2002 stieg der Anteil von Spam mit erotischen Inhalten um gigantische 450 Prozent. 2003 stand eine von fünf Spam-Mails in Zusammenhang mit Sex. Mittlerweile ist dieser Anteil allerdings etwas rückläufig. Unseriöse Kreditangebote und Pillen aus dem Internet überholen Sex als Spam-Inhalt.
Traffic-Optimierung
Link-Sharing und Kooperationen zwischen Websites sind typisch für die Rotlichtszene im Internet. Fast jede Sex-Seite verlinkt auf verwandte Angebote, um so maximalen Umsatz und Traffic zu erzeugen.
Link-Sharing und Kooperationen zwischen Websites sind typisch für die Rotlichtszene im Internet. Fast jede Sex-Seite verlinkt auf verwandte Angebote, um so maximalen Umsatz und Traffic zu erzeugen.
Hans-Christian Dirscherl