Innovative Schweden
25.10.2016, 20:47 Uhr
IFS zeigt smartes Internet der ERP-Drohnen (IoD)
Der schwedische ERP-Konzern IFS wirft in Göteborg einen Blick in die Business-Zukunft, und wird ganz konkret. Anfang 2017 startet das Internet der Biz-Drohnen.
Der schwedische ERP-Anbieter IFS startete auf der IFS World in Göteborg das Internet der Drohnen. Die autonomen Fluggeräte können zum Beispiel Unterbrechungen in Stromleitungen erkennen und daraus automatisch Reparaturaufträge generieren. Die Drohne inspiziert die Leitung und bemerkt herabgefallene Bäume oder Sturmschäden als Ursache des Unterbruchs. Ihr entgeht nichts. "Die Drohnentechnologie bietet ein enormes Potenzial", sagt IFS Forschungsdirektor Bas de Vos. Energieversorger und Transportunternehmen wie die SBB senken damit die Instandhaltungskosten und verbessern die Servicequalität.
Zum Einsatz kommen software-gestützte, mittlerweile ausgereifte Bild-Analyseverfahren. Die Drohne sendet die Informationen an die IFS Applications, dem ERP-Servicepaket des Anbieters, wo sie mit Geodaten und Kunden-Feedback korreliert werden. Zurzeit handelt es sich noch um eine Machbarkeitsstudie - einen "Proof of Concept" - der aber für IFS-Kunden bald Realität werden könnte. Die Schweden sehen das Internet der Dinge/der Drohnen als wichtigen Schritt auf dem Weg in die digitale Transformation, die Prozesse optimiert, verfeinert und ganz neue Serviceleistungen entstehen lässt. Das extrem wichtige Puzzle-Steinchen für ins ERP integrierte IoT-Anwendungen ist der IoT Business Connector, den IFS in Göteborg vorstellte. Der IoT Connector schlägt die Brücke zwischen Sensoren/Drohnen und den IFS Applications, also der ERP-Anwendungssoftware. Die Sensordaten lassen sich damit direkt im ERP-System sammeln, auswerten und mit Geschäftsprozessen verknüpfen, um automatisierte oder halb-automatisierte Workflows anzustossen.
Der IFS IoT Business Connector besteht aus drei Komponenten: Controller, Gateway und Discovery Manager. Im Controller legen Unternehmen fest, welche Massnahmen ergriffen werden sollen, wenn die Analyse der IoT-/Sensor-Daten geschäftsrelevante Ergebnisse liefert. Das Gateway sichert die Kommunikation zwischen On-premise- und Cloud-Komponenten. Der Discovers Manager nutzt die IoT-Suite von Microsoft Azure, wo auch die Cloud-Variante der IFS Applications läuft. IFS sieht Potenzial in den Bereichen vorausschauende Wartung, im Service und Asset Management und in der Fertigung (Qualitätskontrolle, Prozessoptimierung). Nächste Seite: Intelligenz für Banken und Airlines Der IoT Business Connector wird zurzeit von Pilotkunden getestet: von Songa Offshore, einem norwegischen Betreiber von Gas- und Ölbohrinseln, der im Nordatlantik bohrt, vom US-amerikanischen Werkinstandhaltungs- und IT-Services ATS und vom Schädlingsbekämpfer Anticimex. Anfang 2017 soll der Connector auf den Markt kommen. Dann wird auch das Internet der Drohnen Realität.
Ing-DiBa: Kundenerwartungen erfüllen
Die analytische Intelligenz, die derartige Anwendungs-Cases ermöglicht, steckt im EOI (Enterprise Operational Intelligence). Ein Layer, das sich durch alle IFS Applications wie Asset Management, Financials, Supply Chain Management oder CRM zieht. Für das Finanzhaus ING-DiBa hat EOI herausgefunden, dass bei der Kreditvergabe die Schnelligkeit gar nicht der entscheidende Faktor für die Kundenzufriedenheit ist. Wichtiger sei vielmehr, dass Zusagen wie "In vier Tagen haben Sie ihren Kredit" eingehalten und Kundenerwartungen exakt erfüllt werden, sagt Alfred Gödeke, Managing Director EOI bei IFS. Ist eine Zusage in Gefahr, dann sucht EOI nach alternativen Optionen, um den Kunden doch noch zufrieden zu stellen.
Ein zweiter Case: Emirates Airline überwacht mit IFS EOI den Flugverkehr der Maschinen und die Reparatur ihrer Triebwerke. Eine Flugzeugturbine besteht aus zehntausenden, ja hunderttausenden von Einzelteilen, die im Schadensfall auseinandergenommen, repariert und wieder zusammengesetzt werden müssen. IFS Applications trackt jedes einzelne Teil im ERP. Wird zum Beispiel die Reparaturdauer mit 40 Tagen veranschlagt und droht die Deadline zu platzen, dann muss der Reparaturdienstleister eine Ersatzturbine stellen. Diese kostet etwa 80 Millionen Dollar, und natürlich will man derartige Extra-Ausgabe gerne vermeiden. EOI spielt mögliche Alternativen durch.
Emirates: Lohnt sich eine Ersatz-Crew?
Emirates Airline überwacht mit IFS EOI auch den Flugplan ihrer Maschinen. Hat zum Beispiel eine Maschine zwei Stunden Verspätung, dann sucht die Software automatisiert nach Lösungen. Lohnt es sich, eine Ersatz-Crew ins Rennen zu schicken? Welche Mitarbeiter und welche Maschinen in welcher Grösse stehen wo überhaupt zur Verfügung? Gödeke nennt das "automatisierte Planung", ohne dass Menschen helfen müssen, bei Airlines wie Emirates im tagtäglichen Einsatz. Das neue, auf IoT-Anwendungen optimierte Release 8.1 der Enterprise Operational Intelligence soll wie der IoT Business Connector Anfang 2017 auf den Markt kommen. Damit wären dann alle Komponenten des Internet der Drohnen zusammen. Denn Drohnen sind nichts anderes als fliegende Sensoren. Nächste Seite: Ein Schmetterlingsschlag kann die Welt verändern "Unsere Kunden wollen von uns Visionen für die Welt von morgen", sagt Thomas Säld, SVP Research and Developmenbt bei IFS. Etwa 10 Prozent seines Umsatzes investieren die Schweden in R&D, ein Viertel der Belegschaft arbeitet in der Forschung. Säld misst der "Augmented Reality" grosses Potenzial zu. Zurzeit laufen Test-Cases mit Microsofts AR-Brille HoloLens und mit Machine Learning. Auch Spracherkennung sei im Wartungs- und Reparaturbetrieb hilfreich, denn Wartungstechniker haben keine Hand frei, um einen Laptop oder ein Tablet bei der Arbeit zu bedienen.
Bei aller Zukunftseuphorie sprach Christian Sandström, Professor an der Chalmers University, einige warnende Worte. Die Pioniere seien oft diejenigen mit den Pfeilen im Rücken. "Verrennen Sie sich nicht in die falschen Lösungen". Die Welt, das Leben ist ein chaotisches System, absolut unvorhersagbar. Der Schlag eines Schmetterlingsflügels kann den Lauf der Welt verändern (Chaostheoretiker). Das heisst aber auch: Keiner weiss mit absoluter Sicherheit, was morgen und übermorgen wichtig sein wird - auch nicht in der IT-Branche. Das Leben steckt voller Überraschungen, und vielleicht ist das ja auch ganz gut so.