16.06.2011, 15:11 Uhr

BI war gestern, Business Analytics ist morgen

Heute ist Business Intelligence in Unternehmen das Werkzeug der Wahl, um das Geschäft zu steuern. SAS und Accenture sehen in Business Analytics die Zukunft.
SAS-CEO Jim Goodnight sieht die Finanzbranche gut aufgestellt bei Business Analytics
Business-Intelligence-Anwendungen (BI) haben den Nachteil, dass ausschliesslich Bestandsdaten für Geschäftsentscheidungen herangezogen werden, meint Accenture-CEO Pierre Nanterme. Seiner Auffassung nach haben Business-Analytics-Programme, die mit statistischen Modellen operieren grosses Potential. Anhand der Modellierung könnten Daten aus der Vergangenheit und der Gegenwart dazu genutzt werden, Firmenverantwortlichen Geschäftsentscheidungen zu erleichtern. Wahrscheinlichkeitsberechnungen würden Vorhersagen des zukünftigen Geschäftsgangs erlauben. Allein mit BI müssten Fachbereichsverantwortliche solche Interpolationen selbst leisten.
Das laut Accenture-CEO Nanterme grosse Potential von Business Analytics hat offenbar aber erst eine Minderheit erkannt. Eine Umfrage an der «Premier Business Leadership Series» im belgischen Antwerpen – einer Konferenz für Unternehmensverantwortliche von Grosskonzernen weltweit – ergab, dass nicht einmal jede dritte Firma statistische Modelle für Geschäftsentscheidungen nutzt. Laut Jim Goodnight, Chef des Software-Herstellers SAS, ist Business Analytics heute hauptsächlich in Finanzunternehmen und der Industrie verbreitet. Der Handel, der das Beliefern von Filialen oder Auffüllen von Regalfläche mit den statistischen Methoden optimieren könnte, beginnt erst, die Programme für das Geschäft zu verwenden. Welche Effekte die Geschäftssteuerung hauptsächlich anhand historischer Daten haben kann, erläuterte SAS-Marketingchef Jim Davis: Microsoft oder Nokia hätten sich zu sehr auf die bestehende Marktsituation verlassen und zuletzt massiv an Wert verloren. Microsoft etwa wachse substantiell zurzeit lediglich im Spielkonsolensegment – nicht eben ein Kernbereich des weltgrössten Software-Herstellers. Analog lasse Nokia in jedem Quartal mehr Federn – weil zu spät das Potential von Smartphones erkannt wurde. Nächste Seite: wann welche Autos gestohlen werden   Die heute zweitwertvollste Firma der Welt – Apple – habe nach Davis Worten vieles richtig gemacht. CEO Steve Jobs und sein Team hätten erkannt, dass Innovationen nicht technisch vollkommen auf dem neusten Stand sein müssten. Als Gründe für den Erfolg von Apple-Produkten macht der SAS-Marketingleiter das Design und den Benutzerkomfort verantwortlich. Der iPhone-Hersteller habe den Ruf der Kunden nach weniger Komplexität gehört und in seinen Produkten umgesetzt.

Individualisierte Versicherungspolicen

Wie Business Analytics dem weltweiten Versicherungskonzern Aviva beim Adaptieren seiner Policen hilft, erklärte Rod Moyse an dem Anlass in Antwerpen. Der Worldwide Head of Analytics ermittelte anhand der Statistiken zu Schadensfällen, dass häufiger ältere Autos in den späten Abendstunden von Sonntagen gestohlen werden. Diese und andere Fakten fliessen bei Aviva heute mit in die Kalkulation von Schadensklassen bei Autoversicherungen mit ein. Für Gebäudeversicherungen haben die Berater bei Aviva mittlerweile ein Overlay für Google Maps zur Verfügung. In der Schicht sind Areale mit vielen Schadensfällen oder hoher Kriminalität abgebildet. So können die Assekuranzspezialisten ohne zeitraubendes Aktenstudium neue Policen kalkulieren, illustrierte Moyse die Anwendung von Business Analytics in seinem Unternehmen.



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