Competec-Logistikzentrum
21.06.2012, 12:42 Uhr
Moderne im Idyll
Innerhalb von 15 Monaten entstand im beschaulichen Willisau eines der modernsten Logistikzentren Europas, das unter anderem mit einem Weltrekord aufwarten kann. Eine Werksbesichtigung.
Der 16. Juni war der Tag mit dem frühsten Sonnenaufgang 2012 und der bisher heisseste des Jahres. Eine Metapher zur gleichzeitigen Eröffnung des neuen Competec-Logistikzentrum in Willisau wäre also ein einfacher Artikel-Einstieg, würde dem Ereignis und den involvierten Akteuren aber nicht gerecht werden. Denn die neue Brack-Liegenschaft sorgt für Rekorde und hilft der ortsansässigen Bevölkerung unter anderem, Wunden zu lecken.
Etwas Geschichte
Vor acht Jahren verkündete nämlich Lego, sein 1993 errichtetes Fertigungsgebäude in Willisau nicht mehr benutzen zu wollen, der Plastikteilchen-Hersteller wollte lieber im billigen Osten produzieren. Ein Schock für die Bevölkerung: «Viele Willisauer Gewerbler haben mit dem Bau dieses Gebäudes das Geschäft ihres Lebens gemacht», erinnert sich Robert Küng, ehemaliger Stadtpräsident Willisaus und mittlerweile Regierungsrat in Luzern. Lego stellte jedoch Ökonomie vor Nostalgie, im März 2006 zog man aus.
Seither gab es durchaus Interessenten am Beton-Klotz, doch eine Betriebsfläche von 55 000 Quadratmetern an einem Standort, der ausser mit seiner Nähe zu frischer Natur und toller Aussicht nicht mit viel locken kann, verlangt nach einem Käufer mit speziellem Anforderungsprofil. «Wir haben auf den Lucky-Punch gewartet», gibt Küng zu. Der Treffer wurde gelandet, hauptsächlich weil der heutige Besitzer Existenzängste der anderen Art hatte: Er wuchs zu schnell. Während nämlich Lego zu Beginn der 90er in Willisau an seiner Bauklötze-Fabrik arbeitete, gründete Roland Brack im 70 Kilometer entfernten Bözen/AG das Unternehmen Brack Consulting Computersysteme. 18 Jahre später heisst das Unternehmen Brack Electronis AG, sitzt einige Kilometer weiter in Mägenwil/AG und gehört zur Competec-Gruppe , die rund 400 Mitarbeitende beschäftigt und letztes Jahr einen Umsatz von rund 370 Millionen Franken generierte. Kurz gesagt: das Lager in Mägenwil wurde zu klein, die Mitarbeiter mussten sich teilweise zwischen Kisten und Schachteln zu ihren Arbeitsplätzen durchwühlen. «In Mägenwil fehlte der Platz», gibt Roland Brack, Competec-Gründer,-Inhaber,-CEO und Präsident des Competec-Verwaltungsrats, zu. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Von der Zeit überholt
Von der Zeit überholt
Für die Zukunft geplant
Eine Hauptschwierigkeit bei der Wahl des neuen Logistikzentrums war, dass das Gebäude über genügend Kapazitäten verfügt, wie Roland Brack sagt. Denn momentan hat der Online-Store 40 000 Produkte im Sortiment, in zwei Jahren sollen es aber doppelt so viele sein. Mit einer Betriebsfläche von 55 000 Quadratmetern bietet das neue Brack-Domizil genug Platz dafür und hat sogar noch Reserven. Denn das Gebäude besteht aus sechs Modulen, von denen momentan fünf belegt sind. Doch nicht die Grösse des neuen Logistik-Zentrums beeindruckt, sondern hauptsächlich die Technik, welche darin steckt. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Beeindruckende Technik
Autostore
Im Autostore werden Kleinteile, die in maximal 40 x 60 cm grosse Behälter passen, von Robotern ein- und ausgelagert.. 70 Roboter, die mit einer Geschwindigkeit von 13 km/h fahren, kümmern sich um vorerst 62 000 Rüstbehälter, die auf maximal 86 500 erhöht werden können. Wer diese Abteilung nicht bloss durch eine Scheibe betrachten will oder kann, muss sich einem Medizincheck unterziehen. Denn im Inneren beträgt der Sauerstoffgehalt nur 15 Prozent, normal sind 21 Prozent. Das Brandrisiko soll dadurch minimiert werden. Insgesamt gibt es 14 dieser Autostores auf der Welt. Mit einer Grundfläche von 46x37 Metern ist derjenige in Willisau der grösste der Welt.
Automatisches Hochregallager
Auch das Hochregallager für grössere Artikel arbeitet automatisch. Ein Logistiker fährt die angekommene Palette zu einer Art Lift, der die Palette auf eine Förderstrasse hievt. Von da aus fährt die Palette ins Hochregallager und wird von einem ungefähr acht Tonnen schweren Regalbediengerät an seinen Palettenplatz gebracht. Insgesamt besteht das Hochregallager aus dreizehn Gassen, die jeweils 21 Meter hoch sind und Platz für 15 000 Paletten bieten. Die Maschinen sind nötig, wie Markus Schwarz, Projektleiter Ausbau Logistik, sagt: «Wir mussten in die Automatisierung gehen, damit wir ausbauen konnten. Von Hand sind diese Mengen nicht mehr zu bewältigen.»