06.12.2011, 09:44 Uhr

Drogenkartelle mit eigenem Mobilfunknetz

Geheime Netzanbieter und getarnte Sender: Der Drogenkrieg in Mexiko ist auch ein Kampf um Kommunikationsstrukturen.
Bild: www.fotolia.de
Drogenkartelle in Mexiko umgehen Abhörungsmassnahmen: Ein namhaftes Kartell des Landes betreibt ein eigenes, geheimes Mobilfunknetz, um einer behördlichen Überwachung aus dem Weg zu gehen, berichtet das mexikanische Verteidigungsministerium. In den vergangenen zwölf Monaten konnte die Anti-Drogen-Einheit «Operacion Noreste» - großteils infolge anonymer Hinweise - in vier Bundesstaaten eine umfangreiche Mobilfunkinfrastruktur sicherstellen.

Geheimer Netzanbieter

Beschlagnahmt wurden in den Regionen Coahuila, Nuevo Leon, Tamaulipas und San Luis Potosi insgesamt 167 Antennen, 155 Verstärker, 166 Generatoren, 1446 Rundfunkempfänger, 1306 Handys, 1354 Nextel-Empfangsgeräte für iDEN-Standard sowie 71 Laptops. Als Stromversorgung dienten Batterien und Solarpanels. «Die Apparate wurden teils auf dem Schwarzmarkt besorgt, teils aus Dörfern geraubt, wo die Systeme zuvor legal in Verwendung waren», so ein Regierungssprecher.

Getarnte Sender

Die Narcos benutzten freilich ein eigenes, verschlüsseltes Signal, um Abhörung zu verhindern. Als Aufstellungsorte für die Antennen wählte man Berge und unbewohntes Gebiet. Als Techniker verkleidete Kartellmitglieder bemalten die teils auf Bäumen platzierten Antennen grün, um sie vor Helikoptern der Regierung zu verbergen. Nach ihrer Beschlagnahmung gingen die Geräte in Besitz der Regierung über. Weiter gehts auf der nächsten Seite.

Während der offizielle Bericht den Namen des Kartells verschweigt, machen die Medien vor allem die Gruppe der «Halcones» verantwortlich. Dabei handelt es sich um eine Untereinheit der «Zetas», eine der brutalsten und bestorganisierten kriminellen Gruppe des Landes, die sich ursprünglich aus einer abtrünnigen Spezialeinheit des mexikanischen Militärs entwickelte.

Medien unter Druck

Den größten Einfluss auf die Kommunikation des Landes üben Mexikos Drogenkartelle jedoch auf die Medien aus. Nach Morden und Einschüchterungen gegen Journalisten betreiben klassische Medien in Mexiko Selbstzensur und berichten kaum mehr negativ über sie.

Einzig Internet-Blogs nehmen sich kein Blatt vor den Mund, was in der Regel mit unzensurierter Härte geschieht. Eine Einschüchterung lieferten im Herbst mehrere verstümmelte, von den Tätern als Blogger bezeichnete Ermordete. Immerhin gelang es Anfang November der Hackergruppe Anonymous, ein von den «Zetas» entführtes Mitglied durch die Drohung von Namensveröffentlichungen freizupressen. (Quelle: Pressetext.com)
Harald Schodl



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