Open-Source
14.10.2016, 18:22 Uhr
«Viele Kunden wechseln von einer Oracle-Datenbank zu MariaDB»
In der Schweiz setzt die Swisscom auf MariaDB. Viele Unternehmen erwägen zurzeit, auf die kostengünstigere und sichere Open-Source-Alternative zu wechseln, sagte uns Roger Bodamer von MariaDB.
Die Open-Source-Datenbank MariaDB ist auch in der Schweiz recht beliebt. Swisscom lässt ihre Hospitality Services darauf laufen. Im Vergleich mit kommerziellen Datenbanken ist MariaDB eine kostengünstigere und verlässliche Alternative. "Wir sehen aktuell viele Kunden, die eine Migration auf MariaDB in Erwägung ziehen oder bereits durchgeführt haben", sagte Roger Bodamer, Chief Product Officer des Anbieters, im Interview mit Computerworld.
Herr Bodamer, was sind die Gründe, weswegen Kunden von kommerziellen Datenbanken wie Oracle DB, Microsoft SQL Server oder IBM DB/2 zu MariaDB wechseln?
Roger Bodamer: Es gibt viele ausgereifte kommerzielle Datenbanken, und das sind auch ganz ausgezeichnete Produkte. Ich habe ja selbst als Entwickler bei Oracle gearbeitet. IBM DB/2, Oracle DB oder der SQL Server sind "General Purpose"-Datenbanken; sie sind also für viele Business-Szenarien und Workloads einsetzbar. Auf dem Open-Source-Markt dagegen gibt es nur sehr wenige Datenbank-Generalisten. Einer davon ist MariaDB.
Sind die kommerzielen Produkte den Open-Source-Lösungen nicht letzten Endes überlegen?
Bodamer: Die Use Cases der kommerziellen und der freien Open-Source-Datenbanken überlappen sich zum grössten Teil. Es gibt da keine harte Trennlinie. Etwa 90 Prozent der Aufgaben, die eine Oracle Datenbank bewältigt, kann auch MariaDB für Sie erledigen. Wir beobachten aktuell viele Leute, die von Oracle DB auf MariaDB migrieren, weil MariaDB gut genug für ihre Zwecke ist. Alles läuft prima.
Also ist Oracle oder IBM schon leistungsfähiger, nur wird diese Leistung nicht in jedem Unternehmen benötigt. Warum mit Kanonen auf Spatzen schiessen?
Bodamer: Es gibt auch bei MariaDB keine obere Leistungsgrenze. Wir haben eine Scale-out-Architektur und können die Workloads bei Bedarf auf verschiedene Datenbank-Instanzen und Nodes verteilen. Die Online-Enzyklopädie Wikipedia und der Buchungsservice Booking.com laufen auf MariaDB. In der Schweiz gehört die Swisscom zu unseren Kunden, weil unsere Datenbank eine sehr verlssliche und kostengnstigere Alternativezu den teuren kommerziellen Produkten ist. In den Niederlanden ist der Technologie- und Elektronik-Dienstleister Teleplan vor Kurzem von Oracle DB auf MariaDB migriert.
Michael "Monty" Widenius, der Gründer von MariaDB, hat davor auch die Open-Source-Datenbank MySQL entwickelt. MySQL gehörte Sun, und Sun wurde vor sieben Jahren von Oracle aufgekauft. Widenius hatte grosse Zweifel daran, dass der kommerzielle Software-Anbieter Oracle in der Lage sei, ein Open-Source-Produkt wie MySQL im Sinne der Community weiterzuführen. Also ist er kurzerhand abgesprungen und hat MariaDB ins Leben gerufen.
Eine Datenbank betreibt man nicht als Insellösung. Wie passt sich MariaDB in die restliche IT-Landschaft ein?
Bodamer: Wir haben Anfang Oktober dieses Jahres unseren neuen Datenbank-Proxy MariaDB MaxScale (Version 2.0) auf den Markt gebracht, der zwischen der Kern-Datenbank und den Clients vermittelt. MaxScale unterstützt Data-Streaming-Technologie. Sie können also bestimmte Ereignisse in MariaDB abonnieren, und MaxScale streamt diese Ereignisse im JSON-Format an ihre übrigen IT-Komponenten. Unsere Datenbank ist ein eventgesteuertes Multi-Thread-System.
Ist MariaDB sicher?
Bodamer:Sicherheit ist eine der vier Hauptkomponenten von MaxScale. Der gesamte Datentransport übers Netz und auch der Connect zur Datenbank ist per SSL verschlüsselt. Es gibt im Netz keine unverschlüsselten Daten, die Unbefugte lesen könnten. Ausserdem stoppt der vorgeschaltete Proxy MaxScale die berüchtigten «Distributed Denial of Service»-Attacken (DDOS), die Systeme komplett lahm legen können. MaxScale schützt die Kern-Datenbank, die auch bei DDOS-Attacken ungehindert weiterarbeiten kann.
Zusätzlich haben wir ein automatisches 'Fail Over' eingebaut, falls ein physischer Node einmal ausfallen sollte. Die Clients bekommen den 'Fail over' gar nicht mit, so schnell geht das. Hochverfügbarkeit, die vierte Komponente von MaxScale, erreichen wir durch ein sogenanntes «horizontales Scaling». Kann eine Datenbank-Instanz die Arbeitslast nicht mehr performant in angemessener Zeit bewältigen, wird automatisch ein zweiter Node hinzugeschaltet.