Projektverzögerungen nagen am Wachstum
Swisscom: Projektverzögerungen nagen am Wachstum
Computerworld:Warum brauchen Sie eigentlich über 500 externe Berater bei Scis?
Michael Shipton:Wesentlich ist: Menschen machen das Geschäft und nicht die Maschinen. Externe Mitarbeitende sind für uns aus drei Gründen wichtig. Erstens brauchen wir sie bei Ressourcen-Engpässen, etwa bei Rollouts, wenn uns zusätzliche Fachkräfte kurzzeitig fehlen. Zweitens sind sie mit Spezialkenntnissen für bestimmte Projekte unverzichtbar, und drittens haben wir gezielt ausgewählte Externe, deren Know-how uns über längere Zeit zur Verfügung steht. Wichtig ist dabei, dass die Leitung dieser spezialisierten Mitarbeiter sehr gezielt erfolgt. Zudem variiert auch die Anzahl der externen Mitarbeiter je nach Auftragslage. Und weil wir deren spezielle Kernkompetenzen brauchen, sind die Prozesse zum Umgang mit ihnen zentralisiert worden.
Computerworld:Den Bereich Healthcare bauen Sie von einer Abteilung zu einer neuen Divison auf. Was steht dahinter?
Michael Shipton:Wir sind überzeugt, dass wir neben dem horizontalen IT-Infrastruktur-Outsourcing auch in die vertikalen Märkte vorstossen müssen. Dafür brauchen wir spezialisierte Mannschaften, die den jeweiligen Markt in eigener Verantwortung betreuen. Im Gesundheitsmarkt hat sich bereits seit längerer Zeit abgezeichnet, dass er von einer eigenständigen Abteilung bedient werden muss. Die Frage war, wann der richtige Zeitpunkt ist. Im Finanzdienstleistungssektor, wo wir diesen Schritt bereits früher vollzogen haben, sind wir mit unserer Tochtergesellschaft Comit sehr erfolgreich. Andere vertikale Märkte sind Medien oder öffentliche Verwaltung.
Computerworld:Stehen Sie im Bereich Healthcare durch die Zusammenarbeit von CSC und Cube mit Centris unter Zugzwang?
Michael Shipton:Nein, wir stehen nicht unter Zugzwang. Wir sind bereits mit verschiedenen Projekten, etwa in Spitälern, mit der Gesundheitskarte oder bei Krankenkassen aktiv.
Computerworld:Im BBT-Projekt stehen bald wichtige Entscheidungen an. Sieht sich Scis gezwungen, nicht nur die Implementation, Migration und den Betrieb, sondern auch die Entwicklung selbst zu übernehmen?
Michael Shipton:Welche Entscheidungen in Kundenprojekten anstehen, möchte ich nicht im Detail kommentieren. Wie in allen Grossprojekten gibt es auch hier schwierige Phasen. Die Frage ist, wie man damit umgeht. Swisscom IT Services positioniert sich als Systemintegrator und IT-Provider. Unsere Kernkompetenz ist, Projekte gemeinsam mit unseren Kunden und Partnern erfolgreich durchzuführen. Wir sind keine Produktehersteller und arbeiten daher mit verschiedenen Partnern zusammen.
Computerworld:Was erwarten Sie von der Zukunft der IT-Dienstleistung, ist SOA der richtige Trend?
Michael Shipton:Ich bin Agnostiker, was die Technik angeht - wenn man das so sagen kann. SOA ist vom Gedanken her sicherlich gut, ob sich dieses Systemarchitekturkonzept schliesslich durchsetzt, wird die Zukunft weisen. Ähnlich ist es auch bei Plattformen.
Nehmen Sie das Beispiel Standardisierung im Bankenumfeld. In der Schweiz haben sich zwei Plattformen für Universal-banken durchgesetzt: Finnova und Avaloq. Als Systemintegrator bieten wir daher beide über unsere Tochtergesellschaft Comit an. Wichtig ist, immer nah am Markt zu sein.
Computerworld: ...wenn sich die Cube-Plattform durchsetzen würde, hätten Sie keine Scheu die anzubieten?
Michael Shipton:Als Systemintegrator und -betreiber sind wir Dienstleister für den Kunden. Es wäre vermessen vorauszusagen, wie die Plattformlandschaft im Gesundheitswesen in der Zukunft genau aussehen wird. Dies haben wir auch im Finanzdienstleistungssektor gesehen, wo wir heute mehr als nur eine Plattform anbieten, weil der Markt dies erfordert.
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Swisscom IT Services (Scis)
Die 2002 gegründete IT-Sparte der Swisscom beschäftigt heute rund 2700 Mitarbeiter. Sie hat sich in kurzer Zeit zu einer der drei wichtigsten nationalen IT-Services-Anbieterinnen gemausert und als Umsatztreiberin im Konzern etabliert. Begleitet wurde der rasante Aufstieg von permanenter Kritik an ihrer Preispolitik. Mit den neuesten Halbjahreszahlen hat Swisscom IT Services nun einen empfindlichen Dämpfer erhalten. Bei einem Halbjahresumsatz von 396 Millionen Franken und einem Umsatzwachstum ausserhalb des Konzerns von 36,7 Prozent auf 164 Millionen Franken gegenüber dem Vorjahreszeitraum, mussten Rückstellungen von 49 Millionen Franken für die «Entwicklung von neuen Märkten» und für Vertragsrisiken im Projektgeschäft ausgewiesen werden.
Volker Richert