KPMG-Umfrage 26.08.2020, 16:10 Uhr

Privatbanken: Corona beschleunigte Digitalisierung

Der Lockdown und die Corona-Pandemie haben die Digitalisierung bei den Schweizer Privatbanken beschleunigt. Die Banker konnten im Home Office gute Geschäfte machen.
Christian Hintermann von KPMG Schweiz hat eine raschere Digitalisierung bei Privatbanken beobachtet
(Quelle: KPMG Schweiz)
Die Geschäfte der Schweizer Privatbanken gingen während des Corona-Lockdowns offenbar gut. Die meisten Banken haben ihre Krisenmanagementpläne rasch umgesetzt und führten innerhalb weniger Tage Home Office ein. Auch ohne die persönlichen Gespräche mit der wohlhabenden Kundschaft konnten die Geschäftsbeziehungen über digitale Kanäle gepflegt und sogar ausgebaut werden. Das sind Ergebnisse einer Umfrage der Beratungsfirma KPMG unter 27 CEOs von Schweizer Privatbanken.
Stand heute existieren noch genau 100 Privatbanken in der Schweiz. Während die Corona-Krise den Unternehmen wirtschaftlich wenig anhaben konnte, kranken insbesondere kleinere Banken – mit einem verwalteten Vermögen unter fünf Milliarden Franken – an den hohen Betriebskosten. Der grösste Block ist mit rund 70 Prozent das Personal: Im Vergleich zum Vorjahr ist das durchschnittliche Jahresgehalt von 238'000 auf 241'000 Franken gestiegen, sagte Christian Hintermann von KPMG an einem Medienanlass zur Umfrage in Zürich. Der Anteil der IT-Ausgaben an den übrigen Kosten betrage mittlerweile 32 Prozent, so Hintermann weiter. Vor fünf Jahren war es nicht mal ein Viertel (23 Prozent).
Für den Partner Financial Services bei KPMG habe die Corona-Krise auf bemerkenswerte Weise gezeigt, wie schnell die Banken notwendige Veränderungen umsetzen könnten. Früher jahrelang aufgeschobene digitale Hilfsmittel und Optimierungen wurden nach Bekanntgabe des Lockdowns rasch eingeführt. «Einige Banken haben für ihre Mitarbeiter kurzfristig Laptops angeschafft und in zusätzliche Cyber Security investiert», gab Hintermann zwei Beispiele. Die Massnahmen mündeten in flexibleren Arbeitszeiten, höherer Effizienz, intensiverer Kundenkommunikation, neuen Lösungen wie Online-Client-Onboarding und Prozessautomatisierung. Am Ende hätten alle Anspruchsgruppen der Banken – Aktionäre, Kunden und Mitarbeiter – von den digitalen Lösungen profitierten.

Grenzen des digitalen Banking

Die digitalen Anwendungen waren allerdings nicht immer nützlich. Wie Hintermann sagte, stellte insbesondere die Akquisition von Neukunden über die Online-Kanäle eine Herausforderung dar. Potenzielle Privatbankkunden würden beim Erstkontakt mehrheitlich nach wie vor persönliche Treffen bevorzugen. Vor Corona galt das auch für Bestandskunden – so war jedenfalls die verbreitete Meinung unter den Führungskräften der Schweizer Privatbanken. Nun hätten Videokonferenzen die Kundenbeziehungen teils noch persönlicher werden lassen, wenn der Berater mit dem Klienten in den Privaträumen chattete, so der KPMG-Experte.
Für die Angestellten der Schweizer Privatbanken gab es neu rechtliche und regulatorische Fragestellungen zu klären: Die Grenzgänger in den Genfer Unternehmen mit Home Office in Frankreich mussten sicherstellen, dass sie Kundendaten und Transaktionen nicht auf den lokalen Systemen im Ausland hatten. Denn die Privatbanken besitzen oftmals keine Lizenz für Geschäfte in beispielsweise Frankreich.



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