26.01.2017, 16:30 Uhr
«Kleinere Unternehmen scheinen bei der Digitalisierung im Vorteil»
Computerworld hat sich mit Accenture Schweiz-CEO Thomas D. Meyer anlässlich der Studie «Technology Vision 2017» zu den Veränderungen unterhalten, die auf uns zukommen.
Was sind die wichtigsten Digitalisierungstrends 2017?
Thomas D. Meyer: Die Technologie wird menschlicher. Menschen haben es in der Hand, mittels Technologie die Arbeit, das Privatleben und die Gesellschaft zum Positiven zu verändern. Aus unserer Studie ergeben sich folgende Trends:
- Künstliche Intelligenz (KI): Einfache smarte Interaktionen werden von KI übernommen und schaffen mehr Platz für kreativere Arbeit.
- Plattformen: Digitale Ökosysteme schreiben die Regeln der Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinweg. Eine Plattform-Strategie alleine reicht nicht mehr aus, es braucht Zugang zu Ökosystemen.
- Der Mensch steht im Mittelpunkt. Konstante Weiterbildung ist unerlässlich und muss bewusst gefördert werden. Der fixe Arbeitsvertrag wird abgelöst durch neue Arbeitsmodelle mit mehr Eigenverantwortung und Flexibilität, aber auch mehr Konkurrenz. Arbeit wird auf digitalen Plattformen ausgeschrieben, kombiniert mit Online-Management-Lösungen ergeben sie eine neue Art des Miteinanders. Und auch der Anteil an freiberuflichen Mitarbeitern nimmt zu.
- Technologie wird von Menschen für Menschen weiterentwickelt. Wir alle müssen lernen, damit umzugehen und zu begreifen, wie sich unser Leben – nicht nur die Arbeit – verändert. Neugierde und Offenheit sind Grundvoraussetzungen dafür.
- Und auch der Gesetzgeber gerät unter Druck: Durch die Entwicklung neuer Industriezweige, beziehungsweise industrieübergreifender Geschäftsmodelle und Standards muss dieser sich auf das schneller werdende Innovationstempo ausrichten.
Welche Veränderungen kommen auf den Menschen zu?
Ständiges Lernen in jedem Alter, Offensein für Neues, neugierig bleiben und den technolog. Fortschritt als Chance sehen, von Jungen lernen wollen. Unternehmen haben eine grosse Verantwortung, die Mitarbeitenden nachhaltig zu schulen und zu begleiten.
Wie beeinflusst das alles die Schweizer Unternehmen?
Die neuen Technologien fördern das Unternehmertum. Schnelle Entscheidungsprozesse und agile Geschäftsformen sind von Vorteil. Die Grossunternehmen kämpfen mit hohen Anpassungskosten, kleinere Unternehmen scheinen im Vorteil.
Welche Tipps haben Sie für Unternehmen, die keine Ahnung haben, wie sie digitaler werden können?
Meyer: Sie sollten eine Innovationskultur durch Einbezug der Mitarbeiter auf allen Stufen schaffen, um den kreativen Prozess voranzutreiben. Holen Sie sich Hilfe von aussen und entwickeln Sie Veränderungen top down und bottom-up. Generierte Ideen sollten schnell umgesetzt, bei Erfolg weitergetrieben und bei Misserfolg verworfen werden. Seien sie offen für Innovation von aussen, besinnen Sie sich zurück auf die Werte und Kernelemente des Unternehmens und entwickeln Sie durchgehende Servicekonzepte.
Gibt es Digitalisierungstrends, bei denen die Schweiz führend ist/sein wird?
Meyer: Durch Initiativen wie digitalswitzerland oder FinTech Award Switzerland hat die Start-up-Szene 2015 grosse Fortschritte gemacht. Die Schweiz hat eine Chance im digitalen B2B-Geschäft, zusammen mit Deutschland, ganz vorne mitzuwirken.