Studie 11.08.2020, 12:16 Uhr

Schleppende Digitalisierung bei Schweizer Behörden

Punkto Digitalisierung haben Schweizer Behörden anscheinend noch einiges nachzuholen. Einer Umfrage zufolge konnte nur ein Viertel der Verwaltungsangestellten während des Lockdowns komplett von Zuhause aus arbeiten.
(Quelle: Claudio Schwarz / Unsplash)
Schweizer Behörden haben bei der Digitalisierung offenbar noch grossen Nachholbedarf. Denn aus einer repräsentativen Umfrage geht hervor, dass drei Viertel der Verwaltungsangestellten während des Lockdowns entweder gar nicht oder nur teilweise von Zuhause aus arbeiten konnten. Das Beratungshaus Deloitte befragte hierzu in der zweiten Maihälfte 2020 insgesamt 1500 Beschäftigte zu den Themen Digitalisierung und E-Government.
Mit durchschnittlich 25 Prozent liegt der Anteil jener Angestellten, die während der Corona-Krise vollständig im Home Office arbeiten konnten, laut Deloitte unter dem Gesamtdurchschnitt aller Schweizer Beschäftigten (30 %). Deutlich grösser wird der Unterschied hingegen, wenn man die Behörden mit Industrien wie der ICT (65 %) oder dem Finanz- und Versicherungswesen (50 %) vergleicht. Den Ergebnissen zufolge konnte bei der Bundesverwaltung gut ein Drittel der Angestellten problemlos ins Home Office wechseln. Bei Kantonen (27 %) und Gemeinden (15 %) waren es hingegen weitaus weniger. 
«Der allgemeine Trend zu mehr Home Office hat sich in der Privatwirtschaft mit der Einführung von flexiblen Arbeitsplatzmodellen schon über die letzten Jahre hinweg verstärkt», wird Philipp Roth, Leiter Öffentlicher Sektor bei Deloitte Schweiz, in einem Communiqué zitiert. «Bei den Behörden und der öffentlichen Verwaltung scheint dieser Trend jedoch noch nicht richtig angekommen zu sein», kommentiert er die Resultate der Umfrage.

Rechtliche und technische Hürden

Wie die Umfrage weiter zeigte, stehen der Digitalisierung im Behördenumfeld vor allem rechtliche Rahmenbedingungen sowie auch eine ungenügende technische Infrastruktur im Weg. So sehen die befragten Verwaltungsangestellten bei den rechtlichen Rahmenbedingungen (37 %), der Hard- und Software (30 %) sowie der physischen Infrastruktur (14 %) schliesslich auf die grössten Digitalisierungshürden. Nur 29 Prozent von ihnen hätten sofort und ohne technische Hindernisse virtuell von Zuhause aus arbeiten können, heisst es. Fast drei Viertel (71 %) kämpften gemäss Deloitte mit Frustration, weil sie auf technische Aufrüstung mehrere Tage oder gar Wochen warten mussten oder diese gar nie erhielten.
Rolf Brügger, Director for Government & Public Services bei Deloitte Schweiz, ist deshalb der Ansicht, dass insbesondere die Schaffung von entsprechenden rechtlichen Grundlagen wichtig ist. Als Beispiel führt er die elektronische Unterschrift an. «Gleichzeitig hat die Corona-Krise gezeigt, dass es möglich ist, Veränderungen sehr schnell umzusetzen. Es gilt jetzt, dieses Momentum zu nutzen und nachhaltig in die Digitalisierung zu investieren», sagt Brügger.
Ihm zufolge sollten sich die Behörden nun auf das Wesentliche konzentrieren, sprich: neue Hardware anschaffen, besonders aber auch Prozesse vereinfachen. «Neue elektronische Formulare ohne Papierausdruck und Postversand und wenige smarte neue Software-Tools könnten die Anzahl der vorhandenen Medienbrüche im Prozess erheblich reduzieren. Dafür muss man keine neue IT-Landschaft bauen, keine Hardware kaufen und keine Gesetze ändern», betont Brügger.



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