Gastbeitrag 20.06.2019, 08:15 Uhr

ERP in Zeiten der Digitalisierung

Digitalisierung und Globalisierung erhöhen das Tempo und die wirtschaftliche Komplexität in Unternehmen. Klassische ERP-Systeme stossen zunehmend an ihre Grenzen. Der Wechsel zu Enterprise-Management-Lösungen ebnet den Weg in die Zukunft.
Eine Enterprise-Management-Lösung ist umfassender als ein ERP und unterstützt Unternehmen darin, den digitalen Wandel zu vollziehen
(Quelle: Sage)
Als in den 1980er-Jahren die ersten Systeme für das Enterprise Ressource Planning (ERP) eingeführt wurden, revolutionierten diese den Geschäftsalltag. Anfänglich unterstützten sie Unternehmen hauptsächlich in den Arbeitsschritten rund um Produktionsprozesse. Später entwickelten sie sich zu Systemen zur Automatisierung und Steuerung komplexerer Geschäftsvorgänge in Verwaltung, Finanzen, Personalwesen, Beschaffung, Fertigung, Vertrieb und Marketing. Zudem ermöglichten ERPs den laufenden Einblick in die betrieblichen Prozesse und sorgten so für eine grössere Transparenz.
Quelle: ERP
Eine Studie der Marktforscher von MarketWatch prophezeit dem ERP-Markt ein weiteres Wachstum von 47 Milliarden US-Dollar bis ins Jahr 2022, was einer jährlichen Wachstumsrate von rund 7 Prozent entspricht. So vielversprechend das Wachstumspotenzial, der ERP-Markt steht bei dieser Entwicklung denselben Herausforderungen gegenüber wie alle Unternehmen: Der fortschreitenden Dominanz von Cloud-Lösungen, der Einführung künstlicher Intelligenz und Machine Learning, den immer grösser werdenden Datenmengen, die es zu verarbeiten gilt, oder dem Trend zu Blockchain und Kryptowährungen. Entsprechend passen die führenden Software-Anbieter ihre ERP-Lösungen für kleinere und grössere Unternehmen an die laufenden Entwicklungen an.

Der Weg in die Cloud

Eine im September 2018 publizierte Studie des US-amerikanischen Marktforschungsunternehmens Gartner erwartet 2019 ein Wachstum von 17,3 Prozent für den gesamten Cloud-Markt. Es wundert also nicht, dass sich auch ERPSysteme in diese Richtung bewegen, beziehungsweise durch cloudbasierte Enterprise-Management-Lösungen abgelöst werden. Neben der Vereinfachung des Datenzugangs, unabhängig vom Standort oder den Endgeräten, sind Cloud-Lösungen für Unternehmen meist kosteneffizienter, rasch implementierbar und einfacher skalierbar als On-Premise-Varianten. Gerade für KMU ist auch der verhältnismässig kleinere Verwaltungsaufwand für Unterhalt, Software-Integrationen, Updates oder Upgrades interessant. Die Lösung wird herstellerseitig bereits an neue Marktgegebenheiten und Rahmenbedingungen angepasst, sodass Anwenderunternehmen in der Regel nicht mehr in teure neue Produkte investieren müssen. Gleichzeitig erleichtern cloudbasierte Enterprise-Management-Systeme den Zugang zu den neusten Technologien und Anwendungen, wie beispielsweise zur ortsunabhängigen Zeiterfassung.

Vereinheitlichung über Grenzen hinweg

Nicht nur die Erfassung der Arbeitszeit soll heute möglichst flexibel und ortsunabhängig geschehen. International tätige und schnell wachsende mittelständische Unternehmen sind zunehmend darauf angewiesen, Daten- und Informationsströme verschiedener Standorte, Abteilungen, Netzwerke, Mitarbeiter, Geräte und Geschäftsprozesse verknüpfen zu können. Vor diesem Hintergrund entscheiden sie sich vermehrt für moderne Enterprise-Management-Lösungen, die ein vernetztes Arbeiten zulassen und mehrere Sprachen und Währungen unterstützen sowie verschiedene Gesetzgebungen berücksichtigen.
Diese Verknüpfung und Vereinheitlichung ebnet auch den Weg zu mehr Wirtschaftlichkeit. Sie vereinfachen die Abläufe und reduzieren die Kosten. Dank Datenaustausch in Echtzeit stehen allen Mitarbeitenden stets dieselben Informationen zur Verfügung. Richtlinien und Abläufe können standardisiert sowie ortsunabhängig angewendet und umgesetzt werden, was Fehler minimiert und Folgekosten senkt. Die Zukunft geht dank KI noch einen Schritt weiter: Smarte Maschinen erkennen bei entsprechender Systemintegration sogar selbstständig Optimierungspotenzial im Betrieb und tragen so zur Produktivitätssteigerung bei. Sensoren, die etwa in Geräte, Paletten oder Lastwagen eingebettet werden, leiten Informationen weiter und ermöglichen Anpassungen auf der Grundlage von Echtzeitdaten.

Investition ist rasch amortisiert

Die Einführung einer neuen Software verursacht immer Initialkosten und einen gewissen Projektaufwand. Der Return on Investment bei der Einführung einer Enterprise-Management-Lösung beträgt jedoch 177 Prozent, wie eine von Forrester im Auftrag eines britischen Software-Anbieters durchgeführte Studie im Jahr 2016 ergab. In der Untersuchung berechneten die Analysten anhand eines aus Fallstudien aggregierten Muster-Unternehmens, wie hoch die Investitionskosten und die dank der modernen Business-Software realisierten Kosteneinsparungen sind. Es zeigte sich, dass die Investitionskosten in die neue Enterprise-Management-Lösung bereits nach fünf Monaten amortisiert waren.
Die aufgezeigten Einsparungspotenziale sind vielfältig und ziehen sich durch alle Geschäftsbereiche. So konnte das Muster-Unternehmen etwa die Lagerumschlagsgeschwindigkeit steigern und dank gemeinsamer und standardisierter Einkaufsprozesse Mengenrabatte und bessere Einkaufskonditionen verhandeln. Im Inventarwesen, Sales Management und Customer Service wurden ebenfalls Kosten gespart und gleichzeitig die Transparenz gesteigert.

Moderne Tools für umsichtige Entscheide

Hand in Hand mit dem verbesserten Informationsaustausch im Geschäftsalltag geht bei einem modernen ERP-System die höhere Transparenz für Führungskräfte im Unternehmen einher. Integrierte oder extern angebundene Business-Intelligence-Funktionen ermöglichen Echtzeit-Reportings über alle Firmendstandorte hinweg. Überdies bieten Business-Intelligence-Features den Anwenderinnen und Anwendern jederzeit Einblicke in alle betrieblichen Bereiche und integrierte Analysefunktionen.
Ein Blick in die Zukunft zeigt das weitere Potenzial der Business Intelligence: Durch die zunehmende Digitalisierung vergrössert sich auch die Datenmenge, die von intelligenten Systemen verarbeitet wird. Mittels Machine Learning können diese künftig Algorithmen entwickeln, die historische Daten analysieren und darin Muster erkennen.
Die daraus resultierenden Ergebnisse dienen als Grundlage für Geschäftsentscheidungen. Die Systeme ersetzen aber keinesfalls den Menschen. Sie bilden die Grundlage für die sogenannte Augmented Intelligence. Hierbei werden menschliche Entscheidungsträger mit computergenerierten Analysen unterstützt, insbesondere dann, wenn die Daten zu komplex oder umfangreich sind.

Fazit

Die Zukunft gehört der Digitalisierung. Eine moderne Enterprise-Management-Lösung ist umfassender als ein traditionelles ERP-System und unterstützt Unternehmen dabei, den digitalen Wandel rechtzeitig zu vollziehen und stellt darüber hinaus die Weichen für eine wettbewerbsfähige Unternehmensentwicklung.
Der Entscheid für einen Software-Wechsel bietet gleichzeitig auch die Chance, die Art und Weise, wie die betriebliche Leistung erbracht wird, zu hinterfragen. Es ist daher ein guter Zeitpunkt, um vorhandene Prozesse standortübergreifend zu überdenken, zu optimieren und an neuste und künftige Anforderungen anzupassen. Wer jetzt zu einer Enterprise-Management-Lösung wechselt, der ist rechtzeitig auf die zukünftigen Herausforderungen einer globalisierten und digitalen Welt vorbereitet.
Der Autor
Guido Gemperli
Guido Gemperli ist Solutions Sales Executive, Sage Schweiz.
www.sage.com/ch

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