WEITERBILDUNG 16.11.2005, 08:14 Uhr

Der Kanton als Billigdiscounter

Kantonale Berufsschulen bieten IT-Weiterbildung zu Billigtarifen an und setzen private IT-Weiterbildner unter Druck.
Mit Dumpingpreisen setzen kantonale Berufsschulen wie die EB Zürich private IT-Bildungsanbieter unter Druck.
Seit vergangenem Jahr ist das neue eidgenössische Berufsbildungsgesetz in Kraft. Diesem zufolge müssten die öffentlichen Anbieter in jenen Weiterbildungsbereichen, in denen sie in direkter Konkurrenz zu privaten, nicht subventionierten Institutionen stehen, für ihre Dienstleistungen marktgerechte Preise verlangen. In weiten Teilen der Schweiz sind die weiterbildenden Berufsschulen von dieser Anforderung allerdings noch weit entfernt. Ein Preisvergleich etwa im Kanton Zürich legt offen, dass Anwenderkurse für Power Point bei der EB Zürich drei Mal billiger sind als bei der Migros Klubschule und gleich fünf Mal billiger als bei der privaten Computerschule Digicomp Academy.
Dabei gilt die EB Zürich quasi als kantonales Paradepferd in der berufsorientierten Weiterbildung. Alles zusammen gerechnet, also Informatik, Sprachausbildung sowie Kurse für Rhetorik, Stressbewältigung und vieles andere, erzielte die Schule im vergangenen Jahr Kurseinnahmen von 12,6 Millionen Franken. Dem gegenüber stehen Lohnausgaben in Höhe von 21,9 Millionen Franken. Die Benützung der vorhandenen Infrastruktur ist gar nicht mit eingerechnet. Die klaffende Lücke wird von der Kantonskasse getragen. Dabei existiert längst eine Empfehlung, nach der die Schulen angewiesen sind, wenigstens einen DB1 zu erreichen, einen Deckungsbeitrag also, der zumindest die Löhne und Honorare hereinspielt. Bei 9 von 16 kantonalen Schulen hiesse dies, dass sie die Kursgelder um 40 bis 170 Prozent erhöhen müssten, vier Schulen müssten die Preise um 10 bis 30 Prozent anheben. Die Verzerrung tritt noch deutlicher vor Augen, wenn man sich vergegenwärtigt, dass zum Beispiel bei der Wiss die Lehrergehälter nur ein Drittel der Ausgaben betragen, zwei Drittel der Kosten jedoch auf Miete, Lehrmittel, Marketing und Werbung sowie Overhead entfallen. Budget-Brocken, um die sich die öffentlichen Anbieter überhaupt nicht zu kümmern brauchen, da die Infrastruktur ja gegeben ist.



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