Microsoft-Cloud
11.09.2014, 16:51 Uhr
Preise werden massiv sinken
Gute Nachricht für Kunden: Die Preise für Cloud-Services werden massiv fallen. Fünf Anwenderszenarien sind besonders prädestiniert für die Cloud.
Der Preiskrieg zwischen Business-Cloud-Anbietern hat gerade erst begonnen. «Die Preise sind im Sinkflug Richtung Null, darauf können Sie eine Wette abschliessen», sagte Steve Martin, GM of Cloud and Enterprise bei Microsoft, am Rande der TechEd zu unseren Kollegen von Computerworld Neuseeland. Martin meint die sogenannten Commodity-Services Computing, Storage und Netzwerk (Bandbreite), gab aber auch zu, gegen Cloud-Pioniere wie Amazon noch kein echtes Erfolgsrezept gefunden zu haben. "Wir haben noch kein Geheimrezept, wie wir den Vorteil der 'First Mover' wie Amazon aushebeln können", sagte Martin freimütig. Microsoft könne aber, davon ist er überzeugt, zwei Vorteile für sich verbuchen und dadurch Benefits anbieten, die Amazon fehlen. Redmond setzt erstens auf die auch bei den Kunden beliebten hybriden Cloud-Architekturen und sei zweitens kein reiner Cloud-Anbieter.
Computerworld sprach mit Yves Grosjean, Leiter des Competence Center Microsoft bei adesso Schweiz, über das Thema Cloud. Grosjean sieht Cloud-Anbieter wie Microsoft, SAP oder Oracle im Vorteil, weil deren Software on-premise und in der Cloud läuft. Für Grosjean sind das bestechende Vorteile für Kunden, die hybride CLoud-Architekturen aufbauen wollen.
Dreistelliges Wachstum
Microsofts Cloud-Geschäft sei, weltweit und in der Schweiz, in den letzten beiden Geschäftsjahren dreistellig gewachsen, sagte Grosjean zu CW. Auch unter Schweizer Kunden scheinen also die Vorbehalte gegenüber dem Beschaffungsmodell Cloud zu schwinden. Dabei gehe es nicht mehr um bestimmte Branchen, die der Cloud aufgeschlossener gegenüberstehen als andere, sondern um Workloads. Laut Grosjean bieten sich folgend Workloads für die Cloud geradezu an: 1) Test/Entwicklung - eine Test-Datenbank ist in der Cloud in wenigen Minuten aufgesetzt 2) Backup/Archivierung 3) Desaster Recovery - Daten sollten allerdings anfangs klassifiziert werden. Sicherheitssensitive Daten, die aus rechtlichen oder Compliance-Gründen nicht in die Cloud ausgelagert werden dürfen, bleiben on-premise. 4) High Performance Computing (HPC) - zum Beispiel für ressourcenintensive Auswertungen, die einmal im Monat oder wenige Male im Jahr anfallen. 5) Klassische Cloud-Anwendungsszenarien wie Webpräsenzen, Mail oder Office-Applikationen. Die Schweizer Finanzindustrie gilt traditionell als sehr vorsichtig und sicherheitssensitiv. Aber auch Schweizer Bankhäuser beginnen, sich über die Cloud und die mit diesem Beschaffungsmodell realisierbaren Vorteile Gedanken zu machen. Eine Bank fahre zum Beispiel einmal im Monat Markt- und Risikosimulationen, und benötige dann auf einmal 100 zusätzlich Server. Das sei ein typisches Cloud-Szenario, betont Grosjean. Auch eine Bank habe viele sogenannte Tier-3-Applikationen, die sehr wohl cloudfähig seien.
Kostendruck steigt
Mittlerweile laufe SAP ERP, die Oracle Datenbank und der Webshop von Media Markt in Microsofts Azure-Cloud. Die Banking Software Systems von Tenemos und die ERP-Lösung der Schweizer Abacus sind ebenfalls in der Cloud-Variante zu haben. "Das Cloud-Angebot hat das Reifestadium erreicht, und der Kostendruck auf die IT-Abteilung steigt weiter", betont adessos Grosjean. Zurzeit geben Cloud-Kunden in der Schweiz und in anderen Ländern gerne Rechenzentren den Vorzug, die innerhalb der eigenen Landesgrenzen stehen. Aber auch das könnte sich mittelfristig ändern, glaubt Microsofts General Manager Martin. Fragen Sie einen CIO, ob er lieber einen Cloud-Anbieter im eigenen Land hätte, und er wird antworten: Ja sicher. Lieber in der gleichen Stadt wie das eigene Unternehnen? Ja sicher. Im gleichen Gebäude wie die eigene Firma? Ja sicher. Bist Du aber auch bereit, Deinem dedizierten Cloud-Anbieter 10 bis 15 Mal so viel zu bezahlen, wie Dich ein globaler Cloud-Service-Provider kosten würde? Und das sei dann der Zeitpunkt, meint Martin, wo eine seriöse Diskussion beginnt.