12.09.2017, 16:56 Uhr

Preisüberwacher leitet Verfahren gegen Booking.com ein

Booking.com wird Preismissbrauch bei der Festlegung von Kommissionen vorgeworfen. Nachdem die Firma ein Gespräch mit dem Preisüberwacher abgelehnt hatte, leitet dieser nun ein Verfahren gegen die Buchungsplattform ein.
Der Preisüberwacher hat ein Verfahren gegen Booking.com eingeleitet. Bei einer Untersuchung fand er Hinweise auf einen Preismissbrauch bei den Kommissionen, welche die Online-Buchungsplattform in der Schweiz verlangt. Die Suche nach einer einvernehmlichen Lösung mit Booking.com sei gescheitert, schreibt der Preisüberwacher am Dienstag. Die Hotelbuchungsplattform habe sich nicht mit ihm an den Verhandlungstisch setzen wollen. Stelle er einen Preismissbrauch fest, sei der Preisüberwacher von Gesetzes wegen verpflichtet, mit dem betroffenen Unternehmen ein Gespräch zu führen, mit dem Ziel, eine einvernehmliche Lösung zu erzielen. Da das Vorgehen in diesem Fall gescheitert sei, habe man am 8. September als logische Folge ein Verfahren eröffnet. Die Untersuchung gegen Booking.com hatte Preisüberwacher Stefan Meierhans im Februar bei der Präsentation seines Jahresberichts publik gemacht. Man überprüfe, ob es sich um ein «marktmächtiges» Unternehmen handle, wie viel ein Hotelier bezahle, damit er auf der Plattform aufgeschaltet sei, wo er aufgeführt werde und wie viel Kommission ihn das koste, hiess es damals. Booking.com machte geltend, von einer Gesprächsverweigerung könne keine Rede sein. Nach einem Treffen am 13. Juni lägen dem Preisüberwacher alle Daten und Fakten vor. Booking.com habe Beweismaterial zum Funktionieren des Marktes vorgelegt. Die Kommissionen seien im Konkurrenzvergleich und jenem mit anderen Ländern angemessen.

Erfolgreich und umstritten

Online-Buchungsplattformen sind wegen ihrer einschränkenden Teilnahmebedingungen umstritten. Die Plattformen machen den Hotels unter anderem Preisvorschriften, die es ihnen untersagen, ihre Betten auf anderen Verkaufskanälen günstiger anzubieten. Die Hotels und ihr Verband sehen darin einen Eingriff in die Unternehmensfreiheit. Dennoch gewinnen die Plattformen bei Hotels immer stärker an Bedeutung: Laut Zahlen des Instituts für Tourismus der Fachhochschule Westschweiz Wallis in Siders stieg ihr Anteil 2016 bei Buchungen in der Schweiz gegenüber dem Vorjahr um 6,7 Prozentauf rund 27 Prozent. Das Geschäft würden die drei Plattformen Booking, Expedia und HRS beherrschen, die zusammen 93 Prozent der Direktbuchungen generierten. Der Löwenanteil entfalle dabei auf Booking.com, das zur US-Gruppe Priceline gehört. Die Fachhochschule schätzt den Gesamtumsatz von Booking, Expedia und HRS auf mehr als 1 Milliarde Franken. Die von den Hotels an die Plattformen bezahlten Kommissionen beliefen sich auf 150 Millionen Franken.



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