Dell/EMC-Fusion
03.05.2016, 10:39 Uhr
Der 65-Milliarden-Deal - die Details
Michael Dell verrät auf der EMC World, wie er beide Unternehmen fusionieren will. Einige Entlassungen sind wohl unvermeidlich. Das ist die Roadmap der Fusion.
Montagmorgen auf der EMC World: Es hiess Abschied nehmen von Joe Tucci, dem alten Chef von EMC. Denn Michael Dell übernimmt das Ruder. "Ich stehe hier zum letzten Mal als Chairman von EMC", sagte Tucci auf der Bühne vor 5000 Teilnehmern. Mit Wehmut in der Stimme. Tucci bekam 'Standing Ovations'. "Es waren eine unglaubliche Zeit, aber die besten Jahre liegen noch vor uns".
Dann betrat Michael Dell die Bühne. Dell übernimmt die EMC Gruppe für 65 Milliarden Dollar. Schon in wenigen Tagen (closing day), höchstens Wochen soll der Deal abgeschlossen sein. Dell liess die Katze ein wenig aus dem Sack und skizzierte zum ersten Mal, wie er sich die Fusion der beiden Unternehmen vorstellt. Zunächst zu den Formalia: Das neue fusionierte Gesamtunternehmen - Dell plus EMC - wird Dell Technologies heissen. Dazu gehören die alte Dell, die EMC Infrastuktureinheit, VMware, Pivotal, die Sicherheitsspezialistin RSA, Secureworks und die vor zehn Monaten aufgekaufte Cloud-Spezialistin Virtustream.
Damit entstehe der grösste Infrastrukturanbieter der Welt, betonte Dell und teilte auch gleich gegen den Hauptkonkurrenten Hewlett Packard aus: Der Umsatz von Dells 'Client Business' sei in den letzten Quartalen um vier Prozent gestiegen, der von HP um 14 Prozent gesunken.
Dell/EMC: ähnliche Firmenkulturen
Mit Dell und EMC gehen Server, Notebooks und Storage zusammen. Das ergänze sich perfekt. Beide Unternehmen lägen kulturell auch gar nicht so weit auseinander. Eine Umfrage unter 7500 Mitarbeitern habe ergeben, dass die Unternehmenswerte auf den ersten fünf Plätzen exakt identisch seien. Auf dem ersten Platz, wo sonst, stehe der Kunde. In ersten gemeinsamen Arbeitsgruppen könne man schon gar nicht mehr sagen, wer ursprünglich für EMC und wer für Dell gearbeitet habe.
Michael Dells Mann für die Details ist David Goulden, den noch Joe Tucci vor zwei Jahren zum Chef von EMCs Infrastruktureinheit (EMC II) befördert hatte. Goulden wird "Dell EMC", das neue Enterprise System Business des fusionierten Unternehmens, leiten. Ganz klar eine sehr mächtige Position. Entsprechend selbstbewusst tritt Goulden auf der EMC World auf. Die alte Dell bediente kleine und mittlere Kunden, die alte EMC das hochpreisige Enterprise-Kundensegment. Goulden wittert dort viele veritable "Cross Selling"-Opportunitäten.
Einige Entlassungen wird's geben
Es werde schon einige Entlassungen geben, rückte Howard Elias dann doch mit einigen unangenehmeren Wahrheiten heraus. Die exakten Zahlen will er später kommunizieren. Elias (von EMC) ist zusammen mit seinem Kollegen Rory Read (von Dell) einer der beiden Chief-Integration-Verantwortlichen, die dafür sorgen sollen, das die Mega-Fusion halbwegs glimpflich abläuft. Die Hauptbrocken der Kostenreduktionen und Synergien lägen in Non-People-Bereichen, zum Beispiel im Beschaffungswesen (Procurement). Michael Dell wird Kosten reduzieren müssen, denn einen Kaufpreis von 60 bis 65 Milliarden US-Dollar zu stemmen ist kein Pappenstiehl. Ausserdem gibt es zwischen Dell und EMC zwar nur wenige, aber doch einige Überlappungen im Storage-Portfolio. Und Doppelbesetzungen machen in keinem Unternehmen Sinn. Von alldem sollen Kunden, Partner und Mitarbeiter so wenig wie möglich zu spüren bekommen. Alles ganz easy, alles verläuft nach Plan, hörte man auf der EMC World recht häufig. Finanzierungsprobleme gibt es auch nicht. Es gebe mehrere Schuldentranchen in Milliardenhöhe, aber das sei wirklich Sache der Banken, sich darum zu kümmern.