Rekordbusse 13.05.2009, 13:31 Uhr

Intel muss über eine Milliarde Euro zahlen

Die Europäische Kommission hat gegen den US-Chip-Hersteller Intel wegen Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung ein Bussgeld in Höhe von 1,06 Milliarden Euro verhängt. Damit übertrifft die Geldstrafe sogar die 900 Millionen Euro zu denen der Software-Gigant Microsoft im vergangenen Februar verdonnert wurde. Intel will die Entscheidung anfechten.
EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes
"Intel hat Millionen europäischer Verbraucher geschadet, indem es viele Jahre lang gezielt versucht hat, Wettbewerbern den Zugang zum Computerchip-Markt zu verwehren. Ein derart schwerer und anhaltender Verstoss gegen das EU-Kartellrecht kann nicht hingenommen werden", erklärt EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes. Intel habe in rechts- und wettbewerbswidriger Weise versucht, Konkurrenten vom CPU-Markt mit x86-Architektur zu verdrängen, heisst es aus Brüssel.
Wie die EU-Kommission erklärt, war Intel von Oktober 2002 bis Dezember 2007 mit einem Marktanteil von mindestens 70 Prozent führend im weltweiten Geschäft für CPUs mit x86-Architektur. Man sei zu dem Ergebnis gekommen, dass sich der Chip-Hersteller in zweierlei Weise rechtswidrig verhalten habe. Einerseits hätte der Konzern Computer-Produzenten ganz oder teilweise versteckte Rabatte gewährt, wenn sie alle respektive nahezu alle ihre CPUs mit x86-Architektur von Intel bezogen. Zudem leistete der Chip-Produzent direkte Zahlungen an den führenden Einzelhändler Media Saturn Holding mit der Auflage, dass er nur Computer führte, die über eine entsprechende Intel-CPU verfügten, erläutern die europäischen Wettbewerbshüter. Durch diese Rabatte und Zahlungen sei Kunden die Möglichkeit genommen worden, sich für andere PCs zu entscheiden. Des Weiteren hätte Intel Computer-Hersteller dafür bezahlt, dass diese nur verzögert bestimmte Rechner mit Konkurrenz-Prozessoren auf den Markt brachten, einstellten oder insgesamt nur Intel-Chips verwendeten.
Die EU-Kommission hat eigenen Angaben zufolge angeordnet, dass Intel die rechtswidrigen Verhaltensweisen unverzüglich einstellt. Die Prüfung sei auf Beschwerden des Mitbewerbers AMD aus den Jahren 2000, 2003 und 2006 erfolgt. Dieser kommentierte das Urteil in einer ersten Stellungnahme wie folgt: "Mit dieser Entscheidung wird der Monopolist in seine Schranken gewiesen. Nun kann die Marktmacht dahin gehen, wo sie eigentlich hingehört - zu den Computer-Herstellern, den Computer-Händlern und vor allem den Käufern von PC", sagt Giuliano Meroni, President AMD EMEA.

Intel will Berufung einlegen

Intel will die von der EU-Kommission verhängte Rekordstrafe nicht ohne weiteres hinnehmen und dagegen vorgehen. Die Entscheidung der europäischen Wettbewerbshüter sei falsch und lasse die Besonderheiten eines hoch wettbewerbsintensiven Marktes ausser Acht, erläutert Intel-CEO Paul Otellini. "Der Endverbraucher hat absolut keinen Schaden erlitten. Intel wird Berufung einlegen. Wir sind der Meinung, dass unsere Praktiken nicht gegen Europäisches Recht verstossen", so der Chef des Chip-Herstellers.
Während des Berufungsverfahrens will der Konzern laut eigenen Angaben mit der Kommission zusammenarbeiten und sicherstellen, dass er die in der Entscheidung vorgeschriebenen Massnahmen einhält.
Harald Schodl



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