Michael Dell
20.10.2016, 06:44 Uhr
«Dell und EMC sind nun ein Konzern»
Der CEO von Dell Technologies hatte an der letzten «Dell World» häufiger die Frage nach der Übernahme von EMC zu beantworten. Der Kauf ist Geschichte, die Integration noch nicht.
Das laufende Jahr ist das letzte mit einer «EMC World» und einer «Dell World». Der letzte Anlass des neu gemeinsamen Unternehmen Dell Technologies läuft aktuell in Austin im US-Bundesstaat Texas. Dort sah sich Firmengründer Michael Dell am ersten Tag des Anlasses häufiger mit Fragen zur Integration der beiden IT-Riesen konfrontiert. Obgleich laut Dell die Reaktionen der Kunden und Partner «durchweg positiv waren», blieben doch auch sechs Wochen nach der Übernahme noch genügend Vakanzen, die das Kerngeschäft sowohl von Dell als auch EMC betreffen. Jedoch wollte sich Dell während der Eröffnungsrede nicht mehr mit der Vergangenheit befassen. «Bitte sehen Sie Dell und EMC nicht mehr als zwei separate Firmen an. Wir sind jetzt ein Konzern», rief er den circa 8000 Teilnehmern zu. In der unternehmerischen Praxis ist eine Übernahme offenbar viel schwieriger zu stemmen als auf dem Papier.
In Round Rock nahe Austin ist Dell gross geworden, EMC in Hopkinton (US-Bundesstaat Massachusetts). Zwischen den Orten liegen über 3000 Kilometer. Dank moderner Kommunikations- und Kollaborationstechnologie spielen Entfernungen heute kaum noch eine Rolle, ein wirklich echtes gemeinsames Produkt konnte der Neu-CEO allerdings trotzdem nicht präsentieren. Oftmals blieben die Aussagen vage, Dell- und EMC-Lösungen seien «aktuell im Bundle» erhältlich, die «Integration ist aber geplant». Ein Beispiel ist eine kombinierte Sicherheitslösung für Unternehmens-Clients aus Dell Data Protection, Dell Endpoint Security Suite Enterprise, MozyEnterprise, RSA NetWitness Endpoint, RSA SecurID Access und VMware AirWatch. Dell versprach, der Lösung noch eine gemeinsame Management-Konsole zu spendieren. In anderen Fällen – etwa der neu Flash-basierten Storage-Appliance EMC Isilon – reicht die Zusammenarbeit schon Jahre zurück. Das Produkt mit atemberaubenden Kennzahlen wie 924 TByte Kapazität, bis zu 250'000 I/O-Operationen pro Sekunde und einer Datenübertragungsrate von 15 GByte pro Sekunde kann per sofort für Tests bestellt werden. Im ersten Halbjahr 2017 soll es dann ausgeliefert werden. Kunden sind laut Dell auch im Gesundheitsbereich angesiedelt, etwa Dienstleister für die Genom-Entschlüsselung. Sie werden für die Kalkulationen der durchschnittlich rund sechs Terabyte pro Genom statt heute 360 Minuten dann noch 40 Minuten benötigen. Nächste Seite: Kampfansage an Cisco Überschneidungen im Portfolio gibt es bei VCE, dem früheren Gemeinschaftsunternehmen von Cisco, EMC, Intel und VMware. VCE war unterdessen von EMC mehrheitlich übernommen worden, bevor EMC selbst von Dell gekauft wurde. Bei den VCE-Produkten Vblock und VxRack liefert Cisco die Computing- und Networking-Hardware. Dabei wird es auch bleiben, betonte Dell an dem Anlass. Allerdings werde Dell auch selbst in den Markt für konvergente Systeme einsteigen.
So wird das Portfolio ergänzt um Lösungen wie VxRack und VxRail mit PowerEdge-Servern von Dell. Durch die neuen Hardware-Bauteile will der Anbieter den Preis eines VxRack-Systems von bis anhin 60'000 US-Dollar auf unter 45'000 US-Dollar drücken können. Gleichzeitig soll dank der Broadwell-Plattform von Intel die CPU-Leistung um bis zu 40 Prozent besser sein. Von Analysten wurde das Konkurrenzangebot als «Kampfansage an Cisco» beurteilt – trotz aller partnerschaftlichen Bekundungen von Dell. Von der neuen Eigentümerstruktur profitieren wollen zukünftig die Kunden von EMC. «Wir verzeichnen aktuell grosses Interesse bei EMC-Kunden an den Finanzierungsangeboten von Dell», sagte der CEO während einer Fragerunde mit Industrie-Analysten und Medien. Heute können Dell-Kunden zwischen diversen Leasing-, Miet- und Kaufoptionen wählen, wenn sie neue Computing- oder Server-Systeme anschaffen wollen. Diese Offerten sollen inskünftig auch für die Speicherprodukte der früheren EMC gelten, fügte Dell an. Beim Geld wird der Zusammenschluss von den Kunden getrieben, was auch in der Praxis schnell gehen dürfte.